Wie Verbraucher eine wirklich gute Finanzberatung erkennen

Maximilian Kleyboldt

Von Maximilian Kleyboldt, CFP®, FPSB Deutschland

Kapitalanlagen, Versicherungen und vielleicht noch Hypothekendarlehen – für die allermeisten Menschen hierzulande sind das die typischen Beratungsschwerpunkte eines Finanzberaters. Doch es gibt weit mehr, was eine professionelle und qualitativ hochwertige Beratung ausmachen sollte. Dazu gehören Bereiche wie Ruhestandsplanung, Risikomanagement, Erbschaftsplanung, regelmäßige Überprüfung und Rechenschaftspflicht und vieles mehr.

Wir vom FPSB Deutschland sind der Meinung, dass der genaue Blick auf die Gesamtsituation des Kunden durch nichts zu ersetzen ist. Der umfassende Blick, der die gesamten Vermögensverhältnisse eines Kunden in die Beratung einbezieht, ist ein entscheidendes Qualitätsmerkmal in der Finanzplanung und -beratung.

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Doch leider sind immer noch schlechte Anlageberatung oder gar Anlagebetrug keine Seltenheit. Zu bemängeln sind hier insbesondere die Ausrichtung auf einen Produktverkauf, die häufig hohe Wertpapierorientierung und die zum Teil deftigen Kosten wie beispielsweise hohe Ausgabeaufschläge. Schätzungen gehen davon aus, dass Qualitätsmängel, Falschinformationen oder Betrug hierzulande bei der Geldanlage jedes Jahr zu Verlusten in Milliardenhöhe führen.

Umfassende Finanzberatung statt einseitiger Fokus auf Wertpapiere

Viel zu oft liegt der Fokus in der Finanzberatung auf einer Wertpapier-Anlage. Aus meiner Perspektive ist eine Empfehlung, ob man die Daimler- oder die VW-Aktie kaufen soll, bei einer Finanzberatung viel zu kurz gegriffen. Diese einseitige Ausrichtung, so zeigen auch Umfragen, wollen die meisten Kunden gar nicht. Aus unserer Erfahrung heraus wünschen sich die meisten Kunden vielmehr eine Beratung und ein Kümmern auch zu anderen finanziellen Themen wie Absicherung, Nachlassplanung oder Unternehmensnachfolge.

Finanzplanung gibt es in vielen unterschiedlichen Ausprägungsformen. Doch wenn Sie in Beratungsgesprächen eine ganzheitliche Beratungsmethodik vorfinden, ich nenne das ´Financial Planning Advice´, haben Sie die Chance, gute Beratung zu erleben. Neben der Ganzheitlichkeit ist dabei Individualität ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor, der im Ergebnis zu höherer Beratungsqualität führt. Um es klar zu sagen: Ein guter Finanzplaner bietet keine Beratung von der Stange, sondern geht auf die individuellen Bedürfnisse seiner Mandanten ein.

Wer eine wirklich gute Finanzberatung sucht, sollte auf folgende sechs Kennzeichen achten:

  1. Gute Beratung beginnt mit einem strategischen Dialog über die Wünsche und Ziele des Kunden und damit, seine Situation zu hinterfragen.
  2. Das zweite wichtige Kennzeichen ist, ob der Vermögensstatus des Kunden als Grundlage der Beratung dient, d.h. ob der Berater Interesse am Gesamtvermögen hat, dieses abfragt und dokumentiert. Wenn man an Beratungssituationen denkt, konzentriert man sich schnell nur auf den Anlagebetrag, der aktuell angelegt werden soll. Nur der Blick auf das Ganze, kann zu ganz anderen Schlüssen führen.
  3. Stufe drei ist die Erstellung eines ausführlichen schriftlichen Gesprächsprotokolls nach dem Erstgespräch. Stichworte wie Anlagedauer, finanzielle Verhältnisse, Kenntnisse und Erfahrungen in Geschäften mit Finanzinstrumenten, Risikotoleranz, Risikobereitschaft sowie Verlusttragfähigkeit, Nachhaltigkeitspräferenzen, Kosten und Wertentwicklungen werden hier berücksichtigt. Erfahrungsgemäß sind viele Kunden sehr positiv überrascht, wenn sie eine ausführliche Dokumentation des Erstgespräches erhalten. Individualität ist hier Trumpf.
  4. Anschließend sollte ein Anlagevorschlag in Bezug auf die individuellen Vorgaben des Kunden und entsprechendem Risikoparameter erstellt werden. Wünschenswert ist hier zudem die Simulation von Anlageentscheidungen, gegebenenfalls auch in einem Crash-Szenario.
  5. Fünftes Kriterium ist die Nachfolgeplanung. Sie gehört als Abfrage und Themenpunkt in jede Erstberatung. Die Aspekte müssen nicht in Erstgesprächen abgearbeitet werden, aber man kann Beratungsbedarf aufnehmen und später verfolgen.
  6. Und schließlich folgt als sechster Punkt die strategische Asset Allokation in Bezug auf das gesamte Vermögen. Hier gilt es, die Perspektive nicht nur auf das liquide Anlagevermögen auszurichten, sondern auf das Gesamtvermögen.

Anleger können sich die Eckpunkte der Standesregeln des FPSB Deutschland für eine professionellen Finanzplanung im folgenden YouTube-Video mit dem Titel „Beratungsleistung als Mehrwertdienstleistung durch Orientierung an den Standesregeln des FPSB Deutschland“ ansehen:

Dieses Thema sowie viele weitere spannende Aspekte rund um Geldanlage, Finanzplanung und Absicherung sind Gegenstand einer Webinar-Reihe, die der Finanzplanerverband FPSB Deutschland zusammen mit dem SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger durchgeführt hat. Wer sich die Webinar-Reihe bzw. einzelne Inhalte anschauen will, findet hier die verschiedenen Videos. Ziel der Vorträge ist es insbesondere, wichtiges Finanzwissen zu vermitteln und auf die herausragende Bedeutung einer professionellen Finanzplanung hinzuweisen.

Dieser Beitrag ist ursprünglich im Blog „Früher planen – länger genießen“ des FPSB Deutschland erschienen.

Zum Autor

Maximilian Kleyboldt, CFP® ist Direktor im Wealth Planning der Bethmann Bank und dort als Financial Planner und Estate Planner tätig.

Seine Schwerpunkte liegen in der Finanz- und Nachfolgeplanung sowie in der Strukturierung von Familien- und Stiftungsvermögen. Er berät Privatkunden, Unternehmer, Stiftungen und institutionelle Kunden. Darüber hinaus gehört er seit 2012 dem Vorstand des Financial Planning Standard Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland) an, dem Zertifizierungsverband der Finanzplaner und Generationenberater sowie Estate Planner in Deutschland.

Er ist Gründungsmitglied und seit 2009 Vorstand im Netzwerk der Finanz- und Erbschaftsplaner e. V. (NFEP). Über die „Finanzplaner Fortbildung“ (FinFor) organisiert er Netzwerk- und Weiterbildungsveranstaltungen für ganzheitliche Berater.

Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlusAnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.

Bild: © FPSB Deutschland

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