Auf diese Kennzahlen sollten Fondsanleger achten

Kennzahlen

Von Prof. Dr. Rolf Tilmes, FPSB Deutschland

Kennzahlen sind eine wichtige Hilfe bei der Produktauswahl. Während Informationen über Risiko und Kosten wichtig sind, ist die Aussagekraft einer bestimmten Fondskennzahl jedoch durchaus umstritten.

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für zukünftige Erträge. Solche und ähnlich klingende Sätze lesen Investoren und Berater häufig im Kleingedruckten, wenn sie auf der Suche nach interessanten Investmentfonds sind. Und natürlich sind Performanceleistungen aus den vergangenen Jahren keine Garantie, dass es so weitergeht. Jedoch können bestimmte Fondskennzahlen zumindest ein Anhaltspunkt dafür sein, wie sich ein Fonds in Zukunft verhalten könnte. Sie können dabei helfen, Chancen und Risiken eines Fonds besser einzuschätzen und das richtige Produkt passend zur persönlichen Risikoneigung auszuwählen.

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Schließlich ist die Produktvielfalt hierzulande enorm. Das gilt für die Anlageklassen, aber auch für Regionen, Branchen und Themen. Hinzu kommt: Jeder aktive Fondsmanager verfolgt ein individuelles Anlagekonzept, was die Vergleichbarkeit zusätzlich erschwert. Eine Orientierung im Produktdschungel versprechen Fondsratings. Das Dilemma: Einen einheitlichen Bewertungsmaßstab, den alle Ratingagenturen verwenden, gibt es nicht. Wie ein Fonds abschneidet, hängt von den speziellen Beurteilungskriterien einer bestimmten Agentur und auch oft von der subjektiven Einschätzung und den Fähigkeiten des jeweiligen Analysten ab. Deshalb kommen unterschiedliche Agenturen für ein und denselben Fonds nicht selten zu recht verschiedenen Ergebnissen.

Beta

Das bedeutet, Anleger kommen nicht umhin, selbst aussagekräftige Kennzahlen zu recherchieren und zu vergleichen. Aus den Datenblättern, den Factsheets, lassen sich nützliche Informationen finden, die eine wichtige Stütze bei der Entscheidungsfindung sein können. Dazu zählt das Risikomaß Beta. Der Wert zeigt an, wie eng der Fondspreis in der Vergangenheit der Entwicklung eines vergleichbaren Markts gefolgt ist bzw. wie sensibel der Fonds auf Marktschwankungen reagiert. Ein Fonds mit einem Beta von eins entwickelt sich exakt wie seine Benchmark. Bei einem Beta über eins reagiert der Fonds überdurchschnittlich stark auf Marktschwankungen. Je höher das Beta, desto mehr Chancen, aber auch Risiken birgt ein Fonds folglich. Allerdings legt die Fondsgesellschaft fest, welcher Vergleichsindex als Maßstab genommen wird.

Alpha

Die Kennziffer Alpha wird verwendet, um die risikobereinigte Performance eines Fonds im Verhältnis zur erwarteten Marktrendite oder derjenigen Rendite der Benchmark zu messen. Dabei gilt: Je höher das Alpha, umso besser hat ein Fonds im Vergleich zur Benchmark abgeschnitten. Der Fondsmanager hat es also mit seiner Titelselektion geschafft, den Vergleichsindex zu übertreffen. ETFs, die nicht aktiv gemanagt werden, haben ein Alpha von null, da deren Entwicklung identisch mit ihrem Vergleichsindex ist.

Maßstab für das eingegangene Risiko

Eine sehr wichtige Kennziffer ist außerdem die Sharpe Ratio. Sie gibt Auskunft darüber, wie viel Risiko ein Fondsmanager in Relation zur erzielten Rendite eingegangen ist. Anleger sollten beachten: Je höher die Sharpe Ratio, desto besser ist das Verhältnis vom Ertrag zum Risiko. Wenn die Sharpe Ratio beispielsweise über eins liegt, heißt das, dass der Ertrag des Fonds mit einem relativ geringen Risiko erwirtschaftet wurde.

