Delivery Hero: Wann werden Gewinne geliefert?

Delivery Hero
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Der internationale Lieferdienst Delivery Hero will ab 2023 Geld verdienen. Bisher ist das Geschäftsmodell defizitär. Die SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger geht in einem YouTube-Video der Frage nach, ob das Unternehmen überhaupt nachhaltig Gewinne erzielen kann.

Der Essenslieferdienst Delivery Hero ist während der Coronakrise stark gewachsen. Der Umsatz – in erster Linie die Provisionen für die Vermittlung der Kunden an die Restaurants – schnellte 2021 um 89 % auf 6,6 Mrd. Euro hoch. 

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Allerdings will der Lieferdienst seine Kunden nicht nur mit Mahlzeiten versorgen, sondern ihnen zusätzlich auch Lebensmittel und andere Supermarktartikel an die Haustür bringen.

Verlustreiche Auslieferungen

Das kostet sehr viel Geld. Und wegen hoher Investitionen in das erweiterte Liefergeschäft oder die Übernahme der Liefer-App Glovo in Spanien schreibt das Berliner Unternehmen Jahr für Jahr tiefrote Zahlen. 2021 fiel ein bereinigter operativer Verlust von 781 Mio. Euro an. Dabei sollte das Essensliefergeschäft in diesem Jahr eigentlich die Gewinnschwelle beim operativen Ergebnis erreichen. 

Um die Verluste zu begrenzen, hat man den teuren Ausflug auf den deutschen Markt – an den war man erst im Sommer 2021 zurückgekehrt – schnell wieder beendet. Außerdem soll das Japan-Geschäft und die Beteiligung am lateinamerikanischen Konkurrenten Rappi zu Geld gemacht werden.

Die WirtschaftsWoche hat in einem Dossier geprüft, ob Delivery Hero überhaupt nachhaltig Gewinne erzielen kann. Ressortleiterin Melanie Bergermann erläutert im SdK Video die zwei Schlüsselprobleme: „Das Unternehmen vermittelt nicht nur Essensbestellungen, sondern liefert sie auch aus. Mir ist unklar, wie das profitabel werden soll, denn die Kosten für die Lieferdienstfahrer steigen überall deutlich an.“ 

Ein weiteres Problem sind die teuren Übernahmen: „Delivery Hero hat 5,7 Mrd. Euro für einen Lieferdienst in Südkorea bezahlt. […] Wie lange wird es dauern und welche Rendite muss erwirtschaftet werden, damit sich diese Investition rechnet?“

Hohe Risiken in der Bilanz

Dazu ist in der Bilanz der ein oder andere Stolperstein zu finden. „Die Liquidität kommt aus einer Wandelschuldverschreibung von 4 Mrd. Euro bei einer Bilanzsumme von 13 Mrd. Euro“, erläutert SdK Sprecherin Dr. Carola Rinker auf YouTube. „Das Eigenkapital ist nicht gestiegen, weil Gewinne erwirtschaftet wurden, sondern durch Kapitalerhöhungen.“ 

Gefahren für die Aktie sieht die Bilanzexpertin zudem in den hohen immateriellen Vermögenswerten: „Wenn Zukäufe nach einigen Jahren wieder abgeschrieben werden müssen, weil sich Erwartungen nicht erfüllt haben, bedeutet das krachende Verluste und viel weniger Börsenwert.“

Wo liegen dann aber noch Chancen für die Aktie? „Delivery Hero muss seine Preise vorsichtig erhöhen, sich aus zu wettbewerbsintensiven Märkten zurückziehen und auf Länder konzentrieren, wo sie stark sind“, empfiehlt Bergermann. „So könnte der negative Cashflow vom 900 Mio. Euro drastisch heruntergefahren werden.“

Dieser Beitrag stammt aus der aktuellen Ausgabe AnlegerPlus.

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