Bloomington/Notre Dame (pte004/24.02.2021/06:05) – Verzögerungen bei der Ankündigung von Rückrufen in der Autobranche dürften damit zusammenhängen, dass Hersteller versuchen, in der Masse unterzugehen. Das zeigt eine in „Manufacturing and Service Operations Management“ erscheinende Studie von US-Rückrufen aus 48 Jahren. Wagt ein Autobauer den Schritt, folgt dem oft ein ganzer Cluster weiterer Rückrufe durch die Konkurrenz, die nicht unbedingt an ähnlichen Defekten liegen. Dahinter steckt oft Taktik, denn an der Börse wird häufig nur der erste Rückruf in einem Cluster abgestraft.
Rückruf-Cluster
Die Forscher haben 3.117 Auto-Rückrufe aus den Jahren 1966 bis 2013 erfasst. Dabei hat sich gezeigt, dass fast drei Viertel der Rückrufe in Clustern erfolgen. „Im Schnitt bildet sich ein Cluster nach 16 Tagen, in denen keine Rückrufe angekündigt werden. Sie dauern 34 Tage und umfassen 7,6 Folge-Rückrufe“, sagt Studien-Mitautorin Kaitlin Wowak, Professorin für IT, Analytics und Operations an der University of Notre Dame https://nd.edu . Insgesamt hat die Studie 266 derartige Cluster gefunden.
„Das impliziert, dass Autofirmen Rückruf-Ankündigungen entweder bewusst oder unbewusst verzögern, bis sie sich in der Herde verstecken können“, meint Studien-Mitautor George Ball, Professor für Operations und Entscheidungstechnologien an der Indiana University http://indiana.edu . Das bringt einen Vorteil: Der Rückruf wird auf dem Aktienmarkt nicht so stark abgestraft. Denn der Markt reagiert auf den ersten Rückruf in einem Cluster um bis zu 67 Prozent stärker als auf die nachfolgenden. Liegt der letzte Rückruf vor dem Cluster länger zurück, ist der Effekt tendenziell stärker. Es gibt also einen klaren Anreiz, Rückrufe absichtlich zu verzögern.
Vorreiter Toyota
Toyota, ein Hersteller, der einen sehr guten Ruf in Sachen Qualität und vergleichsweise wenig Rückrufe hat, geht der Studie zufolge offenbar oft mit gutem Beispiel voran. „31 Prozent ihrer Rückrufe lösen einen Cluster aus“, erklärt Ball. Zum Vergleich: Für andere Hersteller liegt dieser Anteil bei lediglich fünf bis neun Prozent – sie warten also viel eher darauf, dass sie in der Masse untergehen können.
Die Studienautoren raten daher, dass Behörden Autobauer dazu verpflichten zu veröffentlichen, wann sie auf den für einen Rückruf verantwortlichen Defekt aufmerksam wurden. Denn das könne helfen, dass die Hersteller sich eben nicht in der Masse verstecken, sondern wirklich zeitnah Rückrufe starten – Autos also nicht unnötig lange trotz potenziell lebensgefährlicher Mängel auf den Straßen belassen.
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