Green Deal und die EZB

Green Deal EZB

Der Green Deal beeinflusst auch die Geldpolitik der EZB. Die Zentralbank unterscheidet dabei zwischen zwei Risikokategorien. Ihr Maßnahmenplan schlägt einen Bogen von der Verbesserung der Analyse und Daten bis zum Kern der Geldpolitik.

Das vorrangige Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) ist bekanntermaßen die Preisstabilität. Nur wenn das Ziel der Preisstabilität erfüllt ist, kann die EZB im Rahmen ihres sekundären Mandats die allge­meine Wirtschaftspolitik in der Union unterstützen. Die europäische Klimapolitik des Green Deal wäre also fähig, die Geldpolitik ergrünen zu lassen. 

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Stabilität in Gefahr

Die EZB unterscheidet dabei zwei Risikokategorien. Die physischen Risiken beziehen sich auf die finanziellen Auswirkungen des Klimawandels. Extreme Wetterereignisse, z. B. Dürren, Stürme, Überflutungen oder das Ansteigen des Meeresspiegels, können zu Unterbrechungen von Lieferketten oder sogar zur Zerstörung von Produktionskapazitäten führen. 

Aber schon allein der Übergang zu einer grüneren Wirtschaft ist mit Risiken verbunden. Verluste, die bei einer raschen Umstellung auf eine kohlenstoffärmere Wirtschaft entstehen, basieren auf den sogenannten Transitionsrisiken. Vermögenswerte können beispielsweise durch die Abschaltung von Kohlekraftwerken drastisch an Wert verlieren. Man spricht in diesem Zusammenhang von gestrandeten Vermögenswerten. 

Sowohl die Stabilität der Preise als auch die Finanzstabilität können also durch den Klimawandel bedroht sein. Deshalb integrieren Zentralbanken Klimarisiken in ihre Geldpolitik. Brasilien setzt auf grüne Mindestreservesätze und Schweden auf grüne Anleihekäufe. Chinas Zentralbank, die bereits früh Klimarisiken einbezog, wurde 2021 von Positive Money sogar zur „grünsten“ Zentralbank der G20 gekürt.

Instrumente ergrünen

Im Juli 2021 präsentierte die EZB schließlich ihren grünen Maßnahmenplan. In einem ersten Schritt plant sie, die Auswirkungen des Klimawandels stärker in ihren Analysen und Prognosen zu berücksichtigen. Außerdem werden statistische Daten für Risikoanalysen zum Klimawandel entwickelt, wie etwa Indikatoren für grüne Finanzinstrumente und für klimabezogene physische Risiken, denen Finanzinstitute durch ihre Portfolios ausgesetzt sind. 

Bereits etabliert sind Klimastresstests im Pilotverfahren, die ab 2023 regelmäßig stattfinden sollen. Zum Nucleus der geldpolitischen Maßnahmen der EZB dringt der Klimawandel vor, wenn die Sicherheitsabschläge für Sicherheiten nach Klimarisiken gestaffelt werden. Solche Haircuts werden beispielsweise angewandt, wenn Zentralbanken Geld an Geschäftsbanken verleihen. 

Ein weiterer neuralgischer Punkt der Geldpolitik ist der Kauf von Vermögenswerten wie Staats- und Unter­nehmensanleihen. Die EZB plant in ihrer neuen geldpolitischen Strategie Klimarisiken bei den Due-Diligence-Prüfungen für ihre Ankäufe von Wertpapieren des Unternehmenssektors zu berücksichtigen. Die Bilanzsumme des Eurosystems soll zumindest grüner werden.

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Foto: © unsplash.com, Christian Lue

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