Fresach (pte025/18.05.2018/11:30) – Nur, wenn sich die EU-Staaten für Vielfalt einsetzen, Mut zu Visionen haben sowie zu Solidarität und Dialog bereit sind, hat die europäische Integration Erfolg. Voraussetzung dafür ist jedoch die Entkoppelung zwischen kultureller Identität und politischen Werten, wie Politologin Sabine Riedel von der Universität Magdeburg http://pw.ovgu.de bei der vierten Auflage der Europäischen Toleranzgespräche im Kärntner Bergdorf Fresach http://fresach.org festhält.
EU-Ostländer verstehen lernen
Auch wenn Solidarität laut der Konfliktforscherin nicht überstrapaziert werden darf, sollte die nationalstaatliche Verantwortung stets gewahrt bleiben und auch gefordert werden. „Die EU-Nationalstaaten dürfen sich hierbei jedoch nicht von einer politischen Identität untergraben lassen, wie es derzeit durch viele Rechtspopulisten der Fall ist“, unterstreicht Riedel.
Eine besondere Rolle nehmen laut der Forscherin die EU-Ostländer ein. Im Gegensatz zu Deutschland oder Frankreich seien viele osteuropäische Staaten noch nicht so weit, wenn es zum Beispiel darum geht, den Euro als harte Währung einzuführen. Es bestünden verschiedene Rechtsräume, was zu zerklüfteten Regionen führe und allmählich zum Problem werde. Die EU-Ostländer würden an der Systemtransformation leiden, was sich gegenüber westeuropäischen Staaten in teils erheblichen Unterschieden der Sozialsysteme zeige.
„Schon bei der Geburt des europäischen Projekts gab es unterschiedliche Visionen der EU, die bis heute mitschwingen. Der EU-Vertrag wird sehr unterschiedlich interpretiert. Länder wie Polen oder jene der ehemaligen Tschechoslowakei haben nach der Wende die langersehnte Souveränität genossen und gaben diese neu gewonnene Freiheit wieder zurück nach Brüssel. Aus der Historie heraus gibt es somit unterschiedliche Integrationsvorstellungen“, sagt Riedel.
„Bürger haben Vertrauen verloren“
Auch der ehemalige österreichische EU-Abgeordnete und Präsident des Denk.Raum.Fresach, Hannes Swoboda, weist auf die Diversität der EU als Merkmal eines Friedensprojektes hin. Dabei fordert er neben Veratwortlichkeit und Solidarität jedoch auch die Bereitschaft aller zu Reformen. „Das Problem der EU ist nach wie vor die überbordende Bürokratie. Auch ein Mangel an Dialog über bestehende Probleme – namentlich die Flüchtlingskrise – lässt sich nicht von der Hand weisen.“ Politiker mit Zivilcourage seien nötig, damit die EU nicht zerfällt.
„Bei der Flüchtlingswelle 2015 hat man es verabsäumt, gemeinsam über eine Lösung nachzudenken. In der Folge hatten viele Bürger das Gefühl, dass der Staat die Grenzen nicht mehr schützt und das Vertrauen verloren. Dabei erwarten viele Bürger von ihren Regierungen nationales und nicht primär europäisches Handeln“, ergänzt Swoboda.
Ridel und Swoboda sind sich darin einig, Mut zu Visionen zu haben, um die EU weiterzuentwickeln und auch ohne die Briten stabil zu halten. „Geschichtsbewusstsein ist in der Hinsicht, dass wir stolz darauf sind, etwas gesellschaftlich geschafft zu haben, wie sich am Beispiel der mehrsprachigen Ortstafeln in Kärnten zeigt. Auseinandersetzungen in der Vergangenheit haben uns letztlich weitergebracht. Der Narrativ Europa muss in der Vergangenheit beginnen und zukunftsorientiert ausgerichtet sein“, schließt Swoboda.
Fotos zu den Europäischen Toleranzgesprächen 2018 in Villach und Fresach stehen unter folgenden Links als kostenlose Downloads zur Verfügung:
Love-Tour ’18 zu Europäischen Toleranzgesprächen Villach
http://fotodienst.pressetext.com/album/3674
Tourismusforum zu den Grenzen des Wachstums
http://fotodienst.pressetext.com/album/3673
Europäische Toleranzgespräche 2018: Empfang in Villach
http://fotodienst.pressetext.com/album/3672
Verleihung des Europäischen Toleranzpreises in Fresach
http://fotodienst.pressetext.com/album/3671
100 Jahre Republik: Festival der Toleranz
https://fotodienst.pressetext.com/album/3670
(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Florian Fügemann
Tel.: +43-1-81140-313
E-Mail: fuegemann@pressetext.com
Website: www.pressetext.com