Preisverleihung: Beziehungen kein Garant für Sieg

Börsenbär und Bulle

Oscar: Freundschaft mit Jury heißt noch keinen Sieg (Foto: pixabay.com, kalhh)pressetext.redaktion

London/Bergen (pte004/15.07.2019/06:15) – Wenn man als Kandidat für einen Preis mit einem Juroren befreundet ist, erhöht das die Chancen auf eine Nominierung, senkt jedoch die Wahrscheinlichkeit, am Ende zu gewinnen. Das trifft auf alle möglichen Preise zu, von den Oscars bis zum Nobelpreis. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der City, University of London http://city.ac.uk und der Norwegischen Handelshochschule http://nhh.no .

„Preise sind ein gewaltiger Antrieb für den Marktwert. Filmpreise können das Einspielergebnis eines Filmes erhöhen, Literaturpreise Zugang zu exklusiven Verlagen verschaffen und akademische Preise zu mehr Forschungsförderung führen“, erklärt Simone Ferriani, Professor an der Cass Business School der City, University of London. Es sei deswegen wichtig, zu verstehen, wie Beziehungen sich auf die Gewinnchancen auswirken, auch weil im öffentlichen Leben immer mehr nach Transparenz verlangt wird.

Freundschaft mindert Siegeschancen

Die Wissenschaftler analysierten die statistischen Daten aus acht Jahren von Preisverleihungen in der norwegischen Werbebranche. Sie führten auch Interviews mit Vertretern dieses Bereiches durch und ermittelten so, welche Faktoren einen Einfluss auf die Entscheidungen von Juroren haben. Die Forscher achteten dabei auf drei Beziehungselemente: Erstens direkte Beziehungen, wenn also beispielsweise ein Kandidat für die Nominierung zuvor schon einmal mit einem Juroren gearbeitet hat. Zweitens Reziprozität, was bedeutet, dass ein Juror von einem Kandidaten in der Vergangenheit in einem anderen Kontext Vorzüge erhalten hat. Drittens die Cliquenhaftigkeit, also wenn ein Kandidat Teil des gleichen Netzwerkes ist wie ein Juror.

Es stellte sich heraus, dass alle drei Faktoren zwar die Chancen auf eine Nominierung erhöhen, jedoch nur Reziprozität einen Kandidaten dem Sieg näherbringt. Direkte Beziehungen und die Zugehörigkeit zur Clique eines Jurors würden die Gewinnchancen sogar mindern. Die Entscheidungsträger bei Preisverleihungen hätten zwar keine Scheu davor, ihre Freunde und Bekannte bei einer Nominierung vorzuziehen, würden aber davor zurückschrecken, ihnen tatsächlich zum Preis zu verhelfen.

Eigeninteresse der Juroren steht im Weg

Den Forschern zufolge könnte diese Form von Integrität bei Juroren aus reinem Selbstinteresse erwachsen. Denn einen Freund oder Bekannten zu offensichtlich den Vorzug zu geben, würde ihrem Ansehen schaden. „Sie haben das Bedürfnis, ihre moralische Integrität zu signalisieren und Vorwürfe der fehlenden Authentizität zu vermeiden“, so die Theorie von Ferriani. Das Ergebnis sei ein Zeichen dafür, dass Preisverleihungen nicht nur auf Leistungen basieren, jedoch auch nicht komplett voreingenommen sind.

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