Unternehmensmitteilung für den Kapitalmarkt
Wien (pta009/31.07.2020/07:30) – HIGHLIGHTS
GuV-Zahlen: 1-6 2020 verglichen mit 1-6 2019, Bilanzzahlen: 30. Juni 2020 verglichen mit 31. Dezember 2019
Der Zinsüberschuss stieg – vor allem in Österreich, aber auch in Rumänien – auf EUR 2.396,9 Mio (+2,9%; EUR 2.329,7 Mio). Der Provisionsüberschuss verringerte sich auf EUR 956,7 Mio (-2,4%; EUR 980,4 Mio). Die Rückgänge bei den Zahlungsverkehrsdienstleistungen und im Kreditgeschäft wurden durch Anstiege bei den übrigen Provisionskategorien nur teilweise kompensiert. Während sich das Handelsergebnis auf EUR -19,2 Mio (EUR 310,1 Mio) deutlich verringerte, verbesserte sich die Position Gewinne/Verluste aus Finanzinstrumenten, erfolgswirksam zum Fair Value bilanziert auf EUR 28,5 Mio (EUR -140,1 Mio), die Entwicklung beider Positionen war getrieben durch Bewertungseffekte aufgrund gestiegener Marktzinsschwankungen infolge des Covid-19-Ausbruchs. Die Betriebserträge reduzierten sich auf EUR 3.471,9 Mio (-3,4%; EUR 3.592,9 Mio). Der Verwaltungsaufwand sank auf EUR 2.114,7 Mio (-1,5%; EUR 2.146,0 Mio), höheren Personalaufwendungen von EUR 1.265,5 Mio (+0,8%; EUR 1.255,9 Mio) standen rückläufige Sachaufwendungen in Höhe von EUR 583,3 Mio (-6,7%; EUR 625,5 Mio) gegenüber. In den Sachaufwendungen wurden bereits fast gänzlich die für 2020 erwarteten Aufwendungen für Beiträge in Einlagensicherungssysteme in Höhe von EUR 92,3 Mio (EUR 92,9 Mio) verbucht. Die Abschreibungen beliefen sich auf EUR 265,9 Mio (EUR 264,6 Mio). Insgesamt ging das Betriebsergebnis auf EUR 1.357,2 Mio (-6,2%; EUR 1.446,9 Mio) zurück, die Kosten-Ertrags-Relation stieg auf 60,9% (59,7%).
Das Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten belief sich aufgrund von Nettodotierungen auf EUR -675,4 Mio bzw. auf 82 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands (Nettoauflösungen EUR 42,8 Mio bzw. 2 Basispunkte). Dotierungen von Wertberichtigungen sowohl für Kredite und Darlehen als auch für Kreditzusagen und Finanzgarantien erhöhten sich in allen Kernmärkten. Der deutliche Anstieg der Dotierungen von Wertberichtigungen ist vor allem auf die Berücksichtigung der Verschlechterung der makroökonomischen Aussichten aufgrund von Covid-19 zurückzuführen. Positiv wirkten sich dagegen hohe Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen in Rumänien aus. Die NPL-Quote bezogen auf Bruttokundenkredite verbesserte sich auf 2,4% (2,5%). Die NPL-Deckungsquote stieg auf 91,1% (77,1%).
Der sonstige betriebliche Erfolg verbesserte sich auf EUR -169,9 Mio (EUR -351,0 Mio). Die im sonstigen betrieblichen Erfolg erfassten Aufwendungen für jährliche Beitragszahlungen in Abwicklungsfonds stiegen – insbesondere in Österreich – auf EUR 93,7 Mio (EUR 76,3 Mio). Der Anstieg der Banken- und Transaktionssteuern auf EUR 83,0 Mio (EUR 64,7 Mio) ist vor allem auf die Verdoppelung der Bankenabgabe in der Slowakei auf EUR 33,8 Mio (EUR 16,0 Mio) zurückzuführen. EUR 14,3 Mio (EUR 12,6 Mio) entfielen auf die ungarische Bankensteuer für das gesamte Geschäftsjahr. In der Vergleichsperiode waren im sonstigen betrieblichen Erfolg Aufwendungen für die Bildung einer Rückstellung in Höhe von EUR 150,8 Mio für erwartete Verluste infolge einer höchstgerichtlichen Entscheidung, betreffend die Geschäftstätigkeit einer rumänischen Tochtergesellschaft, enthalten.
Die Steuern vom Einkommen sanken auf EUR 140,3 Mio (EUR 212,7 Mio). Das den Minderheiten zuzurechnende Periodenergebnis verringerte sich infolge deutlich geringerer Ergebnisbeiträge der Sparkassen auf EUR 76,1 Mio (EUR 205,2 Mio). Das den Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnende Periodenergebnis belief sich auf EUR 293,8 Mio (-59,9%; EUR 731,9 Mio).
Das um AT1-Kapital bereinigte gesamte Eigenkapital erhöhte sich auf EUR 19,2 Mrd (EUR 19,0 Mrd). Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung (CRR) festgelegten Abzugsposten und Filter stieg das Harte Kernkapital (CET1, final) auf EUR 16,4 Mrd (EUR 16,3 Mrd), die gesamten regulatorischen Eigenmittel (final) beliefen sich auf EUR 22,0 Mrd (EUR 22,0 Mrd). Bei der Berechnung wurde der Zwischengewinn berücksichtigt. Das Gesamtrisiko (die risikogewichteten Aktiva), das Kredit-, Markt- und operationelles Risiko inkludiert (CRR final), ging auf EUR 115,3 Mrd (EUR 118,6 Mrd) zurück. Die Harte Kernkapitalquote (CET1, final) stieg auf 14,2% (13,7%), die Gesamtkapitalquote auf 19,1% (18,5%).
