Vorfälligkeitsentschädigungen bei Immobiliendarlehen

Vorfälligkeitsentschädigungen Immobiliendarlehen
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Das Landgericht Ravensburg hat kürzlich den Europäischen Gerichtshof angefragt, ob Vorfälligkeitsentschädigungen bei Immobiliendarlehen europarechtlich zulässig sind (Vorabentscheidungsvorlage des LG Ravensburg vom 8.8.2022, Az. 2 O 316/21). Die Entscheidung hat Auswirkungen auf Immobilienkäufer in Deutschland, wo Darlehen mit langfristiger Zinsbindung üblich sind.

Inhalt

  1. Was ist ein Immobilienkredit?
  2. Was ist eine Vorfälligkeitsentschädigung?
  3. Um was geht es in der Klage gegen die Vorfälligkeitsentschädigung?
  4. FAQs zum Thema Vorfälligkeitsentschädigung

Was ist ein Immobiliendarlehen?

Ein Immobilienkredit ist ein Darlehen, das von einer Bank oder einem Kreditinstitut zur Finanzierung einer Immobilie, wie z.B. eines Hauses oder einer Wohnung, bereitgestellt wird. Der Kreditnehmer kann das Darlehen nutzen, um eine Immobilie zu erwerben oder zu bauen, oder um eine bestehende Immobilie zu renovieren oder zu modernisieren.

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Die Konditionen eines Immobilienkredits können je nach Anbieter und Marktbedingungen variieren. Im Allgemeinen basieren die Konditionen jedoch auf dem Betrag des Darlehens, der Laufzeit, dem Zinssatz und anderen Gebühren, wie z.B. Bearbeitungsgebühren oder Kontoführungsgebühren. Der Kreditgeber sichert sich in der Regel durch eine Grundschuld oder Hypothek auf der Immobilie ab. Das bedeutet, dass die Immobilie als Sicherheit dient und im Falle eines Zahlungsausfalls des Kreditnehmers vom Kreditgeber verkauft werden kann, um das Darlehen zurückzufordern.

Was ist eine Vorfälligkeitsentschädigung?

Eine Vorfälligkeitsentschädigung bei Immobiliendarlehen ist eine Entschädigung, die von einem Kreditnehmer an den Kreditgeber gezahlt wird, wenn das Darlehen vorzeitig zurückgezahlt wird. Dies kann der Fall sein, wenn der Kreditnehmer die Immobilie verkauft oder refinanziert. Die Vorfälligkeitsentschädigung soll den Kreditgeber dafür entschädigen, dass er durch die vorzeitige Rückzahlung des Darlehens entgangene Zinszahlungen oder andere Einnahmen hat. Die Berechnung der Vorfälligkeitsentschädigung ist gesetzlich geregelt und basiert in der Regel auf dem entgangenen Gewinn des Kreditgebers und den dadurch entstandenen Kosten. Die genaue Höhe der Vorfälligkeitsentschädigung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Restlaufzeit des Darlehens, dem aktuellen Zinssatz, dem Darlehensbetrag und den individuellen Vereinbarungen im Darlehensvertrag.

Um was geht es in der Klage gegen die Vorfälligkeitsentschädigung?

Im Darlehensvertrag wird geregelt, dass bei vorzeitiger Rückzahlung vor Ablauf der Zinsbindung eine Vorfälligkeitsentschädigung fällig wird. Diese enthält Kosten und entgangenen Gewinn und ist auch für Profis nicht immer einfach nachzuvollziehen. Vor dem Landgericht Ravensburg hatte ein Immobilienkäufer geklagt, der eine solche Entschädigung gezahlt hatte und später die Rückzahlung verlangte.

Das Landgericht Ravensburg hat den Fall an den Europäischen Gerichtshof weitergeleitet (Az. 2 O 316/21), um festzustellen, ob die Vorfälligkeitsentschädigung europarechtlich zulässig ist. Die Klage des Immobilienkäufers wurde als Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung gemäß § 812 I 1 Alt. 1 BGB begründet, falls die Bank keinen Anspruch auf Zahlung der Vorfälligkeitsentschädigung hatte.

Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs wird Einfluss auf Immobilienkäufer haben, die in Deutschland ein Darlehen mit langfristiger Zinsbindung abschließen. Es bleibt abzuwarten, ob die Vorfälligkeitsentschädigung europarechtlich zulässig ist und wie die Banken darauf reagieren werden. Wie werden in unserem Magazin AnlegerPlus über die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs berichten. Ein ausführlicherer Beitrag zu der erwähnten Klage findet sich in der Ausgabe 5/2023 AnlegerPlus.

FAQs zum Thema Vorfälligkeitsentschädigung

Was ist eine Immobilie?

Eine Immobilie ist ein Grundstück oder Gebäude sowie alle damit verbundenen Rechte und Nutzungen. Im Allgemeinen bezieht sich der Begriff auf unbewegliche Sachen wie Grundstücke, Häuser, Wohnungen, Bürogebäude, Fabriken und Lagerhallen.

Was ist ein Kredit

Ein Kredit ist eine finanzielle Leistung, bei der ein Kreditgeber einem Kreditnehmer einen bestimmten Betrag zur Verfügung stellt, der später mit Zinsen zurückgezahlt werden muss. Kredite werden oft für größere Investitionen wie den Kauf einer Immobilie genommen.

Was ist ein Kreditgeber?

Ein Kreditgeber ist eine Person, eine Institution oder ein Unternehmen, das Geld oder andere finanzielle Ressourcen an eine andere Person oder Organisation ausleiht, in der Regel gegen eine bestimmte Gebühr oder Zinsen. 

Was ist ein Kreditnehmer?

Ein Kreditnehmer ist eine Person oder ein Unternehmen, das einen Kredit von einem Kreditgeber aufnimmt und sich verpflichtet, das Darlehen gemäß den vereinbarten Bedingungen zurückzuzahlen, einschließlich Zinsen und Gebühren. 

Was ist ein Vorfälligkeitsentschädigung

Eine Vorfälligkeitsentschädigung ist eine Entschädigung, die ein Kreditnehmer an den Kreditgeber zahlen muss, wenn ein Darlehen vorzeitig zurückgezahlt wird. Sie soll den Kreditgeber dafür entschädigen, dass ihm durch die vorzeitige Rückzahlung Zinseinnahmen entgehen.

Weitere Artikel zu aktuellen Gerichtsentscheiden finden Sie in unseren Magazinen. Weiterführende Informationen sowie Berechnungshilfen zum Thema Vorfälligkeitsentschädigung gibt es hier.

Foto: © unsplash.com, Tierra Mallorca

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