Berlin/Potsdam (pte023/17.05.2017/13:33) – Nachdem zahlreiche deutsche Sparkassen im März damit begonnen hatten, ihren Kunden Gebühren für das Geldabheben am Automaten zu berechnen (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20170330024 ), regt sich nun auch intern Widerstand. Der Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes http://www.osv-online.de , Michael Ermrich, hat die aggressive Gebührenpolitik einiger Institute im Rahmen des 9. Ostdeutschen Sparkassentags in Potsdam ungewöhnlich deutlich kritisiert.
Viele Kunden verunsichert
Ermrich sieht angesichts der eingehobenen Gebühren für alltägliche Basisleistungen wie dem Abheben von Bargeld am Automaten das Problem einer sich zuspitzenden Vertrauenskrise der Kunden gegenüber den Sparkassen. Es reiche schon, „Leistungen nicht mehr nachvollziehbar zu bepreisen“, sagt der Manager. Die Kritik hatte Ermrich jedoch nicht nur auf die Sparkassen bezogen, sondern auf die gesamte Branche, berichtet das „Handelsblatt“ heute, Mittwoch.
In Zeiten der Nullzinspolitik der EZB und hoher Kosten für Personal und Filialen, zeigen sich viele Banken kreativ, um sich zu finanzieren. Höhere Kontoführungsgebühren und kostenpflichtiges Geldabheben an eigenen Automaten gehören zum Repertoire. Übrigens mit dem Segen der Finanzaufsicht. „Wer Kunde einer gesunden Bank oder Sparkasse sein will, muss akzeptieren, dass das Institut aufwandsgerechte Preise verlangt und neue Ertragsquellen erschließt, wenn alte versiegen“, verdeutlichte neulich BaFin-Präsident Felix Hufeld http://bafin.de .
Imageverlust durch Gebühren
Ermrich will Äußerungen wie diese jedoch nicht einfach so stehenlassen und lässt wissen: „Wir müssen uns immer wieder fragen, wann wir, was wir und wie viel wir unseren Kunden zumuten können und ab welchem Punkt wir damit eine Grenze überschreiten und beginnen, Vertrauen zu verspielen.“ Demnach wiegt der Imageverlust durch Gebühren für Sparkassen-Kunden an eigenen Automaten ungleich schwerer als der erzielte Mehrertrag, meint Ermrich.
Er stellt zudem die Frage, ob die Institute mit dem roten „S“ nicht „in schwieriger Zeit auch ein vorübergehend deutlich niedrigeres Ergebnis“ tolerieren können. Schließlich seien Nullzinsen verstärkt „ein Problem unserer Kunden“, deren finanzielle Lebensplanung dadurch gefährdet werde. Und bislang sei es den Sparkassen ja gelungen, die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse relativ stabil zu halten und das Eigenkapital weiter zu stärken. An die Reserven musste man jedenfalls noch nicht gehen. Die Gefahr der Unglaubwürdigkeit stehe im Raum.
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