Die Bilanzsumme stieg auf EUR 264,7 Mrd (EUR 245,7 Mrd). Auf der Aktivseite erhöhten sich Kassenbestand und Guthaben auf EUR 18,4 Mrd (EUR 10,7 Mrd), Kredite an Banken auf EUR 27,4 Mrd (EUR 23,1 Mrd). Die Kundenkredite stiegen auf EUR 163,7 Mrd (+2,2%; EUR 160,3 Mrd). Passivseitig gab es einen deutlichen Zuwachs bei den Einlagen von Kreditinstituten auf EUR 22,0 Mrd (EUR 13,1 Mrd), bedingt durch ein höheres Refinanzierungsvolumen bei der EZB (TLTRO). Die Kundeneinlagen stiegen erneut – insbesondere in Tschechien und in Österreich – auf EUR 182,7 Mrd (+5,1%; EUR 173,8 Mrd). Das Kredit-Einlagen-Verhältnis lag bei 89,6% (92,2%).
AUSBLICK
2020 steht weltweit im Zeichen der Covid-19 Pandemie. Die weitreichenden wirtschaftlichen und sozialen Einschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus haben zu signifikanten wirtschaftlichen Verwerfungen geführt. Der makroökonomische Abschwung ist eine direkte Folge des von Regierungen weltweit in unterschiedlichem Ausmaß verfügten Herunterfahrens des öffentlichen Lebens. Um die teilweise dramatischen negativen Auswirkungen abzufedern, wurden in allen Staaten beträchtliche Hilfspakete beschlossen. Sie reichen von Schuldenmoratorien für Bankkredite, Garantien und Überbrückungsfinanzierungen, Kurzarbeitsprogrammen, Steuerstundungen bis zu Direktzahlungen. Zentralbanken senkten Zinsen, stellten Liquidität in noch nie da gewesenem Ausmaß zur Verfügung und beschlossen den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen. Bankregulatoren senkten Kapitalanforderungen und empfahlen, Rechnungslegungsgrundsätze pragmatisch auszulegen sowie Dividendenauszahlungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
In diesem Umfeld wird 2020 für Österreich und Zentral- und Osteuropa von einem deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung im Ausmaß zwischen 4 bis 9% ausgegangen, gefolgt von einer Erholung im Jahr 2021. Abhängig von den Entwicklungen an der Gesundheitsfront und den getroffenen administrativen Maßnahmen wird sie allerdings nicht linear ausfallen. Infolge der verringerten wirtschaftlichen Aktivität werden rückläufige Betriebseinnahmen erwartet. Konkret wird erwartet, dass der Zinsüberschuss 2020 aufgrund von deutlichen Zinssenkungen in Tschechien, Rumänien, Ungarn und Serbien, einem geringeren organischen Kreditwachstum, einer geänderten Portfoliozusammensetzung mit staatsgarantiertem Geschäft zu niedrigeren Margen und negativen Währungseffekten sinken wird. Der Provisionsüberschuss wird voraussichtlich vor allem unter der schwächeren Konjunktur leiden. Ein Rückgang des Handels- und Fair Value-Ergebnisses war angesichts der 2019 verbuchten stark positiven Bewertungsergebnisse bereits vor dem Ausbruch des Coronavirus zu erwarten. Die Betriebsausgaben sollten sich in diesem Umfeld, unterstützt durch rückläufige Reisekosten, Einsparungen aufgrund höherer Effizienz und positive Fremdwährungseffekte, im Vergleich zum Vorjahr verbessern. Der größte Ergebnistreiber 2020 werden die Risikokosten sein: Für das Gesamtjahr werden Vorsorgen im Ausmaß von 65 bis 80 Basispunkten des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands erwartet. Der Vorstand der Erste Group ist bestrebt, auf Basis makroökonomi-scher Daten und Prognosen, der Entwicklung von Bonitätseinstufungen und der Beurteilung des Privatkundenportfolios ein Maximum an vertretbaren Risikokosten so rasch wie möglich zu verbuchen. Sofern es zu keinen Firmenwertabschreibungen kommt, sollte sich das sonstige Betriebsergebnis 2020 verbessern, nachdem es 2019 durch erhebliche Einmaleffekte belastet war. Die Steuerquote wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ansteigen, da die Profitabilität in Ländern mit niedrigen Steuersätzen voraussichtlich sinken wird. Insgesamt wird für 2020 ein deutlicher Rückgang des Nettogewinns erwartet.
Die Harte Kernkapitalquote (CET1-Quote) sollte unverändert auf einem soliden Niveau bleiben, mit signifikantem Spielraum im Falle einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Entwicklung. Das mittelfristige Ziel der Harten Kernkapitalquote der Erste Group bleibt bei 13,5%. Die Erste Group hat eine Dividendenausschüttung für das Jahr 2019 eingeplant und die feste Absicht, nach Aufhebung der aufsichtsrechtlichen Empfehlung bis 1. Jänner 2021 keine Dividenden auszuzahlen, und selbstverständlich in Abhängigkeit von den Wirtschafts- und Geschäftsaussichten, sowohl für das Geschäftsjahr 2019 als auch für 2020 eine Bardividende auszuzahlen.
Risikofaktoren für die Prognose sind eine länger als erwartete Dauer der Covid-19-Krise, eine andere als erwartete Zinsentwicklung, gegen Banken gerichtete politische oder regulatorische Maßnahmen sowie geopolitische und weltwirtschaftliche Entwicklungen. Ferner können sich verschlechternde wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Firmenwertabschreibungen niederschlagen. Die Erste Group ist zudem rechtlichen Risiken ausgesetzt, die unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld schlagend werden können.
(Finanzzahlen im Vergleich tabellarisch in pdf)
(Ende)
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