Der Zins & seine Geschichte im Überblick

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Vom fallenden Verbot zur fallenden Profitrate: Den Reichtum der Merkantilisten sollten sie mehren, in der Klassik mit unsichtbarer Hand für optimale Kapitalverteilung sorgen, um schließlich nach marxistischem Verständnis die Entwicklung zur klassenlosen Gesellschaft voranzutreiben – die Zinsen.

Inhalt

  1. Einleitung
  2. Die Geschichte des Merkantilismus
  3. Kritik am Merkantilismus
  4. Wie der Zins entstand
  5. Kritik am Zins

Einleitung

Das Zeitalter des Merkantilismus zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert war geprägt von wirtschaftspolitischen Eingriffen des Staates, dennoch gab es noch kein in sich geschlossenes wirtschaftstheoretisches Konzept. In jener Zeit wurde die Staatsraison, dem sich auch die Wirtschaft unterzuordnen hatte, in Europa zum obersten Prinzip. Denn die absolutistischen Herrscher hatten repräsentativen Aufwand, Beamtenapparat und Heere zu finanzieren.

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Jedes Land besaß zwar seine eigene Ausprägung an wirtschaftlichen „Rezepten“, einig war man sich jedoch in der überragenden Bedeutung von Gold und Silber – Basis für Geld.

Die Geschichte des Merkantilismus

Damit war die Epoche des Merkantilismus herangebrochen, die vor allem auch mit den Narben, die der 30-jährige Krieg hinterließ, konfrontiert war. Der Reichtum eines Landes sollte nun durch Steigerung der Staatseinnahmen und Bevölkerungswachstum vermehrt werden. Die Arbeitsteilung wurde vorangetrieben, Zunftbeschränkungen aufgehoben, Manufakturen entstanden überall, während die Landwirtschaft in vielen Ländern als vernachlässigt galt.

Angestrebt wurden insbesondere Überschüsse im Außenhandel, die sowohl zusätzliche Nachfrage als auch Zustrom von Gold und Silber bedeuteten.

Vor allem der Fokus auf die Staatseinnahmen – etwa in Form von Steuern und Zöllen – legte das Fundament für eine erste Geldtheorie. Geld war der Weg zum Reichtum, sodass nun das Zinsverbot offiziell aufgehoben wurde. Allerdings existierte noch nicht das heutige System der Zentralbanken. Die privaten Banken benötigten somit Goldreserven, um Kredite vergeben zu können.

1568 stellte der Merkantilist Jean Bodin die vorhandene Geldmenge der Gütermenge gegenüber, um damit das Preisniveau zu bestimmen. Er sah im Anstieg des Geldangebots die Ursache für Inflation und galt deshalb als Vater der Quantitätstheorie, die später vom englischen Philosophen John Locke unter anderem durch die Einführung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes weiterentwickelt wurde. Eine Erhöhung der inländischen Geldmenge würde also die Preise steigen lassen und die wirtschaftliche Nachfrage und Profite antreiben. Zugleich könnten große Geldmengen die Zinsen senken und somit für Investitionen sorgen. Den Widerspruch durch den englischen Ökonomen Thomas Mun, dass einerseits höhere Preise die Wirtschaft ankurbeln, andererseits aber die Exporte erschweren würden, lösten die Merkantilisten nie ganz auf. Sie gingen allerdings im Gegensatz zu den Klassikern nicht von Vollbeschäftigung aus.

Kritik am Merkantilismus

In seinem Hauptwerk „Wohlstand der Nationen“ griff Moralphilosoph Adam Smith den Merkantilismus vehement an, indem er nicht Geld, sondern die Arbeitsteilung in den Mittelpunkt seiner Lehre stellte. Im Gegensatz zu den frühen Merkantilisten sahen die klassischen Ökonomen den Handel nicht als Nullsummenspiel. Er sorgte vielmehr für allgemeinen Wohlstand – vorausgesetzt, der Einzelne konnte in Freiheit Handel treiben. Für Smith war Geld lediglich eine notwendige Folge der arbeitsteiligen Wirtschaft, weil es als Tauschmittel die Transaktionskosten reduzierte.

Wie der Zins entstand

Mit der Quantitätsgleichung schrieb die klassische Ökonomie ihr geldtheoretisches Konzept. Sie setzte die Summe aller Zahlungen, die sich aus der Multiplikation von Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit (wird in der Klassik als weitgehend konstant angenommen) ergeben, mit der Summe des Wertes aller Käufe und Verkäufe von Gütern und Dienstleistungen gleich. In der klassischen Geldtheorie bestimmte die Geldmenge allein das Preisniveau, wirkte sich aber nicht dauerhaft auf die reale Wirtschaft aus. Es änderte sich höchstens die absolute Höhe des Preisniveaus, die relativen Preise zueinander blieben unverändert.

Der Zins bildete sich als Gleichgewichtspreis zwischen dem Geldangebot der Sparer und der Geldnachfrage der Investoren, an dessen Ende die optimale Verteilung des Kapitals stand.

Kritik am Zins

Karl Marx knüpfte teilweise an die Klassik an, indem auch er den Wert einer Ware von der Arbeitszeit bestimmt sah, die zu ihrer Produktion durchschnittlich notwendig war. Im Gegensatz zu den klassischen Ökonomen war in der marxistischen Wirtschaftstheorie jedoch nicht der Einzelne, sondern die Gesellschaft Ausgangspunkt. Denn das Individuum war von seinen Lebensumständen geprägt, also insbesondere von seiner Stellung in der Gesellschaft. Lohnarbeiter verfügten nur über ihre Arbeitskraft als Produktionsmittel und waren somit in einer schwächeren Position.

Nach Marx war der Arbeiter jedoch länger tätig als nötig, um seinen Lebensunterhalt „Reproduktion“ zu finanzieren. Diese Zeit stellte sozusagen unbezahlte Arbeit dar und entsprach dem Mehrwert, den sich der Kapitalist aneignete. Marx unterschied dabei zwischen Handelskapital – also kaufen, um zu verkaufen (Geld – Ware – Geld plus Mehrwert) und zinstragendem Kapital. Bei Letzterem wäre die Zirkulation auf Geld – Geld plus Mehrwert verkürzt.

Zudem teilte er den Profit in Zins und Unternehmergewinn und folgerte, dass „soweit also der Zins überhaupt Mehrwert vorstellt, ist er nichts als ein Teil des Profits, der selbst nichts als eine bestimmte Form des Mehrwerts, i. e. unbezahlter Arbeit, ist.“ Da aber nur die menschliche Arbeit wertschöpfend wäre, würde durch den technischen Fortschritt und die zunehmende Kapitalintensität die Profitrate, also Mehrwert (Profit) zu eingesetztem Kapital, tendenziell fallen. Um konkurrenzfähig zu sein, wären die Unternehmen gezwungen, immer billiger zu produzieren. Sie würden also weiter rationalisieren und Fremdkapital aufnehmen, indem sie Arbeiter durch Maschinen ersetzten.

Dieser Prozess entwickelte bei Marx eine Eigendynamik, an dessen Ende der Zusammenbruch des Kapitalismus und die Bildung einer klassenlosen Gesellschaft stünde, in der weder Geld noch Zins von Bedeutung wären.

Bild: © kevinj – istockphoto.com

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