Was ist Geld und welche Rolle spielte es in unserer bisherigen Geschichte? Wenn man über den digitalen Euro spricht, und das tun unsere Experten in der AnlegerLand Ausgabe „Der digitale Euro“ in kontroversen Sichtweisen, ist damit Zentralbankgeld gemeint, das den Wirtschaftssubjekten für ihre täglichen Zahlungen in elektronischer Form zur Verfügung steht. Zur Einleitung der Standpunkte möchten wir daher die Geschichte des Geldes grundsätzlich kurz zusammenfassen.
Drei Funktionen sollte Geld laut der Deutschen Bundesbank erfüllen: Tauschmittel, Recheneinheit und Wertspeicher. Dabei kann Geld verschiedene Formen annehmen. Physisch sichtbar ist es als Bargeld in Scheinen und Münzen.
Neben dem „realen“ Geld gibt es das Buchgeld bzw. Giralgeld, das auf unseren Bankkonten schlummert, also eine Form von immateriellem Geld. Dieses kommt zum Einsatz, wenn wir kontaktlos mit Kredit- oder Girokarte bezahlen oder über die Zahlungsapps auf unseren Smartphones. Auch bei diesen Zahlungsvorgängen wird Geld transferiert, gebucht, aber eben nicht physisch gegen Ware ausgetauscht. Der nicht erst seit Corona boomende Onlinehandel akzeptiert neben den erwähnten immateriellen Geldtransaktionen immer häufiger außerdem digitales Geld, sogenanntes Krypto-Geld wie Bitcoin & Co.
Inhalt
- Vom Warengeld zum Repräsentativgeld
- Vom Repräsentativgeld zum Fiatgeld
- Akzeptanz als Zahlungsmittel
- Ist Bitcoin eine Währung?
- Was ist Geld? FAQ
Vom Warengeld zum Repräsentativgeld
Geld erleichtert also den Handel, denn schließlich entstand es einst dadurch, dass der Tauschhandel irgendwann an seine Grenzen stieß. Je mehr Waren im Umlauf kamen, desto länger wurden letztlich die Tauschketten und das verkomplizierte den Warenhandel immer mehr. Schon bei zehn verschiedenen Waren gibt es bis zu 45 Tauschverhältnisse. Das lässt sich mit Geld als anerkanntem Tauschmittel einfacher gestalten. Zudem macht es den jeweiligen Wert der Waren direkt sichtbar und vergleichbar.
Über den Tauschhandel hin zu frühen Geldformen wie Muscheln entwickelte sich zunächst das Warengeld. Dabei handelte es sich beispielsweise um Gold- oder Silbermünzen, deren nominaler Wert durch das Material gedeckt war, aus dem sie gefertigt wurden. Die Knappheit und mangelnde Verfügbarkeit von Gold und anderen Formen von Warengeld führten dann zur Entwicklung des sogenannten Repräsentativgelds. Die Münzen und nun ebenfalls gebräuchlichen Geldscheine hatten nur noch einen geringen Materialwert. Der nominale Wert des Geldes war allerdings in der Regel durch Goldreserven gedeckt, was als Goldstandard bekannt ist. Das galt beispielsweise bis weit ins 20. Jahrhundert hinein für den US-Dollar.
Vom Repräsentativgeld zum Fiatgeld
Es folgte 1971 der sogenannte Nixon-Schock. Der damalige US-Präsident Richard Nixon brach einseitig das internationale Versprechen, den US-Dollar jederzeit in Gold umzutauschen. Damit war das Ende des globalen Goldstandards besiegelt und das weltweite Währungssystem musste sich neu finden.
Die bisherige Ordnung, die 1944 im amerikanischen Bretton Woods beschlossen wurde, hatte den US-Dollar als globale Ankerwährung. Der US-Dollar wiederum war an den Goldpreis gebunden. Genauer, die US-Notenbank verpflichtete sich gegenüber den anderen Währungsbehörden und Regierungen dazu, den US-Dollar jederzeit zu einem fixen Kurs von 35 US-Dollar pro Feinunze in Gold umzutauschen.
Die anderen internationalen Notenbanken wiederum verpflichteten sich, ihre Währungen innerhalb enger Bandbreiten an den US-Dollar zu fixieren. Und so waren die Währungen praktisch über die amerikanische Währung nicht nur indirekt an Gold gebunden, sondern auch dadurch gedeckt.
Das Problem dieses Währungssystems war es, Geld neu zu schaffen, wenn man nicht über die entsprechenden Goldreserven verfügte. Der Nachkriegsboom der weltweiten Wirtschaft oder auch militärische Konflikte wie der Vietnamkrieg nahmen jedoch viel Liquidität in Anspruch, sodass der Goldstandard stillschweigend und schleichend schon vor 1971 verwässert wurde. Als schließlich deshalb immer mehr Länder ihre US-Dollarbestände bei der amerikanischen Zentralbank in Gold umtauschen wollten – noch dazu war zu diesem Zeitpunkt die Feinunze Gold mehr wert als der fixe Umtauschkurs von 35 US-Dollar –, hob US-Präsident Nixon den Goldstandard einseitig auf.
