In Anleihen investieren – der Name ist Bond

in Anleihen investieren

Anleihen waren ein Auslöser für die Schieflage der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB). Für institutionelle und private Investoren sind Bonds, wie Anleihen auch genannt werden, dennoch eine wichtige Assetklasse, die aufgrund steigender Zinsen zuletzt wieder mehr Aufmerksamkeit erfuhr. AnlegerPlus.de gibt einen Überblick zum Thema Investieren in Anleihen und zur derzeitigen Marktsituation.

Inhalt

Rein vom Anlagevolumen her dürften Anleihen weltweit die wichtigste Anlageklasse sein. Der Markt beläuft sich Schätzungen zufolge auf über 130 Billionen US-Dollar.

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Was sind Anleihen und wie funktionieren sie?

Anleihen sind Wertpapiere in Form von Schuldverschreibungen. Die Anleiheinvestoren sind also Gläubiger, die Emittenten Schuldner. Aus Unternehmenssicht zählen Anleihen bilanziell zum Fremdkapital, während Aktien dem Eigenkapital zuzurechnen sind. Neben Unternehmen geben auch Staaten Anleihen aus. Das Kapital, das die Anleiheinvestoren zur Verfügung stellen, setzen Emittenten beispielsweise für Investitionen oder zur Umschuldung anderer Formen vom Fremdkapital (z. B. Bankkredite) ein.

Dafür, dass die Anleihegläubiger den Staaten oder Unternehmen Geld zur Verfügung stellen, erhalten sie Zinsen zu festgelegten Zeitpunkten (häufig einmal jährlich). Die Höhe des Zinssatzes bestimmt der Kupon, der einen bestimmten Prozentsatz des Nennwertes der Anleihe festlegt. Der Nennwert bezeichnet den Betrag, zu dem die Anleihe ausgegeben und nach einer festgelegten Laufzeit zurückgezahlt wird.

Wie hängen Zinsen und Bonität zusammen?

Die Höhe des Kupons ist neben dem allgemeinen Zinsniveau von der Bonität des Emittenten abhängig. Als sicher geltende Staaten wie Deutschland oder die Schweiz und große, gut kapitalisierte Unternehmen müssen nur vergleichsweise geringe Zinsen bezahlen. Oder gar keine. In der zurückliegenden Nullzinsphase mussten die Inhaber deutscher Staatsanleihen kurioserweise sogar Zinsen an den deutschen Staat zahlen.

Auf der anderen Seite des Spektrums stehen Hochzinsanleihen, auch Junk-Bonds genannt. Diese versprechen selbst in Zeiten negativer Leit- und Marktzinsen vergleichsweise hohe Zinsen. Die Emittenten solcher Junk-Bonds verfügen jedoch in der Regel über eine recht geringe Bonität. Käufer von Hochzinsanleihen nehmen also ein hohes Ausfallrisiko in Kauf.

Welche Rolle spielen Anleihen für Privatanleger

Für Privatanleger können Anleihen eine sinnvolle Beimischung im Portfolio sein, versprechen sie aufgrund der Verzinsung doch feste und planbare Einkünfte. Wichtige Kriterien sind dabei neben der Höhe des Kupons die Bonität des Emittenten und die Laufzeit der Anleihe. Je länger die Laufzeit, desto höher ist im Allgemeinen der Zinssatz.

Aus Anlegersicht können Anleihen verschiedene Rollen einnehmen. Staatsanleihen nehmen meist wie beschrieben die Funktion als „sicherer Hafen“ ein. Hochzinsanleihen dagegen sind ausschließlich für sehr risikofreudige Investoren geeignet, die das höhere Ausfallrisiko bewusst in Kauf nehmen.

Dabei ist zu beachten, dass der Kupon nicht unbedingt identisch mit der Rendite einer Anleihe ist. Denn viele Bonds werden an der Börse gehandelt und unterliegen Kursschwankungen. Liegt beim Kauf der Anleihe über den Sekundärmarkt der Kurs beispielsweise unter dem Nennwert der Anleihe („unter pari“), ist die Rendite höher als der Kupon, da die Anleihe ja hoffentlich am Laufzeitende zum vollen Nennwert zurückgezahlt wird. Nicht bei allen Bonds ist zudem der Kupon fix. Bei variabel verzinslichen Anleihen (sogenannte Floater) richtet sich der Zinssatz nach einer Marktreferenz (z. B. Libor oder Euribor).

