Das zentrale Thema der virtuellen Hauptversammlung der DWS Group (DWS) waren erwartungsgemäß die Greenwashing-Vorwürfe, die die ehemalige Nachhaltigkeitsbeauftragte gegen das Unternehmen erhoben hat. Die erfreuliche operative Geschäftsentwicklung rückte in den Hintergrund.
Die DWS ist ein Vermögensverwalter und bietet Privatpersonen und Institutionen weltweit Zugang zu Anlagekompetenzen in allen wichtigen liquiden und illiquiden Anlageklassen. Hinsichtlich der aktuellen Greenwashing-Vorwürfe ist sich die Geschäftsführung, das kann als Erkenntnis aus der virtuellen Hauptversammlung vom 9. Juni mitgenommen werden, keiner Schuld bewusst.
Greenwashing–Vorwürfe bestimmen die Debatte
Als Grund für sein Ausscheiden nannte der langjährige CEO Asoka Wöhrmann den zugeschalteten Aktionären, dass er den Weg für einen personellen Neuanfang an der Spitze freimachen wolle, damit das Geschäft nicht dauerhaft überschattet wird. Mit Stefan Hoops übernimmt ein erfahrener Manager aus den Reihen der Mehrheitsaktionärin Deutsche Bank das Ruder. Er sieht es als seine oberste Priorität, das Vertrauen in die DWS wiederherzustellen. Tatsächlich wiegen die Vorwürfe schwer, nachdem sich der Vermögensverwalter das Thema Nachhaltigkeit ganz oben auf die Fahnen geschrieben hat.
In der virtuellen Debatte nahm das Thema Greenwashing einen breiten Raum ein. Die Antworten blieben aber vage. Zu den Hintergründen der Durchsuchung der Geschäftsräume durch die Staatsanwaltschaft wollten die Verantwortlichen mit Verweis auf die laufenden Untersuchungen nichts sagen. Der Aufsichtsrat hat hierzu aber einen temporären Sonderausschuss gegründet und es wurden externe Anwälte in Deutschland und den USA mandatiert.
Wichtig war Aufsichtsratschef Karl von Rohr die Klarstellung, dass bis heute keine Belege für die Vorwürfe vorliegen würden. Sollte sich tatsächlich Fehlverhalten feststellen lassen, werde man aber selbstverständlich Konsequenzen ziehen.
Drittes Rekordjahr für DWS in Folge
Operativ hat sich das Geschäft zuletzt sehr positiv entwickelt. Zum dritten Mal in Folge, diesmal für das Geschäftsjahr 2021, konnte die DWS Rekordzahlen vermelden. Die Nettomittelzuflüsse erhöhten sich deutlich auf 48 Mrd. Euro (Vj. 30 Mrd. Euro) und das verwaltete Vermögen stieg kräftig auf 928 Mrd. Euro (793 Mrd. Euro). Die bereinigte Aufwands-Ertrags-Relation verbesserte sich dank der starken Ausweitung der Erträge signifikant auf 58,1 % (64,5 %) und erreichte damit bereits den mittelfristigen Zielwert von 60 %. Das Ergebnis je Aktie ging um 40 % auf 3,90 Euro (2,78 Euro) nach oben. Als Konsequenz hieraus beschloss die Hauptversammlung eine neuerliche Dividendenerhöhung auf 2,00 Euro (1,81 Euro) je Aktie.
Das laufende Geschäftsjahr startete infolge der Marktverwerfungen durch den Ukraine-Krieg verhaltener. Dank höherer Managementgebühren und des gestiegenen durchschnittlichen Vermögens legte das Ergebnis im ersten Quartal dennoch um weitere 10 % zu. Unverändert steht das Ziel, die Mittelzuflüsse mittelfristig um durchschnittlich 4 % jährlich zu steigern, was grundsätzlich zu einem kontinuierlich wachsenden Gewinn führen müsste.
Dennoch ist die Notierung der Aktie infolge der Greenwashing-Thematik weit unter den Buchwert abgerutscht. Beim aktuellen Kurs von 26 Euro liegt die Marktkapitalisierung um über 2 Mrd. Euro unter dem ausgewiesenen Eigenkapital, was übertrieben erscheint. Natürlich ist es möglich, dass die Vorgänge Auswirkungen auf das operative Geschäft haben werden. Zudem ist das Marktumfeld rauer geworden. Dass in den kommenden Jahren aber Verluste geschrieben werden, ist eher unwahrscheinlich. Insbesondere mittel- und längerfristig dürfte eine zumindest stabile Entwicklung zu erwarten sein, womit weiterhin attraktive Dividenden gezahlt werden können.
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