Was aber immer noch galt, war das System der festen Wechselkurse zum US-Dollar. Und nachdem Amerika mit Ende des Goldstandards die Geldruckmaschine angeworfen hatte, mussten die ausländischen Zentralbanken deshalb zunehmend den US-Dollar stützen. Bis Januar 1973, da stellte die Schweiz zuerst die Stützungskäufe ein, es folgten weitere Staaten und das Bretton-Woods-System war Geschichte.
Die Notenbanken, entfesselt vom System fixer Wechselkurse, konnten grundsätzlich nun so viel Geld drucken (entstehen) lassen, wie sie wollten, und dies für ihre nationale Geldpolitik nutzen. Durch Kreditvergabe von Banken konnte neues (Buch-)Geld entstehen. Das sogenannte Fiatgeldsystem war geboren. „Fiat“ hat dabei nichts mit dem italienischen Autohersteller zu tun. Sondern das Wort stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Es werde“ und unterstreicht die neugewonnenen Freiheiten und den Machtgewinn der nationalen Notenbanken.
Akzeptanz als Zahlungsmittel
Geld ist aber nur Geld, wenn es als Zahlungsmittel akzeptiert wird – und hier kommen die zwei genannten weiteren Funktionen des Geldes in Spiel: als Recheneinheit gut teilbar sein (z. B. in Euro und Cent) sowie als Wertspeicher haltbar und wertbeständig sein. Das Fiatgeld ohne materielle Hinterlegung ist gegenüber seinen Vorgängern mehr denn je auf Vertrauen angewiesen. Dieses ist nun dann gegeben, wenn das Geld in der Zukunft als Tauschmittel akzeptiert wird und nicht an Wert verliert.
Die Bundesbank schreibt hierzu wiederum: „Für Zentralbanken ist Vertrauen das wichtigste Kapital. Die Menschen müssen darauf vertrauen, dass sie die Preisstabilität sichern. Dieses Ziel darf eine Zentralbank nicht anderen Zielen unterordnen.“ Und weiter: „Den Staatshaushalt zu finanzieren, und diese Mittel zweckmäßig einzusetzen, fällt in den Verantwortungsbereich von Regierungen und Parlamenten. […] Die Unabhängigkeit der Zentralbanken dient gerade dazu, sich entsprechenden Forderungen der Politik entziehen zu können, um das Ziel der Preisstabilität nicht zu gefährden. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung, um das Vertrauen in unser Geld zu erhalten, damit es seine Funktionen auch in Zukunft erfüllen kann.“ Wie sich die aktuelle Situation tatsächlich darstellt, mag sich jeder Leser selbst vor Augen führen.
Ist Bitcoin eine Währung?
Die zunehmende Digitalisierung hat über die Jahrzehnte die Bezahlmethoden verändert. Inzwischen bringt sie sogar alternative Zahlungsmittel ins Spiel. Kryptoassets wie Bitcoin sind jedoch zumindest in den Augen der Bundesbank keine Währungen, selbst wenn sie die Funktion als Zahlungsmittel teilweise erfüllen. Es gebe jedoch bislang nur wenige Möglichkeiten, Kryptos gegen Waren zu tauschen. Zudem steht keine staatliche Institution hinter Bitcoin & Co. In der Funktion als Wertspeicher betrachtet die Bundesbank Kryptos als ungeeignet. Zu groß seien die Kursschwankungen.
Diese Sichtweise der Bundesbank ist nachvollziehbar, wobei der Bitcoin mittelfristig trotz aller Kursschwankungen bekanntlich deutlich an Wert gewonnen hat, während der Euro beispielsweise gegenüber dem US-Dollar seit 2008 kontinuierlich an Wert verlor. Mit dem digitalen Euro plant die EZB nun eine Antwort auf die Kryptos. Ob und in welcher Form er kommt, ist noch unklar. Auf jeden Fall dürfte er dann ein institutionell abgesichertes und anerkanntes Zahlungsmittel sein.
Begründungen der Befürworter für den digitalen Euro gibt es viele. Ganz zentral dürfte aber für die EZB sein, den privatwirtschaftlich organisierten digitalen Zahlungswegen wie beispielsweise dem Bitcoin eine eigene digitale Währung entgegenzusetzen, die modernen Bezahlansprüchen entspricht und dem Erodieren des Geldmonopols der Zentralbank einen Riegel vorschiebt.
Was ist Geld? FAQ
Geld fungiert als Tauschmittel und erleichtert so den Handel.
Laut der deutschen Bundesbank sollte Geld 3 Aufgaben erfüllen: Tauschmittel, Recheneinheit und Wertspeicher.
Die Bundesbank sieht Bitcoin nicht als Währung an, da die Kursschwankungen für einen Wertspeicher zu groß seien. Außerdem seien die Möglichkeitenm tatsächlich mit Bitcoin zu bezahlen, begrenzt.
Bild: © Willfried Wende auf Pixabay