Warum Geld kurzfristig anlegen keine gute Idee ist

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Von Jesper Wahrendorf, Head of Vanguard Invest

Um das Finanzwissen der Deutschen ist es leider nicht zum Besten bestellt. Wie eine repräsentative Umfrage des Bankenverbands von September 2022 ergab, beschäftigen sich nur 4 von 10 Befragten regelmäßig mit ihren Finanzen und nur 17 % können erklären, was zum Beispiel ein ETF ist.

Das Thema Geldanlage wird von vielen Bundesbürgern immer noch als etwas Abstraktes und Undurchschaubares wahrgenommen. Deshalb überrascht es nicht, dass sich im Laufe der Zeit zahlreiche Legenden und Mythen gebildet haben. Das ist ein großes Problem. Denn diese Wahrnehmungen liefern ein falsches Bild von der Anlagewirklichkeit mit der fatalen Folge, dass Menschen mit dem Aufbau von Vermögen und der privaten Vorsorge häufig erst viel zu spät beginnen. Höchste Zeit also, mit einigen dieser Anlagemythen aufzuräumen.

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Mythos 1: Investieren ist nur etwas für Reiche

Man muss nicht vermögend sein, um später ausgesorgt zu haben. Auch wer klein anfängt, kann im Laufe der Zeit unglaublich viel erreichen. Der Schlüssel dazu sind Sparpläne, wobei in jungen und mittleren Jahren insbesondere Fonds oder ETFs mit Schwerpunkt Aktien zu empfehlen sind. Dazu ein Beispiel: Der Weltaktienindex MSCI World hat im Zeitraum von 1988 bis 2021 – aller Börsenkrisen zum Trotz – durchschnittlich um knapp 8 % pro Jahr hinzugewonnen. Schreibt man diesen Wert fort, hätte sich bei einer monatlichen Sparrate von nur 100 Euro nach 30 Jahren ein Kapital von mehr als 142.000 Euro angehäuft (ohne Berücksichtigung von Kosten). Das Beispiel zeigt: Die Aktienmärkte mögen schwanken und – wie jetzt – auch mal stärker zurücksetzen, wer aber langfristig und regelmäßig investiert, hat später gute Chancen auf eine reiche Belohnung.

Mythos 2: Nur Gewinneraktien führen zum Erfolg

Zahlreiche Anleger verbringen viel Zeit und Energie damit, nach Aktien zu suchen, die die größten Gewinne abwerfen könnten. Doch selten lohnt der Aufwand. Selbst erfahrene Börsenprofis schaffen es meistens nicht, mit ihren „Top Picks“ auf lange Sicht besser abzuschneiden als der breite Markt. Warum also nicht gleich in den kompletten Markt investieren, etwa per ETF auf ausgewählte Aktienindizes. Das ist bequem, kostet wenig Geld und folgt dem bewährten Prinzip der Diversifikation. Der Anleger ist somit nicht auf Gedeih und Verderb von einem oder wenigen Titeln abhängig, sondern reduziert durch Streuung seine Risiken und erhöht dadurch zugleich seine Erfolgsaussichten.

Mythos 3: Timing ist das Maß aller Dinge

Den perfekten Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden – das ist der Wunschtraum vieler Anleger. In Erfüllung geht er jedoch leider so gut wie nie. Denn niemand kann mit absoluter Sicherheit vorhersagen, wie sich der Markt entwickeln wird. Warum es also versuchen. Fakt ist, das die besten und schlechtesten Handelstage oft eng beieinander liegen. Der Versuch, dieses Auf und Ab durch hektisches Umschichten auszunutzen, bewirkt oftmals das Gegenteil.

Mythos 4: Tägliche Information ist ein Muss

Die Märkte sehen sich täglich einer riesigen Welle aus Nachrichten, Gerüchten und Zahlen ausgesetzt. Wer meint, all diese Informationen bis auf das kleinste Detail kennen zu müssen, um bei der Geldanlage erfolgreich zu sein, liegt falsch. Ereignisse, wie zum Beispiel neue Quartalszahlen, mögen die Kurse kurzfristig bewegen, für die langfristige Strategie sind solche Momentaufnahmen meistens aber nur zweitrangig. Vieles von dem, was über die Börsen täglich zu lesen, hören oder sehen ist, lenkt einfach nur ab und kann morgen schon wieder gegenstandslos sein. Das heißt nicht, dass Anleger – wie Börsenlegende André Kostolany einst empfahl – Schlaftabletten nehmen und den Dingen ihren Lauf lassen sollten. Aber eine gewisse Gelassenheit darf man schon an den Tag legen.

Fazit: Sich nicht von Mythen leiten lassen

All die Zeit, die man verbringt, nach Gewinneraktien zu suchen, das Timing zu optimieren und Nachrichten zu studieren, bringt selten die positiven Effekte, die man sich von der Geldanlage vielleicht erwartet hat. Der Anlageerfolg folgt keinen Mythen, sondern ergibt sich aus langfristigen Zielen sowie der dazugehörigen Strategie

Über den Autor

Jesper Wahrendorf Ruhe

Jesper Wahrendorf ist Head of Vaguard Invest und in Berlin tätig.

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