Wie Energie den Rohstoffmarkt bewegt

Energiemarkt

Energie bewegt die Welt – und gleichermaßen sind die Energiemärkte in Bewegung. Doch welche maßgeblichen Faktoren bestimmen das Auf und Ab dieses Sektors? Teil 1 der neuen Serie „Was bewegt den Rohstoffmarkt?“

Der Energiesektor ist der größte Teilbereich der Rohstoffwelt und er wächst weiter. Die Gründe hierfür sind nicht nur die Zunahme der Weltbevölkerung insgesamt sowie der Aufstieg der Schwellenländer im Besonderen, was weiterhin immer mehr der klassischen Energierohstoffe Erdöl, Gas und Kohle verschlingt. Sondern mit der Zunahme alternativer Energieerzeugungsarten lässt sich nun auch eine Vielzahl von Mineralien als „Energiemetalle“ klassifizieren. Neben den grundlegenden wirtschaftlichen Prinzipien von Angebot und Nachfrage spielen in diesem Teil des Rohstoffuniversums bestimmte Preistreiber eine besondere Rolle.

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Marktbewegende Faktoren

Zu den wichtigsten Triebkräften für die Bewegungen auf den Energiemärkten gehören geopolitische Instabilitäten. Konflikte in wichtigen Ölförderregionen, wie dem Nahen Osten, bedrohen die Lieferketten und führen zu Schwankungen der Ölpreise. Darüber hinaus können Sanktionen gegen ölproduzierende Länder oder geopolitische Spannungen zwischen wichtigen Energieakteuren die Marktstimmung und die Preisbildung beeinflussen.

Zudem sind die Energiemärkte eng mit den allgemeinen makroökonomischen Trends verbunden, einschließlich der Zinssätze, Inflationsraten und Währungsschwankungen. Wirtschaftliche Abschwünge können die Nachfrage dämpfen, was zu einem Überangebot führt und die Preise unter Druck setzt. Umgekehrt können Zeiten robusten Wirtschaftswachstums den Energieverbrauch ankurbeln und die Preise in die Höhe treiben.

Hinzu kommt der Aufstieg der Schwellenländer, insbesondere in Asien, der die globalen Energieverbrauchsmuster verändert. Die rasche Urbanisierung, die Industrialisierung und der steigende Lebensstandard in Ländern wie China und Indien führen zu einer erhöhten Energienachfrage. Da diese Volkswirtschaften weiter wachsen, werden sie ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf die globalen Energiemärkte ausüben.

Weitere Wachstumstreiber im Energie-Rohstoffmarkt

Strenge Umweltvorschriften, die auf die Reduzierung von Kohlenstoffemissionen abzielen, prägen die Energiemärkte ebenso. Politische Maßnahmen, wie CO2-Bepreisung oder die Etablierung von Emissionshandelssystemen, beeinflussen die Wettbewerbsfähigkeit der verschiedenen Energiequellen. Investoren und die Unternehmen der Branche müssen sich in diesem regulatorischen Umfeld zurechtfinden, was sich auf Investitionsentscheidungen, Marktergebnisse und die Preise der einzelnen Energierohstoffe auswirkt. Denn mit dem Ausbau der Kapazitäten für erneuerbare Energien stehen diese zunehmend in direkter Konkurrenz zu den traditionellen fossilen Brennstoffen.

Fortschritte in der Technologie verändern den Energiesektor ebenfalls. Angefangen bei verbesserten Bohrtechniken in der Öl- und Gasindustrie bis hin zu Durchbrüchen bei der Batteriespeicherung für erneuerbare Energien. Diese Innovationen können die Produktionseffizienz verbessern, die Kosten senken und die Rentabilität alternativer Energiequellen erhöhen. Die Marktteilnehmer müssen mit den technologischen Entwicklungen Schritt halten, um die Chancen zu nutzen und die Risiken wirksam zu mindern.

Vielschichtiges Ökosystem

Wetterbedingungen wie Wirbelstürme, Hitzewellen oder Kälteeinbrüche können zu Schocks an den Energiemärkten führen. Schwerwiegende Wetterereignisse können die Energieinfrastruktur stören und zu Versorgungsunterbrechungen und Preisschwankungen führen. Insbesondere in Regionen, die in hohem Maße von bestimmten Energiequellen wie Erdgas für Heizung oder Stromerzeugung abhängig sind. Gerade Erdgas ist für seine explosiven Rallys und ebenso extremen Preisstürze bekannt. Der amerikanische Benchmark-Kontrakt ist das schwankungsfreudigste Terminprodukt der Welt, mit Volatilitäten oft weit im dreistelligen Bereich.

Bei den Energiemärkten handelt es sich also um ein sehr dynamisches und vielschichtiges Ökosystem, das von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Wichtige Rollen spielen dabei geopolitische, wirtschaftliche, technologische und ökologische Trends, die für Prognosen sorgfältig analysiert werden müssen. Das Erkennen und die Anpassung an Veränderungen sind für alle Beteiligten im Energiesektor – von Produzenten und Verbrauchern bis hin zu Investoren und politischen Entscheidungsträgern – von entscheidender Bedeutung.

Zum Autor

Markus Grüne war seit Mitte der 90er-Jahre als Händler in den Bereichen Aktien, Derivate und Rohstoffe tätig. Seit 2019 arbeitet er als freier Finanzmarktjournalist, publiziert einen eigenen Börsenbrief (PIPELINE – Das globale Rohstoff-Journal) sowie Marktanalysen mit Fokus auf Rohstoffe und Rohstoffunternehmen.

Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlusAnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.

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