Nichts dazugelernt – die Adler Group und der Fall Wirecard

Daniel Bauer Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. Vorstand Porträt auf weißem Hintergrund
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Die Insolvenz der Wirecard AG jährt sich in gut einem Monat zum zweiten Mal. Eigentlich hätte man erwarten dürfen, dass Manager und Kontrolleure börsennotierter Gesellschaften insbesondere aus dem Transparenzdesaster, veranstaltet durch die Führungsriege des Skandalunternehmens, gelernt haben. Doch dem scheint nicht so zu sein. 

Zumindest drängt sich einem der Eindruck auf, wenn man sich den Umgang des Verwaltungsrats der Adler Group S.A. mit den Ergebnissen der Sonderprüfung durch den Wirtschaftsprüfer KPMG ansieht, der nicht darauf schließen lässt, dass man an einer ehrlichen und transparenten Aufarbeitung der in der Vergangenheit liegenden Geschehnisse interessiert ist. Denn wenn dem so wäre, müsste sich der Verwaltungsratsvorsitzende dann nicht vehement dafür einsetzen, dem Sonder- und dem Abschlussprüfer bislang über 800.000 zurückgehaltene Unterlagen und E-Mails zeitnah zur Verfügung zu stellen?

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Das Argument, dass nur dadurch die Abschlussprüfung für 2021 rechtzeitig vor dem 30. April abgeschlossen und somit Kündigungen von Kreditgebern und Anleiheinvestoren verhindert werden konnten, ist nicht überzeugend. Denn einen Bericht des Abschlussprüfers über die Prüfung ohne einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk hätte man auch erhalten, ohne die Sonderprüfung vorzeitig ohne finale Aussagen zu beenden.

Eigentlich hätte man erwarten dürfen, dass der Verwaltungsratsvorsitzende alles daransetzt, die fragwürdigen Transaktionen der Vergangenheit aufzuarbeiten und gegebenenfalls Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Diese einmalige Chance hat er vertan. Und damit die Chance, verloren gegangenes Vertrauen der Kapitalanleger zurückzugewinnen. 

Stattdessen hat man mittlerweile auch noch den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verspielt: Erst kündigte man am 17. Mai auf einer Investorenkonferenz an, dass auch der Jahresabschluss des Jahres 2022 von KPMG geprüft werden soll. Dann musste man nur wenige Stunden später zurückrudern, nachdem KPMG mitgeteilt hatte, dafür nicht zur Verfügung zu stehen. 

Es stellt sich nun die Frage, wer unter diesen Umständen und mit der Ungewissheit, ob einem alle für die Prüfung erforderlichen Dokumente zur Verfügung gestellt werden, überhaupt die Abschlussprüfung übernehmen möchte? 

Die SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger fordert die notwendige Transparenz nun aktiv ein und wird bei der Adler Group S.A. und deren Tochtergesellschaften ADLER Real Estate AG und Consus Real Estate AG Sonderprüfungen vorbereiten. Wir bitten alle Aktionäre dieser Gesellschaften um ihre Unterstützung in ihrem eigenen Interesse. Denn aus unserer Sicht kann eine transparente Aufarbeitung der Vergangenheit den Fortbestand der Gruppe sichern!

Dieser Artikel stammt aus der AnlegerPlus-Ausgabe 5/2022.

Foto: © unsplash.com

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