Selbstüberschätzung: Vierjährige sind wie Banker

Börsenbär und Bulle

Kartenspiel: Risiko oder Sicherheit (Foto: sussex.ac.uk/business-school)pressetext.redaktion

Brighton (pte003/09.04.2020/06:05) – Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten, trotz klarer Belege für das Gegenteil, ist sogar bei Vierjährigen vorhanden und anhaltend. Zu dem Schluss kommt eine Studie der University of Sussex Business School http://sussex.ac.uk/business-school . Diese kognitive Verzerrung wurde immer wieder bei Führungskräften, Bankern und Ärzten in den verschiedensten Ländern und Kulturen beobachtet. Die Studie legt jedoch nahe, dass Selbstüberschätzung in der frühen Kindheit anhaltend und weitverbreitet ist.

Mädchen erfolgreicher

Mädchen waren bei einem Kartenspiel der Forscher erfolgreicher als Jungen. Das war auf eine risikoärmere Strategie und größeren Schwankungen zwischen Selbstüberschätzung und einem Mangel an Vertrauen in ihre Fähigkeiten zurückzuführen. Laut Forschungsleiter Dominik Piehlmaier basiert viel des Wissens über Urteilsbildung und Entscheidungsfindung auf erwachsenen Studienteilnehmern. Es gebe jedoch keinen Grund zu glauben, dass Menschen derartige allgegenwärtige kognitive Verzerrungen erst mit dem Erreichen des Erwachsenenalters ausbilden.

„Meine Ergebnisse legen nahe, dass wirksame Maßnahmen, die das Wissen einer Person über ihr eigenes Wissen und deren Grenzen verbessern, bereits viel früher notwendig sein könnten, um das irrationale Selbstvertrauen zu justieren“, so der Forscher. Für die Studie spielten Kinder das Kartenspiel „Children’s Gambling Task“, bei dem Karten aus einem von zwei Stapeln ausgewählt werden. Die Karte wird dann umgedreht, um zu sehen, wie viele Sticker der Teilnehmer gewonnen und verloren hat. Ein Stapel beinhaltet Karten mit höheren Gewinnen und Verlusten. In Abständen mussten die Kinder entscheiden, ob sie annahmen, sie würden mehr, ungefähr gleich oder weniger Sticker als im letzten Spiel gewinnen.

Über 60 Runden gespielt

Jeder Teilnehmer startete nach den sechs Trainingsrunden mit vier Stickern. Durchschnittlich gewann jeder Teilnehmer 0,3 Sticker pro Runde und verließ das Spiel durchschnittlich mit 6,67 Stickern. Die Bandbreite reichte von null bis 33. Die Studie zeigt laut den Experten, dass nach zehn Runden und sechs Übungsrunden mehr als 70 Prozent der Vierjährigen und die Hälfte aller Fünf- und Sechsjährigen bei ihren Erwartungen zu zuversichtlich waren.

Die Zahl der Wiederholungen veränderte das unangemessene Verhalten beim Großteil der Teilnehmer nicht. „Die Kinder spielten mehr als 60 Runden und erlebten, wie ihre Erfolgsbilanz stieg und fiel, trotzdem glaubte jedes dritte Kind, dass es besser abschneiden könnte als in den vergangenen 50 Runden. Die Children’s Gambling Task ist einer vereinfachten Version des Finanzmarktes sehr ähnlich. Relativ sichere Optionen ermöglichen einen niedrigen, aber stetigen Gewinn und risikoreiche Veranlagungen versprechen kurzfristig einen hohen Gewinn. Das Studienergebnis, dass Selbstüberschätzung auch angesichts der eigenen Defizite anhaltend ist, spiegelt die Studienergebnisse zur Performance von Investoren.“

Selbstüberschätzung wird als männliche Eigenschaft angesehen. Allgemein übertrafen Mädchen Jungen im Schnitt um 2,87 Sticker. Verantwortlich dafür war eine weniger risikoreiche Strategie. Sie wählten mehr sichere Karten aus, die einen geringeren, aber nachhaltigeren Gewinn ermöglichten. Jungen scheinen laut Piehlmaier einem negativen Trend zu folgen, der auf langsames, aber stetiges Lernen mittels berechtigter Erwartungen hinweist. Das Verhalten der Mädchen sei viel weniger vorhersehbar. Vergleiche man die Selbstüberschätzung eines Mädchens mit Lohn, dann stimmten die beiden eng miteinander überein. Dies lege nahe, dass Mädchen bei einer Gewinnserie ihre Fähigkeiten überschätzen und sie unterschätzen, wenn sie einige Male hintereinander verloren haben. Am Ende des Experiments gab es mehr allzu selbstbewusste Mädchen als Jungen.

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