Von Gregory Sterzel, Federated Hermes
In den letzten Wochen sind die Bedenken bezüglich des möglichen Ausmaßes und der Nachhaltigkeit des Mega-Cap-Narrativs gewachsen. So mussten die Magnificent Seven Rückschläge hinnehmen, während zuvor wenig beachtete Small-Cap-Aktien einen deutlichen Anstieg verzeichneten. Doch bedeutet die Marktrotation der letzten Wochen nun, dass Mid-Cap-Aktien ihren großen Auftritt haben?
Mid-Cap-Unternehmen kombinieren die Vorteile großer Firmen – wie finanzielle Stabilität, nachhaltige Geschäftsmodelle und Anpassungsfähigkeit – mit den Stärken kleinerer Unternehmen, darunter Wachstumspotenzial, Nischenmärkte und flexibles Management. Angesichts der aktuellen Bewertungen, der historischen relativen Renditen und der Indexzusammensetzung erscheint der Zeitpunkt jetzt günstig, in Mid-Cap-Wachstumswerte zu investieren.
Ein guter Einstiegspunkt?
Im Jahr 2023 erreichte die Bewertungslücke zwischen dem Russell Mid Cap Growth Index und dem Russell Top 200 Growth Index, gemessen am Verhältnis der Forward Price/Earnings Ratios, ein Niveau, das zuletzt Ende 2001 festgestellt wurde. Obwohl sich diese Lücke mittlerweile verringert hat, bieten die aktuellen Bewertungen weiterhin einen attraktiven Einstiegspunkt. Zum 30. Juni 2024 lag das Verhältnis bei 0,85, verglichen mit einem langfristigen Durchschnittswert von 1,03. Zuletzt lagen die Bewertungen nach dem Dot-Com-Boom auf diesem Niveau. Zu diesem Zeitpunkt erzielte der Russell Mid Cap Growth Index vom 1. Oktober 2001 bis zum 30. September 2006 eine jährliche Überrendite von über 9 % gegenüber dem Russell Top 200 Growth Index.
Angesichts der aktuellen Bewertungen sollten Anleger, die einen Large-Cap-Growth-Ansatz verfolgen und sich über die Bewertung sorgen oder eine Rückkehr zum Mittelwert befürchten, aber dennoch einen Wachstumsansatz bevorzugen, eine Umschichtung hin zu Mid-Cap-Growth-Aktien in Betracht ziehen.
Nicht nur auf den Technologie-Sektor fokussieren
Es steht außer Frage, dass Technologie im Jahr 2024 ein dominierendes Thema ist und auch weiter bleiben wird. Doch was passiert, wenn sich diese Dynamik verändert? Anleger könnten erwägen, in breit diversifizierte Fonds oder weniger volatile Wachstumswerte zu investieren, um von den Chancen der Technologiebranche zu profitieren, ohne eine hohe Volatilität in Kauf nehmen zu müssen.
Ein bemerkenswerter Unterschied zwischen dem Russell Mid Cap Growth Index und den Russell Top 200 Growth sowie Russell 1000 Growth Indizes liegt im Gewicht der Technologieaktien. Viele Anleger sind sich möglicherweise nicht der außergewöhnlich hohen Konzentration des Technologiesektors in den Large-Cap-Wachstumsindizes und den damit verbundenen Ungleichgewichten bewusst. Zum 30. Juni 2024 betrug der Technologieanteil im Russell Mid Cap Growth Index 24,2 %, während er im Russell Top 200 Growth Index bei 60,9 % und im Russell 1000 Growth Index bei 56,7 % lag. Diese hohe Gewichtung des Technologiesektors kann zu einer erhöhten Volatilität führen, wenn der Markt sich von Technologiewerten wegbewegt.
Ein ausgewogeneres Engagement in mittelgroßen Wachstumswerten kann eine Teilnahme am Wirtschaftswachstum ermöglichen, ohne die höhere Volatilität zu riskieren, die mit einer starken Technologie-Konzentration verbunden ist.
Vermeidung von Style Drift
Indexanbieter haben klare Richtlinien für die Klassifizierung von Aktien innerhalb eines bestimmten Index, doch aktive Fondsmanager sind nicht verpflichtet, diese Vorgaben zu befolgen. Fondsmanager, die versuchen, ihre Benchmark zu übertreffen, können auch außerhalb des Benchmark-Universums nach Investitionsmöglichkeiten suchen. Das kann zu Abweichungen in Größe oder Stil des Portfolios im Vergleich zur Benchmark führen.
Eine Morningstar-Analyse aller Mid-Cap-Fonds zeigt, dass viele von ihnen keine reinen Mid-Cap-Fonds sind, sondern stattdessen erhebliche Anteile in Large- und Small-Cap-Unternehmen investieren. Es kann schwierig sein, einen reinen Mid-Cap-Manager zu finden, der keine anderen Strategien integriert. In diesem Zusammenhang kann eine Mid-Cap-Strategie, die sich strikt an stilistische Parameter hält, hilfreich sein, um ein gesamtes Aktienportfolio zu diversifizieren und verpasste Chancen zu identifizieren.
Den eigenen Weg wählen
Angesichts der Unsicherheit rund um Mega-Caps und der potenziellen Zunahme der Volatilität durch erhöhte Streuung erscheint eine Allokation in Mid Caps sinnvoll, insbesondere für Anleger, die auf Wachstum setzen. Anleger können entweder einen Large- oder Small-Cap-Manager wählen, der Mid-Cap-Aktien kauft oder hält. Die Wahl einer gezielten Mid-Cap-Strategie kann dazu beitragen, bestehende Strategien zu ergänzen.
Zum Autor
Gregory Sterzel ist Client Portfolio Manager for MDT Market Neutral Fund bei Federated Hermes.
Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlus, AnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.
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