Corona: gekommen, um zu bleiben – Impfstoffaktien

Impfstoffaktien

Die Pharmaindustrie forscht weiter intensiv nach Impfstoffen gegen das Coronavirus. Und die Auswahl an unterschiedlichen Technologien für die Vakzine nimmt dabei zu. Wir haben uns deshalb gut zwei Jahre nach Beginn der Pandemie drei Impfstoff-Aktien und deren Geschäftsaussichten näher angeschaut.

Trotz der monatelang hohen Fallzahlen haben die Berechnungen der EU-Kommission zuletzt aufhorchen lassen. Schätzungsweise 60 bis 80 % der EU-Bevölkerung, also bis zu 350 Millionen EU-Bürger, sollen sich demnach mittlerweile mit Covid infiziert haben. Das wären mehr als doppelt so viele Fälle wie bislang gemeldet. 

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Dennoch hat die Kommission die „akute Phase“ der Pandemie für beendet erklärt, nachdem sich sowohl die Infektionszahlen wie auch die Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 konstant rückläufig gezeigt haben. Mit einer Fallsterblichkeitsrate von 1,64 % bis Ende Februar dieses Jahres liegt das SARS-CoV-2-Virus deutlich hinter der Letalitätsrate von anderen Virusausbrüchen dieses Jahrhunderts wie der Vogelgrippe 2013, MERS 2012 oder dem SARS-Virus 2002. 

EU-weit fünf Impfstoffe verfügbar

Neben den mittlerweile dominierenden, aber im Krankheitsverlauf meist milderen Virusvarianten liegt dies vor allem auch an den vorhandenen Impfstoffen und Medikamenten, die bisher erfolgreich entwickelt werden konnten. Inzwischen sind in der EU fünf verschiedene Impfstoffe zugelassen, für weitere Kandidaten wurden die entsprechenden Zulassungsunterlagen komplett oder in Teilen bereits eingereicht. 

Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählte per Ende April weltweit sage und schreibe 349 Entwicklungsprojekte für Covid-19-Impfstoffe, die zum Teil auch nur für spezielle Regionen der Erde entwickelt werden. Während viele Forschungsteams noch an einem Impfstoff der ersten Generation arbeiten, treiben einige Unternehmen wie BionNTech bereits die Forschung an Impfstoffen der zweiten Generation voran, die noch besser vor neuen SARS-CoV-2-Varianten schützen sollen.  

Präparate sorgen für Milliardenumsätze

Doch nicht nur die Verfügbarkeit von Impfstoffen bleibt im Kampf gegen die Pandemie entscheidend. Die EU möchte auch die Entwicklung von Medikamenten weiter unterstützen. Die US-Pharma-Riesen Pfizer und Merck haben für ihre Corona-Pillen vor wenigen Monaten bereits eine Zulassung erhalten. 

Insgesamt stehen in Europa und den USA derzeit acht Medikamente mit unterschiedlichen Therapieansätzen zumindest zur Notfallbehandlung von Covid-19-Patienten zur Verfügung und bescheren ihren Herstellern ein Milliardengeschäft. Nach 18 Mrd. US-Dollar 2021 wird für dieses Jahr bei Coronamedikamenten bereits mit Umsätzen von 32 Mrd. US-Dollar gerechnet. 

Immer wieder sorgen dabei einzelne Forschungserfolge für Gesprächsstoff. Das US-amerikanische Unternehmen Veru meldete im April beispielsweise, dass eine klinische Studie der abschließenden Phase III zur Behandlung von Patienten mit der Gefahr eines akuten Lungenversagens aufgrund der hohen Wirksamkeit vorzeitig gestoppt wurde. Das experimentelle Medikament konnte das Sterberisiko bei schwer erkrankten Patienten – wenn bislang auch nur in einer vergleichsweise kleinen Testgruppe – demnach um 55 % senken. Es wäre ein weiterer Beitrag, die Letalitätsrate des Virus zu senken.

BioNTech: mRNA-TechnologieImmuntherapien

Das Geschäft mit dem Coronaimpfstoff hat dem deutschen Biotech-Konzern BioNTech im vergangenen Jahr bei Umsätzen von 19 Mrd. Euro einen Nettogewinn in Höhe von 10,3 Mrd. Euro beschert. In diesem Jahr erwarten die Mainzer einen Umsatz zwischen 13 und 17 Mrd. Euro. Viel Geld, das man zur Transformation des Unternehmens zu einem „Powerhouse für Immuntherapien“ verwenden möchte, wie CEO Uğur Şahin bei Vorlage der aktuellen Quartalszahlen ankündigte. Neben der Weiterentwicklung der Covid-Impfstoffe befinden sich in der Forschungspipeline weitere experimentelle Wirkstoffe zur Bekämpfung von Infektions- und Autoimmunkrankheiten sowie Krebs. Schon seit der Gründung 2008 verfolgt BioNTech das Ziel, mittels mRNA-Wirkstoffen auf Patienten individuell zugeschnittene Krebstherapien zu entwickeln. Ein Durchbruch auf diesem Gebiet würde zu einer weiteren Neubewertung der Aktie führen.

Moderna: Viele Impfstoffe

Von ihren ehemaligen Höchstkursen ist die Moderna-Aktie aktuell weit entfernt. Der Kursrückgang der vergangenen sechs Monate um fast 50 % hat den Börsenwert zuletzt wieder in den Bereich von 50 Mrd. US-Dollar gedrückt. Eine attraktive Bewertung, zumal Analysten mit einem Kassenbestand zwischen 25 und 30 Mrd. US-Dollar per Ende kommenden Jahres rechnen. Moderna war eines der ersten Unternehmen, das eine Marktzulassung für seinen neu entwickelten Covid-19-Impfstoff Spikevax erhalten hat. Für das Gesamtjahr rechnet der US-Biotech-Konzern mit Spikevax-Umsätzen in Höhe von 21 Mrd. US-Dollar. Abgeschlossene Abnahmeverträge sorgen hier für ein sicheres Niveau. Das Potenzial der übrigen Impfstoff-Pipeline, in der sich unter anderem Vakzine gegen Grippe, die Atemwegserkrankung RSV oder Zytomegalie befinden, wird vom Aktienmarkt bislang offenbar noch nicht anerkannt.

Novavax: Kombinationsimpfstoff 

Der Coronaimpfstoff Nuvaxovid von Novavax ist in Deutschland seit Dezember 2021 zugelassen. Nun forscht man weiter: Zwischenergebnisse aus den Phase I/II-Testreihen mit dem experimentellen Wirkstoff, der die Covid-19-Vakzine mit dem neuen Grippeimpfstoffkandidaten des Unternehmens kombiniert, waren vielversprechend. Die Immunreaktion der Probanden fiel ähnlich aus wie bei den Einzelvergaben beider Wirkstoffe. In Bezug auf die Sicherheit und Toleranz gab es ebenfalls keine nennenswerten Abweichungen oder schwerwiegenden Nebenwirkungen.

Sollten die für Jahresende erwarteten Ergebnisse der Phase-II-Tests überzeugen, scheint ein beschleunigtes Zulassungsverfahren durch die amerikanische Gesundheitsbehörde möglich. Im besten Fall wäre Novavax Ende 2023 mit seinem Kombinationsimpfstoff startklar und damit Konkurrenzprodukten einen Schritt voraus.

Dieser Artikel stammt aus der AnlegerPlus-Ausgabe 5/2022.

Foto: © unsplash.com

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