Mit einer riesigen Militärparade zum Nationalfeiertag am 2. September hat Vietnam den 80. Jahrestag seiner Unabhängigkeit begangen. Zu feiern hat das Land zudem einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, auch an der Börse. Lohnt es sich, in Vietnam zu investieren?
Der „asiatische Drache“ ist ein zentrales Symbol in der vietnamesischen Kultur, das Macht, Wohlstand, Glück und Weisheit repräsentiert. Wirtschaftlich hat sich das Land in den zurückliegenden Jahrzehnten rasant entwickelt und gehört für viele Experten inzwischen zu den spannendsten Emerging Markets.
Worauf basiert Vietnams Wirtschaftsaufschwung?
Die Weltbank beschrieb 1993 ein „Entwicklungsmodell zum schnellen Aufstieg ostasiatischer Länder“, das Japan vormachte und dem später andere Länder folgten. Der Kern dieses Modells: Zunächst ziehen große Teile der Bevölkerung vom Land in die Städte. Dort entstehen Fabriken, die einfache, arbeitsintensive Produkte wie Textilien für den Export herstellen. Mit wachsender Wirtschaftskraft und steigenden Löhnen verlagert sich die Produktion hin zu hochwertigeren (technologischen) Gütern. Schließlich wächst auch die Binnennachfrage und Dienstleistungen gewinnen an Bedeutung.
Vietnam hat diesen Weg in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls eingeschlagen. Und während 1975 noch rund 70 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebten, ist dieser Anteil inzwischen auf etwa 4 % gesunken.
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Warum ist Vietnams Demografie ein Standortvorteil?
Vietnam zählt zu den weltweit 16 Staaten mit mehr als 100 Millionen Einwohnern und profitiert wirtschaftlich von einer besonders günstigen Demografie. Das Durchschnittsalter liegt bei 33 Jahren, rund 70 % der Bevölkerung sind im erwerbsfähigen Alter. Anders als in China, wo die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik inzwischen zu einem Durchschnittsalter von über 40 Jahren geführt hat, bleibt der Anteil der Erwerbstätigen in Vietnam auch in den kommenden zehn Jahren weitgehend stabil. Dies schafft die Grundlage für eine wachsende Mittelschicht.
Warum wächst Vietnams Wirtschaft so stark?
In den vergangenen 30 Jahren betrug das durchschnittliche jährliche BIP-Wachstum 6,6 %. Im ersten Halbjahr 2025 lag es sogar bei 7,5 % und erreichte damit den höchsten Wert seit über einem Jahrzehnt. Wie andere ostasiatische Länder zuvor durchlief auch Vietnam die ersten Phasen des beschriebenen Entwicklungsmodells: den Einstieg über arbeitsintensive Fertigung, niedrige Löhne und exportorientierte Produktion. So konnte sich das Land zur neuen „Werkbank der Welt“ entwickeln, eingebettet in globale Lieferketten und gestützt durch die enge wirtschaftliche Verflechtung mit dem Nachbarn China.
Wie entwickelt sich Vietnams Aktienmarkt?
Vietnam hat seinen Kapitalmarkt in den vergangenen Jahren durch Reformen zunehmend für ausländische Investoren geöffnet. Das zeigt Wirkung. Der Vietnam Index (VNI) erreichte zuletzt mit fast 1.700 Punkten ein neues Allzeithoch. Das tägliche Handelsvolumen liegt inzwischen regelmäßig über 1,5 Mrd. US-Dollar. Vom Zollstreit mit den USA im Frühjahr erholte sich die Börse schnell, nachdem Vietnam mit den USA eine Einigung erzielt hatte: ein Exportzoll von 20 % bei gleichzeitiger Senkung der Importzölle auf US-Produkte auf null. Für zusätzlichen Rückenwind könnte bald die Aufnahme Vietnams in den FTSE Emerging Markets Index sorgen, da das erfahrungsgemäß das Interesse internationaler Anleger verstärkt.
Wie können Anleger in Vietnam investieren?
Für ausländische Privatanleger ist ein direkter Einstieg in einzelne vietnamesische Aktien kaum möglich, da diese in der Regel nicht an westlichen Börsen notiert sind. Einen einfachen Zugang bieten aber ETFs, Zertifikate und – risikoreicher– ein Fund-Investment. Das Index-Zertifikat auf den BNP Paribas Vietnam Total Return Index bildet die Entwicklung des zugrundeliegenden Index 1:1 ab. Der Xtrackers FTSE Vietnam ETF ermöglicht einen breiten Einstieg in den vietnamesischen Aktienmarkt. Und die geschlossene Investmentgesellschaft VinaCapital Vietnam Opportunity Fund Limited investiert in ein breites Spektrum an vietnamesischen Anlagen von Aktien und Anleihen über Immobilien bis hin zu Private-Equity-Beteiligungen.
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