Comeback der Zinsen: drei Tipps für den richtigen Aktien-Anleihen-Mix

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Von Jesper Wahrendorf, Head of Vanguard Invest

Sie sind wieder da: Anleihen. Angeschoben durch die Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der Erwartung, dass noch weitere Zinsschritte folgen werden, kletterte die Rendite von 10-jährige Bundesanleihen zuletzt bis auf knapp 2,7 Prozent. 

Inhalt

  1. Wie hoch soll die Anleihen-Quote sein?
  2. Worauf gilt es zu achten?

Auf der Suche nach dem „Mix der Weisen“

Durch das Comeback der Zinsen tut sich die spannende Frage auf, mit welchem Anteil Anleihen im Portfolio nun gewichtet werden sollten. Sicherheitsorientierten Investoren wird beispielsweise zu einer 30/70-Aufteilung geraten, also 30 Prozent Aktien und 70 Prozent Anleihen. Offensive Anleger machen häufig vom umgekehrten Verhältnis Gebrauch. Andere Empfehlungen erachten bei chancenorientierten Depots eine Aktienquote von 60 Prozent als ideal. 

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Doch taugen solche Faustregeln tatsächlich für die Praxis? Ja, sie bieten eine wichtige Orientierung. So hätte ein aktienbetonter 60/40-Mix auf Sicht der letzten 120 Jahre durchschnittlich rund 0,6 Prozent mehr Rendite pro Jahr erzielt als eine Anleihen-lastige 40/60-Kombination. Die Frage nach dem richtigen Verhältnis ist auch deshalb so wichtig, weil auf lange Sicht selbst kleine Renditeunterschiede eine enorme Wirkung auf die Gesamtperformance des Portfolios entfalten. 

Gleichwohl: Eine in Stein gemeißelte Formel für den richtigen Mix gibt es nicht. Zu unterschiedlich sind die Anlageziele, die Anlagehorizonte oder die individuellem Chance-Risiko-Profile. Es macht einen erheblichen Unterschied, ob das Geld zum Beispiel für wenige Jahre investiert werden soll, oder es dem langfristigen Vermögensaufbau dient. Oder ob es sich beim Anleger um junge Menschen am Anfang ihrer Berufskarriere handelt oder um Senioren, die auf ihre private Altersvorsorge angewiesen sind.

Tipps zur Orientierung

Wenn es schon keine Generalformel für den perfekten Aktien-Renten-Mix gibt, so doch einige Tipps, worauf es zu achten gilt: Die erste Empfehlung lautet: Analysieren Sie gründlich Ihre eigene Lebenssituation! Denn nur wer weiß, wo er steht, kann einen Plan entwickeln, wohin er will – und darauf basierend die richtige Balance für das eigene Portfolio finden. 

Wichtige Fragen dabei sind: Wie hoch sind die Verluste, die man psychologisch und finanziell verkraften kann? Oder ob schon Vermögen vorhanden ist. Das kann zum Beispiel eine Immobilie wie das eigenen Haus sein. In diesem Fall wäre eine Grundabsicherung bereits existent. Ebenfalls von Bedeutung ist, was mit dem Angesparten geschehen soll und wann es voraussichtlich gebraucht wird.

Der zweite Tipp lautet: Überprüfen Sie regelmäßig Ihr Portfolio! Denn ein einmal gewählter Mix ist nicht zwingend für alle Zeiten perfekt. Mit der Zeit können sich die eigenen Lebensumstände oder Anlageziele ändern, so dass ein sogenanntes Rebalancing der Allokation sinnvoll sein kann. Es geht dabei um eine Umschichtung von Aktien in Anleihen oder umgekehrt. Warum kann das notwendig sein? Zum Beispiel, weil eine Erbschaft gemacht wurde und die Vermögenssituation sich grundlegend geändert hat. Oder weil man kurz vor dem Renteneintritt steht und nach mehr Sicherheit strebt oder aber auch weil man mehr Erfahrungen mit Aktien gesammelt und mögliche Vorbehalte abgelegt hat. Rebalancing ist vor diesem Hintergrund eine Anpassung der Gewichtungen an eine veränderte Risikoneigung. 

Werden Umschichtungen vorgenommen – und das ist der dritte Tipp – sollten Anleger unbedingt auf die damit verbundenen Transaktionskosten achten. Diese können sich schnell zu einem hohen Betrag summieren. So kann sich hier ein Blick auf digitale Vermögensverwalter lohnen, die mit günstigen Preismodellen aufwarten.

Zum Autor

Jesper Wahrendorf Ruhe

Jesper Wahrendorf ist seit 2020 Head of Vanguard Invest. Davor war er CEO der RatePay GmbH.

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Foto oben: © unsplash.com, Charlotte Venema

Foto unten: © Vanguard Invest

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