Stanford (pte006/14.02.2018/06:15) – Ob Fair-Trade-Schokolade oder Tropenfrüchte mit Rainforest-Alliance-Zertifikat – Konsumenten greifen immer öfter zu Produkten, die sie vermeintlich guten Gewissens konsumieren können. Doch hält sich die nachhaltige Beschaffung bei Weltkonzernen oft sehr in Grenzen, so eine Studie von Forschern der Stanford University http://stanford.edu . Demnach erstrecken sich nachhaltige Praktiken oft nur auf einzelne Produktbestandteile oder Teile der Lieferkette.
Schlagwort ohne Substanz
Nachhaltigkeit ist ein beliebtes Schlagwort, und mehr als die Hälfte der 449 untersuchten Unternehmen aus Nahrungsmittel-, Textil- und Holzbranche nutzen zumindest in gewissen Bereichen Nachhaltigkeitsrichtlinien. Doch diese haben den Studienautoren zufolge meist viel begrenztere Auswirkungen, als Konsumenten vielleicht glauben. So betrifft die nachhaltige Beschaffung bei über 70 Prozent der entsprechenden Waren nur einen Teil der Ausgangsstoff – beispielsweise, wenn an einem Produkt mit Recycling-Verpackung sonst absolut nichts daran nachhaltig ist.
Zudem haben die Forscher festgestellt, dass Nachhaltigkeitsrichtlinien in der Regel nur ein Glied der Lieferkette betreffen. So kann es sein, dass es zwar entsprechende Regeln für eine Textilfabrik gibt, die T-Shirts schneidert, aber Schritte wie das Färben des Stoffs oder die Baumwollproduktion außen vor bleiben. Mehr als ein Viertel der Nachhaltigkeitsrichtlinien gelten zudem nur für eine Produktlinie, sodass beispielsweise nur ein Schokoriegel aus einer breiten Produktpalette ein Fair-Trade-Zertifikat hat. Gar nur 15 Prozent der Nachhaltigkeitsrichtlinien sprechen Gesundheit, Energie, Infrastruktur, Klimawandel, Bildung, Geschlecht oder Armut an.
Ein komplexes Problem
Da globale Lieferketten mittlerweile 80 Prozent des Welthandels ausmachen, könnten Nachhaltigkeitsrichtlinien von Konzernen theoretisch viel bewirken. Dass das in der Praxis nur bedingt der Fall ist, liegt den Forschern zufolge wohl auch an der Komplexität der Aufgabenstellung. Unternehmen nutzen vielfältige Strategien, die bislang aber begrenzte Auswirkungen haben.
Der Studie zufolge implementieren gerade Unternehmen, die unter Druck geraten sind, eher Nachhaltigkeits-Richtlinien zumindest in einzelnen Bereichen. „Der Druck, den Konsumenten auf Unternehmen ausüben, wenn sie mehr nachhaltige Produkte fordern, dürfte sich lohnen“, meint die an der Studie beteiligte Stanford-Doktorandin Tannis Thorlakson. Sie hofft, dass die Arbeit dazu beitragen wird, dass auch jene 48 Prozent der untersuchten Unternehmen, die bislang keinerlei Nachhaltigkeitsrichtlinien für die Lieferkette nutzen, endlich aktiv werden.
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