Auch der maximale Verlust, in der Fachsprache Maximum Drawdown genannt, ist für Anlageprofis und Privatanleger eine nützliche Information. Diese Kennzahl gibt an, wie hoch der stärkste prozentuale Wertrückgang innerhalb eines Zeitraums in der Vergangenheit war. Viel beachtet ist außerdem die Volatilität. Sie ist allgemein ein Maß für das Risiko einer Kapitalanlage und verrät, wie stark der Wert eines Fonds in einem bestimmten Zeitraum in der Vergangenheit um seinen Mittelwert schwankte. Eine hohe Volatilität ist ein Hinweis darauf, dass die Anlage mehr Risiken birgt. Wer also nach Anlagen mit geringem Risiko sucht, sollte ein Produkt mit einem geringen Maximum Drawdown und einer niedrigen Volatilität wählen.

Um die Kosten verschiedener Fonds zu vergleichen, eignet sich die Total Expense Ratio (TER). Sie gibt die jährlichen Kosten eines Fonds an, die zusätzlich zum Ausgabeaufschlag anfallen. Dazu zählen die Kosten für Verwaltung und Portfoliomanagement, Wirtschaftsprüfung, Depotbankgebühren oder interne Werbungs- und Vertriebskosten. Die TER wird jeweils für das vergangene Geschäftsjahr ermittelt. Doch obwohl die TER auch Gesamtkostenquote genannt wird, umfasst sie nicht alle Kosten: Nicht enthalten sind beispielsweise Transaktionskosten für Käufe und Verkäufe innerhalb des Fondsvermögens oder Performance Fees, die abhängig vom Erreichen einer bestimmten Rendite zu entrichten sind.

Strittige Kennziffer Active Share

Unter Fondselektoren umstritten ist dagegen die Aussagekraft der Kennziffer Active Share, die den Aktivitätsgrad von Fondsmanagern verdeutlicht. So bildet ein Fonds mit einem „Active Share“ von 0 % den Vergleichsindex identisch ab. Je höher der Wert, desto geringer sind die inhaltlichen Überschneidungen mit seinem Referenzindex. Untersuchungen zeigen jedoch, dass Fonds mit hohem Active Share nicht notwendigerweise besser abschneiden als vergleichbare Produkte mit niedrigerem Wert. Die Gefahr besteht vielmehr darin, dass ein sehr aktives Handeln auch das Risiko des Fonds insgesamt sowie die Kosten erhöht. Das bedeutet: Aktive Fondsmanager, die sich von der jeweiligen Benchmark entfernen, sind nicht automatisch die besseren Fondsmanager.

Um die anspruchsvolle Fondsauswahl möglichst gut zu bewältigen, sollten sich Anleger unabhängige und professionelle Unterstützung holen. Experten wie CERTIFIED FINANCIAL PLANNER®-Professionals können Anlegern dabei helfen, ein passendes Fondsportfolio aufzubauen. Sie entwickeln zunächst mit ihren Kunden eine genaue individuelle Bedarfsanalyse auf Grundlage der persönlichen Einkommens-, Vermögens- und Lebensverhältnisse und des sich aus diesen Zusammenhängen ergebenden individuellen Risikoprofils. Auf Basis dieser Analyse beraten CFP®-Professionals entsprechend und unterstützen ihre Kunden mit Entscheidungsgrundlagen, sodass diese langfristigen Vermögensaufbau mit einer Produktauswahl betreiben können, die zu ihrer individuellen Situation passt.

Zum Autor

Prof. Dr. Rolf Tilmes, CFP®, HonCFEP, ist der Vorstandsvorsitzende des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB). Außerdem ist er Academic Director Finance, Wealth Management & Sustainability Management an der EBS Executive School in Oestrich-Winkel.Seit 2005 ist er Geschäftsführer am Institut für Private Wealth Management GmbH und seit 2000 Gesellschafter und Vorstandsmitglied bei der Hoesch Group AG.

Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlusAnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.

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