German Pellets GmbH: Alles verheizt?

German pellets Anleihen
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Die Anleger sollten genau hinsehen bei der German Pellets GmbH, einem der größten Emittenten von sogenannten Mittelstandsanleihen in Deutschland. Intransparente Vorgänge, eine hohe Verschuldung und die operativen Risiken könnten die Rückzahlung der von der German-Pellets-Anleihen zum Verlustgeschäft machen.

Viele Privatanleger zeichneten die Anleihen der German Pellets GmbH, die in den Jahren 2011, 2013 und 2014 emittiert wurden. Das ausstehende Gesamtvolumen dieser Anleihen lag zum 31.12.2014 bei rund 208 Mio. Euro. Damit zählt die German Pellets GmbH zu einem der größten Emittenten von Mittelstandsanleihen in Deutschland.

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Der Geschäftsbericht über das Geschäftsjahr 2014 wirft aus Sicht unserer Redaktion jedoch zahlreiche Fragen auf, die auch die Fähigkeit der German Pellets GmbH betreffen könnten, die emittierten Anleihen zurückzuzahlen.

Große Konkurrenz am Heizmarkt

German Pellets zählt sich nach eigener Einschätzung zu den weltweit führenden Produzenten und Händlern von Holzpellets. In Deutschland wird das Heizen mit Pellets immer beliebter. Pellets sind gepresste Holzstäbchen oder -kugeln, die in speziellen Pelletöfen verfeuert werden. Im Jahr 2014 heizten laut dem Statistik-Portal Statista 3 % der deutschen Haushalte mit Holz oder Pellets. Der beliebteste Energieträger ist laut Statista jedoch weiterhin Gas, fast die Hälfte der deutschen Haushalte vertraut darauf. Rund 26 % nutzen laut Statista Heizöl, Fernwärme kommt immerhin auf 13,5 % Marktanteil.

Von den Kosten für die Verbraucher sind die Pellets gegenüber Gas und Heizöl, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt, leicht im Vorteil. Dieser Vorteil ist jedoch auch zum Teil auf staatliche Förderprogramme für Pelletöfen zurückzuführen.

Die German Pellets GmbH

Die German Pellets GmbH wurde 2005 von Peter H. Leibold in Wismar gegründet. Zum Unternehmen gehören zahlreiche Tochterfirmen. Bei einigen davon handelt es sich um ehemalige Wettbewerber, die übernommen und in den Konzern eingegliedert wurden.

Die Pelletproduktion findet laut Geschäftsbericht 2014 an 15 Standorten in Deutschland, Österreich sowie den USA statt. Bei den Produktionswerken handelt es sich entweder um eigene Werke der German-Pellets-Gruppe oder um Werke Dritter, die durch die German-Pellets-Gruppe nur betrieben werden. Weiterhin hat sich German Pellets die Produktion von Dritten durch Lieferverträge gesichert. Neben der Produktion und dem Handel von Holzpellets produziert und vermarktet die Gesellschaft auch „grüne“ Wärme und Ökostrom. Außerdem ist man als Hersteller von Tierhygiene-Produkten aktiv.

German Pellets hat sich vorgenommen, weltweit weiter zu wachsen. Ein besonderer Fokus liegt hierbei seit einigen Jahren auf den USA. In den USA betreibt das Unternehmen zwei Pellet-Produktionsstätten in Texas und Louisiana. Nach eigenen Angaben wurde der Standort USA aufgrund der niedrigeren Rohstoff- und Energiekosten gewählt. Hauptabsatzmarkt für die dort produzierten Pellets ist allerdings ein anderer: Vor allem große Energiekonzerne in Westeuropa, die ihre Wärme- und Stromproduktionsanlagen mit Pellets befeuern, sollen mit diesen Pellets beliefert werden.  

Im Jahr 2014 erzielte der German-Pellets-Konzern Umsätze in Höhe von rund 593 Mio. Euro und erwirtschaftete ein Ergebnis nach Steuern in Höhe von rund 7,9 Mio. Euro. Zum 23.06.2015 waren der Geschäftsführer Herr Peter H. Leibold zu 60 % und dessen Ehefrau Frau Anna Kathrin Leibold zu 40 % Gesellschafter der German Pellets GmbH.

Die German-Pellets-Anleihen

Das Wachstum der German-Pellets-Gruppe wurde in den letzten Jahren durch besicherte Bankenfinanzierungen und vor allem durch die Emission von Unternehmensanleihen finanziert. Bislang wurden von der German Pellets GmbH mehrere Anleihen emittiert, die alle u. a. auch bei Privatanlegern platziert wurden. Drei der emittierten Anleihen sind noch ausstehend:

Die erste dieser drei ausstehenden Anleihen wurde im Jahr 2011 begeben und hat ein Emissionsvolumen von 80 Mio. Euro. Sie muss am 1.4.2016 zurückgezahlt werden. Die Zinsen in Höhe von 7,25 % p. a. sind jährlich zum 1. April eines Jahres zur Zahlung fällig. Die Anleihe wurde nach Angaben der Gesellschaft voll platziert.
Auch die im Jahr 2013 emittierte zweite Unternehmensanleihe konnte laut Unternehmensangaben in zwei Schritten mit einem Emissionsvolumen in Höhe von 72 Mio. Euro voll platziert werden. Die zweite Anleihe wird ebenfalls jährlich zum 9. Juli eines Jahres mit 7,25 % p. a. verzinst und ist am 9.7.2018 zur Rückzahlung fällig.

Die dritte Anleihe schließlich wurde erst gegen Ende des letzten Jahres mit einem Volumen von 100 Mio. Euro emittiert. Wie die beiden anderen wird auch diese Anleihe mit 7,25 % p. a. verzinst. Die Rückzahlung dieser dritten Anleihe steht am 27.11.2019 an. Besonderheit bei der dritten Anleihe ist, dass diese nicht komplett neu gezeichnet wurde, sondern dass ein Teil der ersten Anleihe in Höhe von 26 Mio. Euro von den Anleiheinhabern in diese dritte Anleihe getauscht wurde. Neben dem Umtausch hat German Pellets die Anleihen teilweise zurückgekauft, sodass man zum 31.12.2014 Anleihen mit einem Nennwert von rund 208 Mio. Euro ausstehend hatte.

Neben den Anleihen hat die German-Pellets-Gruppe über die Tochtergesellschaft German Pellets Genussrechte GmbH in den letzten Jahren auch Genussrechte zur Unternehmensfinanzierung begeben. Zum Bilanzstichtag am 31.12.2014 betrug das ausstehende Nominalvolumen des Genussrechtskapitals rund 34,7 Mio. Euro. Die Laufzeit der Genussrechte beträgt mindestens fünf Jahre und den Anlegern wird ein ergebnisabhängiger Zinssatz von 8 % p. a. in Aussicht gestellt.  

Anleihen und Genussrechte zusammengenommen, hatte die Gesellschaft Ende 2014 somit rund 242,6 Mio. Euro an Verbindlichkeiten ausstehend, die unserer Einschätzung nach wohl zu einem wesentlichen Teil von Privatanlegern gehalten werden. Ein Grund mehr, uns das Unternehmen einmal genauer anzuschauen.

Foto: © unsplash.com, Matt Seymour

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