Blue Economy: Meere als Quelle nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung

Blue economy

Von Claus Hecher, Leiter ETF & Indexlösungen (D/A/CH) bei BNP Paribas Asset Management

Der Definition der Weltbank zufolge ist die Blue Economy „die nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen für wirtschaftliches Wachstum, bessere Lebensbedingungen und Arbeitsplätze bei gleichzeitiger Erhaltung der Gesundheit mariner Ökosysteme“.

Das Konzept der „Blauen Wirtschaft“ verbindet ökologische und ökonomische Ansätze. Unternehmen sind sich des Potenzials der blauen Wirtschaft zunehmend bewusst und widmen dem Thema innerhalb ihrer Tätigkeitsbereiche mehr und mehr Ressourcen. Daher kann es für Anleger interessant sein, sie bei diesem sich abzeichnenden Trend zu begleiten.

Ein wirtschaftlicher und ökologischer Ansatz

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts nehmen mit dem Meer verbundene Aktivitäten – Tourismus, Energieerzeugung, Aquakultur und Seeverkehr – rasch zu. Der Seeverkehr hat sich seit Anfang der 2000er-Jahre vervierfacht, die Erschließung von Offshore-Kohlenwasserstoffvorkommen hat sich fast verdoppelt. Und Prognosen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zufolge wird die Fischproduktion zwischen 2018 und 2030 von 179 Millionen Tonnen auf 204 Millionen Tonnen ansteigen.

Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird der jährliche Beitrag der Ozeane zum globalen BIP weiter steigen. Bereits heute liegt dieser Wert bei 1,5 Billionen US-Dollar – und er wird bis 2030 die 3-Billionen-Marke sprengen, so die OECD. Das Problem: Ob traditionell in Form von Fischerei, Hafenaktivitäten oder der Förderung fossiler Brennstoffe oder neuartig wie etwa marine Biotechnologie – maritime Aktivitäten beeinträchtigen das empfindliche Gleichgewicht der Ozeane.

Die Herausforderungen von morgen

Der Schutz der Ozeane und Meere erscheint unerlässlich angesichts ihrer Rolle bei der wirksamen Regulierung des Klimas und als Reservoir der biologischen Vielfalt und wirtschaftlicher Ressourcen. Dennoch ist die Meeresumwelt sowohl durch Land- als auch maritime Aktivitäten bedroht.

Die Erwärmung der Ozeane und der Anstieg des Kohlendioxids in der Atmosphäre führen zur Versauerung der Ozeane. Dies verhindert, dass sich die Schalen vieler Meeresorganismen aushärten, und verringert ihre Überlebensrate. Die Überfischung verringert die Fischbestände, und die unregulierte Fischerei behindert eine Erholung der Bestände. 

80 % der Meeresverschmutzung hat ihren Ursprung an Land. Acht Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr im Ozean. Wenn es so weitergeht wie bisher, stehen wir vor einer Zukunft, in der bis 2050 mehr Plastikteile als Fische im Ozean schwimmen.

Blue Economy – Investmentthema im Wachstum

Dies waren nur ein paar Beispiele. Tatsächlich umfasst die blaue Wirtschaft eine Vielzahl von Sektoren. Dies veranschaulicht der ECPI Global ESG Blue Economy Equity Index. Die darin enthaltenen 50 Unternehmen engagieren sich nicht nur in den Sektoren Energie und Meeresressourcen (Offshore-Windkraft, marine Biotechnologie, Wellen- und Gezeitenenergie). Sie leisten auch wichtige positive Beiträge in den Bereichen Lebensgrundlage an der Küste (Küstenschutz, Ökotourismus usw.), Fischerei und Meeresfrüchte, Verringerung der Umweltverschmutzung (Recycling/Abfallbewirtschaftung, Umweltaktivitäten) und Seeverkehr (Containerschifffahrt, Schiffsausrüstung). 

Diese Unternehmen, die traditionell in entwickelten Märkten tätig sind, praktizieren einen verantwortungsvollen Umgang mit den Meeresressourcen. Sie werden vom Indexanbieter ECPI nach Branchen und ESG-Kriterien ausgewählt, die die Vielfalt und Dynamik der blauen Wirtschaft widerspiegeln sollen.

Dieser Artikel stammt aus der AnlegerPlus-Ausgabe 3/23.

Foto: © unsplash.com, yucar studios

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