Die „Wirtschaftsweisen“ haben ihre Konjunkturprognose für das nächste Jahr deutlich nach unten korrigiert. Die deutsche Wirtschaft soll nur noch um 0,4 % wachsen, zuvor hatte der Sachverständigenrat immerhin mit 0,9 % gerechnet. Um die Konjunktur anzukurbeln, schlagen die Experten verschiedene Maßnahmen vor.
Die deutsche Wirtschaft steht weiterhin unter Druck, und die Aussichten für eine nachhaltige Erholung bleiben verhalten. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung prognostiziert für das Jahr 2024 eine BIP-Rückgang um 0,1 %, gefolgt von einem geringen Wachstum von 0,4 % im Jahr 2025. In ihrer Frühjahrsprognose hatten sie noch 0,4 und 0,9 % in Aussicht gestellt. Diese Korrekturen zeigen, dass Deutschland weiterhin tief in der Krise steckt.
Fehlende Aufträge und steigende Kosten
Wesentlich für die wirtschaftliche Stagnation sind die Schwierigkeiten der deutschen Industrie, die von anhaltenden Lieferkettenproblemen und steigenden Produktionskosten belastet wird. Obwohl sich einige energieintensive Sektoren, wie die Chemieindustrie, leicht stabilisieren konnten, leiden Schlüsselbranchen wie der Maschinenbau weiterhin unter Auftragsrückgängen. Die Bauwirtschaft, die ebenfalls von steigenden Kosten betroffen ist, trägt zusätzlich zur schleppenden Konjunktur bei.
Die Einkommen der privaten Haushalte sind zwar gestiegen, jedoch zeigt sich die Konsumlaune der Deutschen zurückhaltend. Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung und die Sorge um mögliche künftige Belastungen tragen dazu bei, dass das erhöhte Einkommen nicht vollständig in den Konsum fließt. Der Sachverständigenrat erwartet, dass die Konsumausgaben bis 2025 nur minimal ansteigen werden.
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Inflationsaussichten und Geldpolitik
Positiv ist die Entwicklung der Inflationsrate, die für das Jahr 2024 bei 2,2 % und für 2025 bei 2,1 % erwartet wird. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bereits erste Schritte unternommen, um den Leitzins zu senken. Diese Maßnahme könnte die Investitionstätigkeit in den kommenden Jahren unterstützen, doch rechnet der Sachverständigenrat erst 2025 mit einem deutlichen konjunkturellen Impuls durch die Geldpolitik.
Der Arbeitsmarkt bleibt trotz der schwachen Konjunktur stabil, leidet jedoch unter dem demografischen Wandel und Fachkräftemangel. Die Industrie verzeichnet bereits einen Rückgang an Arbeitsplätzen, und es wird erwartet, dass sich diese Entwicklung auch auf andere Sektoren auswirken könnte. Die Arbeitslosenquote wird daher 2024 auf etwa 6,0 % und 2025 auf 6,1 % steigen.
Wirtschaftsweise fordern mehr Investitionen
Trotz einer erwarteten leichten Belebung des Welthandels und einer globalen Konjunkturerholung bleibt Deutschland in einer wirtschaftlich schwierigen Lage. „In Deutschland gab es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Versäumnisse in der Politik und in der Wirtschaft“, sagte SVR-Vorsitzende Schnitzer. Umso wichtiger sei es, die Modernisierung unseres Landes jetzt entschlossen voranzutreiben.“
Die Wirtschaftsweisen schlagen dazu verschiedene Maßnahmen vor. Beispielsweise solle der Staat zukunftsorientierte öffentliche Ausgaben priorisieren. Die Versäumnisse zeigten sich insbesondere bei den Ausgaben für die Verkehrsinfrastruktur, das Militär oder im Bereich der Bildung, deren gesellschaftlicher Nutzen größtenteils erst in der Zukunft eintrete. „Diese werden gegenüber Ausgaben, die der derzeitigen Wählerschaft zugutekommen, von der Politik oft zurückgestellt“, stellte der Sachverständigenrat fest. Die Investitionen seien seit Jahren zu gering, die Wirtschaftsweisen fordern eine Mindestquote oder einen Sonderfonds.
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