„Sündensteuern“ machen unehrlich

Börsenbär und Bulle

Kippen: Tabaksteuer hat Nebenwirkungen (Foto: geralt, pixabay.com)pressetext.redaktion

Troy (pte001/25.08.2021/06:00) – „Sündensteuern“, also höhere Abgaben auf als schädlich geltende Produkte und Dienstleistungen, führen womöglich dazu, dass direkt Betroffene andere auf unehrliche Art bezahlen lassen. Darauf deutet eine Studie der Arizona State University, North Carolina State University und Rensselaer Polytechnic Institute (RPI) https://rpi.edu hin. Demnach haben einer Erhöhung der US-Tabaksteuer rauchende Taxifahrer in New York City ihre Kunden 1,5 Mal öfter betrogen als anderer Fahrer – vermutlich, um die „unfaire“ Steuer auf sie abzuwälzen.

Steuer-Nebenwirkungen

Sündensteuern wie Tabak-, Alkohol- oder Spielsteuer sind eigentlich dazu gedacht, Menschen von potenziell schädlichen Dingen abzubringen. Doch das kann quasi unerwünschte Nebenwirkungen haben. „Eine unerwünschte Folge ist gerade bei Verbrauchssteuern, dass die Menschen die gezielten Steuern womöglich für unfair halten, glauben, dass jemand anderes dafür bezahlen sollte, und ihr Verhalten so ändern, dass andere für die Steuer bezahlen“, sagt Thomas Shohfi, RPI-Professor für Buchhaltung und Finanzwesen. Eben das weist die aktuelle Studie für rauchende Taxifahrer im Fall einer Tabaksteuererhöhung nach.

Die US-Tabaksteuer ist 2009 von 0,39 auf 1,01 Dollar pro Packung gestiegen. Shohfi und Kollegen haben daher für einen viermonatigen Zeitraum um die Steuererhöhung Daten über einzelne Fahrten New Yorker Taxler analysiert. Dabei hat sich gezeigt, dass rauchende Taxifahrer nach der Erhöhung für Fahrten innerhalb des Stadtgebiets deutlich eher betrügerisch die höhere Rate für Fahrten ins Umland verrechnet haben. Sie waren somit deutlich unehrlicher als vor der Steuererhöhung und als Nichtraucher-Kollegen.

Geldnot und blinde Rache

Für das unehrliche Verhalten gibt es der Studie „Do Sin Taxes Spur Cheating in Interpersonal Exchanges?“ zufolge zwei wesentliche Gründe. Einerseits senkt die Steuererhöhung die Kaufkraft Betroffener, die dann eher bereit sind und aus Geldnot betrügen. Andererseits sehen sich Betroffene unter Umständen als Opfer einer unfairen Maßnahme, was es leichter macht, eigene Unehrlichkeit gegenüber Dritten zu rationalisieren – auch, wenn diese gar nichts für die vermeintlich unfaire Behandlung können. „Betrug höhlt das Vertrauen in einen Markt aus“, warnt Shofi. Wenn die Politik das Verhalten der Menschen über Steuern beeinflussen will, sollte sie also auch über mögliche unerwünschte negative Auswirkungen nachdenken.

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