Zölle & Rohstoffpreise: Pulsmesser von Politik und Wirtschaft

Zölle Rohstoffpreise

Geopolitik, Zölle und Wirtschaftsdaten – die Rohstoffpreise werden weiterhin von vielen externen Faktoren beeinflusst. Während der Goldpreis nach einer kurzen Verschnaufpause wieder zulegt, zeigt der Ölpreis erste Erholungstendenzen.

Gerade als die Deeskalation im Zollstreit zwischen den USA und China die Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen etwas zurückgehen ließ, kündigte US-Präsident Trump Zölle in Höhe von 50 % auf EU-Importe an, die am 9. Juli in Kraft treten könnten. 

Zuvor hatte die Abstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Moody’s für Verunsicherung am Aktienmarkt gesorgt. Moody’s war bislang die einzige der großen Agenturen, die für die USA noch das Top-Rating AAA beibehalten hatte. S&P senkte bereits 2011 das Rating auf Aa1 und Fitch zog 2023 nach. Mit dem Verlust des AAA-Status sind US-Staatsanleihen international nun nicht mehr der größte Anleihemarkt mit Top-Rating.

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    Gold wieder gesucht

    Die Abstufung des Ratings der USA aufgrund der ausufernden US-Staatsschulden hat einen der wichtigsten Gründe für die nun schon lang andauernde Gold-Rally noch einmal explizit hervorgehoben: Der Status von US-Anleihen sowie des US-Dollars als sichere Häfen verliert, und Gold gewinnt in diesen unsicheren Zeiten an Glanz. Das dürfte für weitere Nachfrage sorgen, sowohl von Investoren als auch von den Notenbanken. Allein China hat im April seine Goldbestände den sechsten Monat in Folge erneut um mehr als zwei Tonnen aufgestockt. Und auch die Bestände von Gold-ETFs steigen, zuletzt so stark wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. 

    Die US-Investmentbank Goldman Sachs warnt deshalb vor einer unvermeidlichen Abwertung des US-Dollars und rechnet mit einem Anstieg des Goldpreises auf 3.700 US-Dollar je Unze bis zum Jahresende. Oberhalb von 3.000 US-Dollar hat Gold zuletzt wichtige Unterstützungen verteidigt und dürfte im aktuellen Umfeld in Richtung der bisherigen Allzeithochs bei 3.500 US-Dollar tendieren. 

    Ohne Aufwärtsdynamik

    Während der Goldpreis im Mai volatil konsolidierte, fiel die Schwankungsbreite bei Silber dagegen vergleichsweise gering aus. Das „Gold des kleinen Mannes“ tendierte stabil zwischen 32 und 34 US-Dollar je Unze. 

    Eine Konjunkturbelebung würde die schon 2024 rekordhohe industrielle Nachfrage nach Silber vermutlich weiter nach oben treiben. Ein Überschreiten der Widerstandszone um 35 US-Dollar je Unze könnte zudem auch ein klares charttechnisches Kaufsignal an die Investoren geben. Mit einem Wert von über 100 notiert die Gold-Silver-Ratio weiterhin auf einem historisch hohen Niveau. 

    Über- oder Unterversorgung?

    Die vorläufige Entspannung im Zollkrieg zwischen China und den USA und die damit verbundene Hoffnung auf eine Konjunkturbelebung hat den Ölpreis sich von seinen Anfang Mai verzeichneten Tiefstständen inzwischen wieder erholen lassen. 

    Die Internationale Energieagentur IEA rechnet mit einem Anstieg der globalen Ölnachfrage um 740.000 Barrel pro Tag in diesem und mit einem weiteren Zuwachs um 760.000 Barrel pro Tag im kommenden Jahr. Der IEA zufolge wird die Nachfrage nach „OPEC-Öl“ in diesem Jahr bei 26,7 Millionen Barrel pro Tag liegen, womit ein deutliches Überangebot drohen würde. Denn bereits im April lag die Produktionsmenge des OPEC-Kartells bei 27,4 Millionen Barrel pro Tag und dürfte angesichts der angekündigten Produktionserhöhungen weiter zunehmen. Insbesondere die Quotenbrecher Kasachstan, die Vereinigten Arabischen Emirate, Irak und Russland produzieren derzeit größere Mengen als vereinbart. Dafür hat das niedrige Preisniveau die US-Produktion aber zuletzt ausgebremst. 

    Das Ölkartell selbst zeigt sich optimistischer in Bezug auf die Nachfragesituation und sieht den Ölmarkt weiterhin unterversorgt. Unter dem Strich könnte der Ölpreis seine Tiefs erst einmal gesehen haben. Die Erholung dürfte sich in den kommenden Monaten aber eher schleppend fortsetzen.

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    Foto: © Monika Wrangel auf Pixabay

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