Anleihen in der aktuellen Bankenkrise

In den Kursschwankungen liegt ein Grund, warum die eigentlich als sicher geltenden Staatsanleihen für die Schieflage der SVB mitverantwortlich waren. Denn die Kurse älterer Staatsanleihen (die Kurse notieren übrigens in Prozent des Nennwertes) mit vergleichsweise niedrigen Kupons sind gesunken, da die Zinsen inzwischen deutlich über Null liegen. Das ist ein normaler Marktmechanismus, der dafür sorgt, dass die niedrigen Kurse den Renditeabstand zu neueren Anleihen ausgleichen.

Hierzu ein kleines, vereinfachtes Beispiel: Nehmen wir an, man besitzt eine Anleihe A mit einem Kupon von 2 % jährlich und hat diese zu 100 %, also dem Nennwert, erworben. Wird nun eine neue Anleihe B mit einem Kupon von 3 % an den Markt gebracht, würde man als Anleger natürlich gerne diese Anleihe besitzen, da sie mehr Rendite bringt. Da mehrere Investoren der Anleihe A so denken, verkaufen sie ihre Anleihen. Dadurch sinkt der Kurs der Anleihe A und gleichzeitig steigt der Kurs der Anleihe B durch die größere Nachfrage. Beide Kursentwicklungen vollziehen sich solange, bis sich die Renditen (Kurs- und Zinsrendite) angeglichen haben. Wer seine Anleihe A aber bis zur Endfälligkeit hält, sichert sich in jedem Fall die Zinsrendite. Am Ende bekommt er die Anleihe zu 100 % ausgebezahlt und die Kursrendite wäre weder negativ noch positiv, sondern eben Null.

Silicon Valley Bank

Die SVB war nun im Besitz zahlreicher älterer Staatsanleihen, deren Kurse aufgrund der rasanten Zinserhöhung der Fed deutlich gesunken sind. Dabei ist wie oben dargelegt ein zwischenzeitlicher Kursrückgang bei Bonds nicht unbedingt ein Problem. Gerade bei Staatsanleihen gilt die Rückzahlung des Nennbetrags am Ende der Laufzeit als ziemlich sicher, wenn es sich nicht um Junk-Bonds handelt. Bei der SVB kam es jedoch zu der Situation, dass zahlreiche Kunden ihre Einlagen aufgrund eines Vertrauensverlustes in die Bank auflösen wollten. Um die Einlagen auszahlen zu können, wurde entsprechende Liquidität benötigt. Und die SVB musste Staatsanleihen verkaufen und damit hohe Verluste realisieren.

Bei Unternehmensinsolvenzen haben Anleihegläubiger übrigens bessere Chancen, an einen Teil ihres investierten Geldes zu kommen, als Aktionäre, die häufig komplett leer ausgehen. Für Unternehmensanleihen gibt es ebenfalls Abstufungen. Inhaber von Nachranganleihen werden im Insolvenzfall beispielsweise erst berücksichtigt, nachdem die meisten anderen Kreditgeber zum Zug gekommen ist.

Credit Suisse

Eine spezielle Form von Bonds sind A Tier 1 Anleihen von Banken (auch Coco-Bonds genannt). Sie sind von den Regulierungsbehörden für Banken vorgeschrieben und werden bei Insolvenzen in der Regel bevorzugt gegenüber Aktien behandelt. Coco-Bonds sind zudem meist unbefristet und haben einen variablen Zinssatz. Diese Anleihen sind somit für Banken ein wichtiges Finanzierungsinstrument und sollten für Gläubiger eigentlich recht sicher sein.

Im Fall der Credit Suisse gingen die Inhaber von A Tier 1 Anleihen allerdings im Zuge der Übernahme durch UBS leer aus, während die Aktionäre zumindest einen Teil ihres Investments behalten durften. Diese Konstellation könnte noch ein juristisches Nachspiel haben.

Fazit

Die teilweise mit Anleihen zusammenhängenden Turbulenzen bei den Banken ändern nichts daran, dass Anleihen als Anlageklasse in einem diversifizierten Portfolio Sinn machen. Je nach Risikoneigung und Anlagehorizont sollte für jeden etwas Passendes dabei sein. Zur Risikostreuung bieten sich Anleihefonds oder -ETFs an.

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