Wien (pte001/24.01.2018/06:00) – Die Förderung der Elektromobilität in Ballungszentren spiegelt sich im Ausbau der Lade-Infrastruktur wider. Allein in Wien sollen bis Ende 2020 rund 1.000 neue E-Ladestellen errichtet werden. Bis Mitte 2018 werden in jedem Wiener Gemeindebezirk fünf Säulen gebaut. E-Auto-Fahrer sollen von einem flächendeckenden Ladenetz profitieren. Gutgläubige Besitzer der CO2-neutralen Gefährte sollten bei den Ladesäulen jedoch aufpassen, nicht in die Kostenfalle zu tappen, wie das Beispiel des „Z.E. Pass“ von Renault und Bosch zeigt. Ein Praxistest von pressetext in Wien hat ergeben: Vom „Exklusiven Preisvorteil für Renault Z.E. Fahrer“ bleibt nichts übrig. Er entpuppt sich sogar als „Sonderpreis“ zulasten von Renault-Kunden.
Wenngleich der Z.E. Pass Renault-Fahrern per App und RFID-Chipkarte Zugang zu tausenden Ladepunkten in Österreich, Deutschland, Frankreich, Belgien und der Schweiz sowie in weiteren europäischen Ländern bietet, bleiben Kunden am Ende auf horrenden Mehrkosten sitzen. Das Spezialangebot entpuppt sich als leere Versprechung und Preisnachteil. Zwar heißt es in der offiziellen Pressemitteilung http://media.renault.at/?article=1809 von Renault: „Dank des Z.E. Pass benötigen E-Auto-Fahrer nicht mehr für jeden Ladesäulenbetreiber eine eigene Ladekarte.“ Wer aber zum günstigsten Preis Strom tanken will, sollte genau das tun und sich Ladekarten direkt beim jeweiligen Energieversorger holen, wie ein Test von pressetext in Wien aufgezeigt hat.
4,55 Euro versus 1,60 Euro
Der Kostenvergleich beim Laden mit dem Z.E. Pass http://bit.ly/2DzAD4A gegenüber Betreiber-Ladekarten von Enio http://www.enio.at und Wien Energie http://www.tanke-wienenergie.at offenbart den Preisnachteil zulasten von Renault-Kunden. Stehen beim Laden mit Wien Energie (Typ 2, 11 kW) über den Z.E. Pass am Ende 6,90 Euro pro Stunde auf der Rechnung, fallen beim Laden mit Wien Energie ohne Z.E. Pass nur 2,40 Euro pro Stunde an. Noch deutlicher fällt der Unterschied bei einer Minutenabrechnung aus. Mit Z.E. Pass bei einer Wien-Energie-Ladestation sind 4,55 Euro für 39 Minuten zu bezahlen, ohne Z.E. Pass hingegen nur 1,60 Euro.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim Anbieter Enio ab: Wird das pressetext-Testfahrzeug, ein Renault „ZOE Q90“, bei Enio mit Z.E Pass geladen, kostet das pro Stunde 5,44 Euro. Verzichtet der Verbraucher beim gleichen Anbieter auf den viel gepriesenen „Service“ der Renault-Chipkarte, beläuft sich der Endbetrag laut Kostenangabe auf der Ladestation pro Stunde auf lediglich 1,80 Euro. Werden die Werte hochgerechnet, schlägt der Preisfaktor ordentlich zu Buche – insbesondere im Vergleich zu einem Kleinwagen mit schmutzigem Verbrennungsmotor.
Schmutziger Benziner billiger
Unser ZOE Q90 weist bei einer Typ-2-Säule mit 11 kW eine Ladedauer von vier Stunden auf. Die Reichweite liegt bei rund 250 Kilometern. Ein vergleichbares Stadtfahrzeug ist der Renault „Clio“ mit einem durchschnittlichen Verbrauch von fünf Litern auf 100 Kilometer. Hochgerechnet auf 250 Kilometer verbraucht der Clio 12,5 Liter. Bei einem Benzinpreis von 1,20 Euro sind das 15 Euro. Laden wir den ZOE für 250 Kilometer mit dem Z.E. Pass bei Wien Energie auf, dann belaufen sich die Kosten auf hohe 27,60 Euro. Gleicher Ladevorgang mit der Tanke-Ladekarte von Wien Energie verursacht Kosten von 9,60 Euro, bei Enio mit dessen Betreiber-Karte sogar nur 7,20 Euro.
Renault Österreich sieht in der preisbezogenen Benachteiligung seiner Z.E.-Pass-Nutzer kein Problem und verweist auf pressetext-Nachfrage stattdessen auf Alleinstellungsmerkmale seines Angebots. „Der USP des Z.E. Pass ist seine überregionale Verwendbarkeit, sogar über die Grenzen Österreichs hinaus“, so Renault-Österreich-Sprecherin Patrizia Valentini gegenüber pressetext. Doch angesprochen auf den Kostenvergleich gegenüber Anbieterkarten gesteht sie ein: „Wenn Sie mit Ihrem ZOE vorwiegend in Wien tanken, dann wird für Sie die Wien-Energie-Karte aus finanzieller Sicht wohl die bessere Wahl sein“, schließt Valentini.
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