Anlegerschulung: die Eigenkapitalrentabilität

Eigenkapitalrentabilität

Die Eigenkapitalrentabilität ist ein finanzieller Indikator, der das Verhältnis zwischen dem (Netto-)Gewinn eines Unternehmens und dem durchschnittlichen Eigenkapital im Verlauf einer bestimmten Periode darstellt. Man kann sie als die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals des Unternehmens verstehen. 

Sie wird häufig auch als Eigenkapitalrendite oder Return on Equity (RoE) bezeichnet und zeigt an, wie effizient das Unternehmen in Bezug auf die Generierung von Gewinnen mit dem von den Eigentümern investierten Kapital umgeht. 

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Vergleiche müssen überlegt sein

Die Kennziffer kann zwischen Unternehmen in verschiedenen Branchen oder Geschäftsmodellen erheblich variieren. Wenn die Eigenkapitalrentabilität daher für Vergleiche herangezogen wird, ist es wichtig, ähnliche Unternehmen oder Branchen zu vergleichen, um aussagekräftige Schlüsse ziehen zu können. 

Zudem kann die Kennzahl „manipuliert“ werden, z. B. durch Bilanzkosmetik oder je nach welchem Rechnungslegungsstandard die Bilanz aufgestellt wurde (s. u.). Durch die Aufnahme von zusätzlichen Krediten kann die Eigenkapitalrentabilität beispielsweise gesteigert werden, auch wenn dadurch die Verschuldung des Unternehmens ansteigt.

Wie berechnet sich die Eigenkapitalrentabilität?

Die Eigenkapitalrentabilität ist ein wichtiger Indikator für den Erfolg eines Unternehmens. Sie zeigt, wie effektiv das eingesetzte Eigenkapital der Aktionäre Gewinne generiert. Dazu stellt man folgende Berechnung an:

Eigenkapitalrentabilität = Gewinn / Eigenkapital x 100

Angenommen, ein Unternehmen hat 1 Million Euro Eigenkapital in der Bilanz stehen und erzielt einen Gewinn von 50.000 Euro. Die Eigenkapitalrentabilität beträgt dann 5 %. Doch die absolute Zahl sagt zunächst recht wenig aus. Um sie besser einordnen zu können, lohnt sich ein Zeitvergleich und ein Vergleich mit anderen Unternehmen. Beachten muss der Investor dabei jedoch, dass der Jahresabschluss nach HGB oder IFRS aufgestellt sein kann. Gewinne nach IFRS sind oft höher, da diese Standards weniger konservativ sind. 

Wie kann die EK-Rentabilität gesteigert werden?

Die Berechnung der Eigenkapitalrentabilität konzentriert sich auf das Eigenkapital und den Gewinn. Je höher der Gewinn zum ausgewiesenen Eigenkapital, umso höher ist die Rentabilität. Nun können Unternehmen den Gewinn aber auch durch den Einsatz von Fremdkapital steigern. Wenn der erzielte Gewinn aus den eingesetzten Mitteln höher ist als die Kosten des Fremdkapitals – also die Zinszahlungen an den Fremdkapitalgeber –, führt dies zu einer Erhöhung der Eigenkapitalrentabilität. 

Diese Hebelwirkung des Fremdkapitals auf die Eigenkapitalrentabilität wird als Leverage-Effekt bezeichnet. Allerdings werden bei zunehmender Verschuldung des Unternehmens die Möglichkeiten des Leverage-Effekts durch folgende Faktoren eingeschränkt: 

  • – ansteigende Zinsen aufgrund des höheren Risikos bei steigender Verschuldung,
  • – begrenzte Optionen zur Kreditaufnahme,
  • – fehlende Investitionsmöglichkeiten.

Praxisbeispiel Vonovia

Zur Veranschaulichung der vorherigen Erläuterungen ermitteln wir nun die Eigenkapitalrentabilität der Vonovia SE anhand der Einzelabschlüsse (HGB) und der Konzernabschlüsse (IFRS) der letzten fünf Jahre:

HGB-Einzelabschluss (in Mio. €)20182019202020212022
Jahresüberschuss nach Steuern1.673419-53-544-10.239
Eigenkapital9.52210.28010.72517.7756.863
EK-Rentabilität17,6 %4,1 %-0,5 %-3,1 %-149,2 %
IFRS-Konzernabschluss (in Mio. €)20182019202020212022
Jahresüberschuss nach Steuern2.402,801.294,303.340,002.440,50-669,4
Eigenkapital19.664,1021.069,7024.831,8036.139,1034.438,80
EK-Rentabilität12,2 %6,1 %13,5 %6,8 %-1,9 % 
Quelle: Entsprechende Abschlüsse der Vonovia SE

Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass bis auf das Jahr 2018 die Eigenkapitalrentabilität im HGB-Einzelabschluss in allen anderen Jahren deutlich geringer war als im IFRS-Konzernabschluss. Dies liegt mitunter auch daran, dass Immobilienkonzerne nach IFRS die Wertsteigerungen der Immobilien als Gewinne ausweisen können (s. Beitrag zu Investment Properties in AnlegerPlus 2021, Ausgabe 3, Seite 52–53). Das ist nach HGB aufgrund des dort dominierenden Vorsichtsprinzip nicht möglich. 

Fallende Immobilienpreise haben daher Vonovia im Jahr 2022 erstmals im IFRS-Konzernabschluss Verluste beschert, da die Wertverringerungen der Immobilien gewinnmindernd erfasst werden müssen. Im HGB-Einzelabschluss hat die Vonovia SE bereits seit 2020 Verluste ausgewiesen. Die Gewinne der letzten Jahre wurden nicht mit der Vermietung, sondern den Wertsteigerungen der Immobilien erwirtschaftet. 

Fazit

Das Beispiel Vonovia zeigt eine weitere Grenze der Kennziffer „Eigenkapitalrentabilität“ auf: Im Falle eines Verlustes ist sie wenig aussagekräftig. Dies macht besonders gut deutlich, dass bei der Analyse eines Unternehmens immer mehrere Kennzahlen berechnet und zurate gezogen werden sollten.

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