Weltwirtschaft erholt sich. Aber Risiken nehmen zu

Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Prof. Dr. Thorsten Polleit

Nachdem das „Corona-Jahr“ die Welt in eine Rezession stürzte, erwarten viele Experten für 2021 einen signifikanten Aufschwung. Nachfolgend der Wirtschafts- und Marktausblick von Prof. Dr. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH und Präsident des Ludwig von Mises Institut Deutschland e.V.

Weltweit zeigen die Wirtschaftsdaten eine konjunkturelle Erholung, die ab etwa Mai des letzten Jahres eingesetzt hat. Das weltweite Wirtschaftswachstum kann durchaus 3,4 % gegenüber dem Vorjahr erreichen nach minus 5,2 % in 2020. Die Gefahr ist allerdings, dass Regierungen als Reaktion auf die Coronavirus-Verbreitung an der Lockdown-Strategie festhalten und so die Aufschwungtendenzen abbremsen oder gar wieder zu Fall bringen. Die vielfach geäußerte Erwartung, das Jahr 2021 werde einen fulminanten Aufschwung bringen, ist daher mit einer gewissen Vorsicht zu werten; das Enttäuschungspotential sollte nicht unterschätzt werden.

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Indem die Zentralbanken die Zinsen auf beziehungsweise unter die Nulllinie drücken, verbilligen sie nicht nur die Kredite. Sie sorgen auch für Markt- und Preisverzerrungen. Beispielsweise blähen sich die Preise für Vermögen (Aktien, Häuser Grundstücke etc.) auf und ermuntern zu auf Pump finanzierten Konsum und Investitionsausgaben, die bei ungestörten Zinsverhältnissen so nicht stattfinden würden.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Zentralbanken in jedem Falle die Zinsen extrem niedrig halten und zudem jede Störung in den Kreditmärkten vehement bekämpfen werden. Das wiederum erfordert, immer mehr Geld bereitzustellen. Ein Ausstieg aus dieser problematischen Dynamik ist nicht absehbar. Das Problem: Die Volkswirtschaften gewöhnen sich an extrem niedrige Zinsen und eine anschwellende Geldmenge, so dass ein Ausstieg aus dieser Politik immer schwieriger wird.

Vorsicht vor wachsenden Schulden

Die weltweiten Schulden werden nach Einschätzung des Institute of International Finance (IIF) im Jahr 2020 auf 277 Billionen US-Dollar anschwellen. Die Verschuldung beliefe sich dann auf etwa 365 % der weltweiten Wirtschaftsleistung. Alle Volkswirtschaften haben sich auf ein ungedecktes Geldsystem (auch: Fiat-Geldsystem) eingelassen. Staatliche Zentralbanken weiten die Geldmenge per Kreditvergabe aus; es handelt sich hierbei sprichwörtlich um Geldschaffen aus dem Nichts. Als Reaktion auf die Verbreitung des Coronavirus haben viele Regierungen die Volkswirtschaften stark abgebremst. Das hätte dem ungedeckten Geldsystem den Todesstoß versetzen können.

Die Schuldenpyramide wäre angesichts schwindender Wirtschaftsleistung zusammengebrochen, hätten die Zentralbanken nicht drohende Zahlungsausfälle auf breiter Front abgewehrt. Die durch die politisch diktierte Lockdown-Krise verursachten Einkommens- und Umsatzverluste werden nun durch neue Staatsschulden, bzw. neu geschaffenes Geld bezahlt. Zudem sehen sich viele Unternehmen gezwungen, ihre Verschuldung zu erhöhen, um ihre Betriebstätigkeit zu erhalten. Darüber hinaus trägt vor allem auch die gesunkene Wirtschaftsleistung zu einer steigenden Verschuldungsquote der Volkswirtschaften bei.

Ausblick 2021: Gold derzeit „preiswert“ und mit Steigerungspotenzial

Unter der Annahme, dass die Geldmenge auch in 2021 mit außergewöhnlich hohen Raten ausgeweitet wird, und dass auch die Zinsen und Kreditprämien in den Märkten niedrig bleiben, hat der Goldpreis gute Chancen, knapp 2.500 US-Dollar/oz gegen Ende des Jahres zu erreichen. Auch wenn die Weltwirtschaft im laufenden Jahr wahrscheinlich wieder anzieht, wird die Schuldenpyramide zusehends fragiler. Bis auf weiteres ist absehbar, dass die Zentralbanken immer mehr Kredit und Geld in Umlauf bringen und immer unverhohlener in das Marktgeschehen eingreifen, sollte es neue Störungen im Kreditmarkt geben. Ein zentrales Risiko für den Anleger ist daher die Kaufkraftentwertung von US-Dollar, Euro und Co.

Bild: Degussa Goldhandel

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