Die pharmazeutische Chemie bedient weitgehend konjunkturunabhängige Endmärkte mit hohem Wachstumspotenzial. In der Auftragsproduktion entscheiden technologische Kompetenz und Preissetzungsmacht über langfristigen Erfolg. Wir stellen drei Pharma-Aktien vor, auf die all das zutrifft.
Anders als die Hersteller von Basis- und Spezialchemikalien bewegen sich Zulieferer von Rohstoffen und pharmazeutischen Wirkstoffen für die medizinische Forschung und Entwicklung in deutlich krisenresistenteren Endmärkten. Ihr Geschäft ist weniger abhängig von der Konjunktur, sondern wird maßgeblich vom weltweiten demografischen Wandel und vom wissenschaftlichen Fortschritt getragen. Und der globale Gesundheitsmarkt wächst kontinuierlich, unabhängig von wirtschaftlichen Schwankungen.
Zugleich lassen sich mit spezialisierten Wirkstoffen wie Proteinen, Vitaminen, Aromen oder Antikörpern deutlich höhere Margen erzielen als mit klassischen Chemieprodukten etwa im Bereich der Basischemikalien oder der Industrieanwendungen.
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Das Geschäft der Pharmazulieferer ruht zudem auf zwei weiteren kommerziell attraktiven Säulen. Eine davon ist die präzise Analyse und Optimierung bestehender Wirkstoffe, um deren Struktur, Wirksamkeit und Verträglichkeit gezielt zu verbessern. Eng damit verknüpft ist die Entwicklung optimaler Darreichungsformen, also die Entscheidung, ob ein Wirkstoff am besten als Tablette, Kapsel, Infusion oder Injektion verabreicht wird.
Nischenplayer mit Potenzial
Diese pharmazeutisch-chemische Feinabstimmung ist ein hochspezialisiertes Tätigkeitsfeld, das maßgeblich über die spätere Anwendungsbreite und Marktfähigkeit entscheidet. Unternehmen, die in diesem Bereich eine anerkannte technologische Führungsposition erreichen, haben gute Chancen, sich als langfristige Partner globaler Pharmaunternehmen zu etablieren. Aufgrund der hohen technologischen Hürden und regulatorischen Anforderungen unterhalten nur wenige Anbieter aus der Spezialchemie oder Pharmabranche eigene Abteilungen für diesen Bereich und wenn doch, dann meist nur als gezielt positioniertes Randgeschäft.
Für Anleger ist die pharmazeutische Chemie daher ein strategisch spannendes, langfristig wachsendes Themenfeld. Wer hier investieren will, muss allerdings beachten, dass es kaum Unternehmen gibt, die sich ausschließlich – also als sogenannte Pure Plays – auf diesen Bereich spezialisiert haben und gleichzeitig börsennotiert sind. Viel häufiger ist die Forschung an pharmazeutischen Wirkstoffen ein integrierter Teilbereich von Spezialchemie- oder Aromenkonzernen, die diesen Markt über entsprechende Geschäftsfelder abdecken.
dsm-firmenich
Inhaltsstoffe, Aromen und Düfte sind die Basis für die Produkte des niederländischen Bluechips, der 2023 aus der Fusion des Chemiekonzerns DSM mit dem Schweizer Aromenhersteller Firmenich hervorging. Die Pharmaprodukte wie Antibiotika und Produkte für medizinische Ernährung sind im Segment Health, Nutrition & Care gebündelt, das 2024 rund 17 % des Gesamtumsatzes ausmachte. Der Konzern entwickelt dort auch biologische Präparate, etwa einen Futtermittelzusatz, der die Bildung des Enzyms hemmt, das die Methanproduktion im Verdauungstrakt von Kühen anregt.
Die Umsätze verteilen sich über die vier Geschäftsbereiche des Konzerns vergleichsweise ausgewogen. Für 2025 erwarten Branchenexperten eine Verdreifachung des Gewinns. Bis 2027 rechnen sie im Schnitt mit einem weiteren Anstieg im unteren zweistelligen Bereich.
Evonik
Der Chemiekonzern Evonik richtet sich strategisch neu aus und konzentriert sich auf die differenzierte Aufstellung des Portfolios von bisher drei Divisionen auf nun zwei (Custom Solutions und Advanced Technologies), nachhaltige Innovationen sowie eine ausgewogene regionale Positionierung. So soll bis 2027 die operative und finanzielle Leistungsfähigkeit deutlich steigen. Die Kapitalverzinsung soll bis dahin einen Wert von etwa 11 % erreichen und das bereinigte EBITDA gegenüber 2023 um 1 Mrd. Euro steigen, je zur Hälfte aus Wachstum und Kostensenkung.
Im Auftaktquartal 2025 übertraf Evonik die Markterwartungen, vor allem durch höhere Absatzmengen, gute Preise im Tiernahrungsgeschäft und spürbare Kosteneinsparungen. Für das laufende Jahr wird ein Konzerngewinn von 2 bis 2,3 Mrd. Euro angestrebt, das obere Ende entspräche einem Plus von über 10 %.
Lonza
Nach einem Durchhänger im Vorjahr dürfte sich bei Lonza das Gewinnwachstum 2025 deutlich beschleunigen und sich bis 2027 bei rund 20 % jährlich einpendeln. Das Baseler Unternehmen zählt zu den weltweit größten Produzenten pharmazeutischer Wirkstoffe und Impfstoffe. Zum Geschäft des Pharmazulieferers gehören außerdem Produkte für die Wasserbehandlung, Körperpflege, den Materialschutz und die industrielle Konservierung.
Die höchsten Margen erzielt Lonza mit biologischen Substanzen, etwa den im Auftrag von Roche hergestellten Krebsmitteln Avastin und Herceptin. Im vergangenen Jahr hat Lonza außerdem eine Produktionsanlage von Roche in Kalifornien erworben. Ein Schachzug mit strategischer Wirkung, denn die US-Regierung unter Präsident Trump forciert die lokale Arzneimittelproduktion und stärkt damit Anbieter mit eigenen Kapazitäten vor Ort.
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