Dank der Fokussierung auf das profitable Reha-Geschäft kehrte MEDICLIN 2024 in die Gewinnzone zurück und steigerte im ersten Halbjahr 2025 Umsatz und Ergebnis deutlich. Auf Basis der Prognose ist die MEDICLIN-Aktie niedrig bewertet und das Halbjahresergebnis deutet darauf hin, dass sogar noch Luft nach oben besteht.
Die MEDICLIN AG betreibt Kliniken, Gesundheitszentren und Pflegeeinrichtungen in Deutschland. Insgesamt verfügen die Einrichtungen über rund 8.000 Betten in zwölf Bundesländern und versorgten im vergangenen Jahr etwa 107.000 Patienten und Pflegebedürftige.
Die Aktie ist im Prime Standard notiert und bringt es auf eine Marktkapitalisierung von rund 140 Mio. Euro. Hauptaktionär ist mit knapp 53 % die nicht börsennotierte Asklepios (ebenfalls ein Klinikbetreiber), gefolgt von der ERGO-Versicherung mit 35 %. Der Streubesitz beträgt damit nur 12 %. Dennoch werden auf Xetra regelmäßig Umsätze im fünf- bis sechsstelligen Eurobereich erzielt, was eine ausreichende Handelsliquidität sicherstellt.
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MEDICLIN: Die Unternehmenssegmente
Die Unternehmensstruktur von MEDICLIN gliedert sich in die Segmente „postakut“ (58 % der Umsätze), „akut“ (28 %), „Service“ (11 %) und „Pflege“ (3 %). Während das Reha-Geschäft (Postakut) und der Servicebereich profitabel arbeiten und die Pflege zur schwarzen Null tendiert, schreibt das Akut-Segment Verluste.
Strategisch setzt MEDICLIN daher auf den Ausbau des besonders profitablen Reha-Bereichs und den Verkauf defizitärer Kliniken. Zur Umsetzung dieser Strategie betreibt MEDICLIN ein aktives Asset Management. Darüber wurden das MVZ Bonn und das Herzzentrum Coswig veräußert, während mit der Rehaklinik „Am Sendesaal“ in Bremen ein Zukauf erfolgte. Parallel sollen die Serviceangebote an den Kliniken erweitert und die Auslastung gesteigert werden.
Im laufenden Jahr 2025 gab es bislang keine weiteren Klinik-Transaktionen. Ein Grund ist die zu Jahresbeginn in Kraft getretene Krankenhausreform, deren Auswirkungen auf das Geschäft die Klinikbetreiber zunächst abwarten. Auch MEDICLIN kann deren Folgen laut Halbjahresbericht 2025 noch nicht abschließend einschätzen. Die bisherigen Geschäftszahlen weisen aber in eine sehr erfreuliche Richtung.
Die Geschäftsentwicklung
Die strategische Fokussierung auf den Reha-Bereich zeigte im Geschäftsjahr 2024 erste deutliche Erfolge, nachdem 2023 noch Sonderabschreibungen auf das veräußerte Herzzentrum Coswig die Bilanz belasteten. Zwar stagnierte der Umsatz 2024, auch weil größere Einrichtungen verkauft als neu erworben wurden. Allein das verkaufte Herzzentrum steuerte zuvor rund 43 Mio. Euro Jahresumsatz bei. Der neue Fokus auf Profitabilität zahlte sich aber dennoch aus. Aus einem Verlust von knapp 11 Mio. Euro im Jahr 2023 wurde im Geschäftsjahr 2024 ein Gewinn von fast 25 Mio. Euro beziehungsweise 0,52 Euro je Aktie. Maßgeblich hat dazu beigetragen hat, dass der verbliebene Akut-Bereich nahezu keine Verluste mehr schrieb. Und so zahlte MEDICLIN 2025 erstmals seit 2019 wieder eine Dividende, wenn auch lediglich 4 Cent je Aktie.
Der Halbjahresbericht 2025 zeigte nun eine um 8 % gestiegene Gesamtleistung und einen im Vergleich zum Vorjahr versechzehnfachten Gewinn. Allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau im ersten Halbjahr 2024. Dabei ist die saisonale Schwäche des ersten Quartals zu beachten. Offenbar finden rund um die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel weniger Operationen statt, was wiederum weniger Rehamaßnahmen im Januar und Februar bedeutet. Dennoch erreichte MEDICLIN zum Halbjahr bereits ein Ergebnis von 0,20 Euro je Aktie. Die nach Vorlage der Halbjahreszahlen bestätigte Prognose für 2025 erwartet ein Umsatzplus von 2 bis 5 % sowie eine EBIT-Steigerung von rund 9 % im Mittelwert.
Bilanzielle Besonderheiten ergeben sich vor allem daraus, dass ein Großteil des Fremdkapitals aus Leasingverbindlichkeiten besteht. MEDICLIN mietet seine Klinikgebäude in der Regel langfristig für 15 plus 5 Jahre an und muss diese nach IFRS entsprechend bilanzieren. Zudem liegt die Steuerquote dauerhaft niedrig, da Gewinne aus medizinischen Leistungen von der Gewerbesteuer befreit sind und damit überwiegend nur Körperschaftsteuer anfällt.
Bewertung und Ausblick
Im ersten Halbjahr 2025 hat die oben angesprochene Krankenhausreform das Geschäft von MEDICLIN also nicht gebremst, und die eingeschlagene Strategie zeigt Wirkung. Auf Basis der mittleren Unternehmensprognose könnte der Gewinn je Aktie 2025 über 0,65 Euro liegen. Beim Kurs von 3,00 Euro am 27. August entspräche das einem KGV von unter 5. Und das starke Halbjahresergebnis ohne erkennbare Sondereffekte spricht sogar für eine eher konservative Prognose. Bewertungsseitig wirkt die Aktie damit günstig. Dafür muss man damit leben, wenn der Hauptaktionär wesentliche Entscheidungen allein trifft, beispielsweise die, Dividenden nur sehr zurückhaltend auszuzahlen.
Mit dem erwarteten Jahresüberschuss 2025 ließe sich etwa die Hälfte der Bankverbindlichkeiten tilgen. Setzt sich die Entwicklung fort, könnte MEDICLIN Ende 2026 schuldenfrei sein. Spätestens dann würde sich die Frage stellen, ob Gewinne und Cashflow in neue Investitionen oder in eine höhere Dividende fließen sollen.
Unklar bleibt dagegen, wer seit Jahresbeginn auf dem Kursniveau um 3,00 Euro wiederholt Aktien verkauft. Denkbar ist der schrittweise Abbau einer Position eines mittelgroßen Aktionärs. Für risikofreudige Anleger könnte das eine interessante Einstiegsgelegenheit sein. Zuvor sollte sich aber jeder Investor selbst ein Bild vom Unternehmen machen.
Hinweis: Der freie Autor hält privat und auch im wikifolio MEDICLIN-Aktien, für die er nicht an die Handelseinschränkungen unserer Redaktion gebunden ist. Außerdem hält eine an der Veröffentlichung des Beitrags beteiligte Person MEDICLIN-Aktien.
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