Telekommunikation: Aktien, die für Gesprächsstoff sorgen

Telekommunikation

Umstellung auf Glasfaser-Internet, neue 5G-Netze und sinkende Preise im Mobilfunk: In der Telekommunikation gibt es viele Innovationen, starken internationalen Wettbewerb und verschiedene Chancen für Anleger.

Die drei traditionell getrennten Sektoren Telekommunikation, Technologie und Medien erhalten durch die Digitalisierung mehr verbindende Elemente. „Die digitale Revolution beschert allen drei Branchen gute Wachstumschancen“, weiß Jens Niebuhr von PwC Deutschland. „Der rasante technologische Wandel zwingt Unternehmen dazu, sich ständig neu auf dem Markt zu positionieren“. Laut dem Serviceprovider Momentum Telecom ist der globale Telekommunikationsmarkt 2024 auf 2,32 Billionen US-Dollar gewachsen. Von 2025 bis 2034 sollen diese Produkte jährlich im Durchschnitt um 6,15 % weiter zulegen.

Haupttreiber dieser Entwicklung sind Breitband-Internetanschlüsse und kommerzielle Mobilfunk-5G-Netze. Aber auch Geschäftsanwendungen, Cloud-Angebote, Cybersicherheit, Service-Tools und KI-Anwendungen versprechen stärkeres Wachstum. Innovationsschub und Konsolidierung verstärken den Wettbewerb im Telekomsektor. Die größten Akteure setzen auf Fusionen und Übernahmen, um ihre Produkte und Dienstleistungen in den Märkten zu etablieren. 

Unterschiedliche Strategien

Zwar haben sich europäische Telekommunikationskonzerne zuletzt unterschiedlich entwickelt, einige weisen aber laut Morgan Stanley vielversprechendes Wachstumspotenzial auf. Drei Beispiele zeigen, wie sie ihre Erträge verbessern und den Aktienkurs beflügeln wollen.

Die britische BT Group wird ihr Finanzziel, ein freier Cashflow von 3 Mrd. britischen Pfund (GBP), bereits ein Jahr früher als geplant im Geschäftsjahr 2029 erreichen. Bis März 2026 will der Konzern über 23 Millionen Kunden mit Glasfaser versorgt haben. Das entspricht 80 % aller britischen Haushalte. Der umfangreiche Ausbau sorgt für stetig sinkende Investitionsausgaben, was jährliche Einsparungen von rund 1 Mrd. GBP hervorbringen soll.

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Wachstum durch Netzqualität

Dagegen setzt die Deutsche Telekom auf ihre Netzqualität und die Wachstumsaussichten. Das Unternehmen besitzt laut Morgan Stanley das „beste Netz“ in der gesamten Branche, vor allem in Deutschland und den USA. T-Mobile US ist mit seinem beliebten US-Mobilfunknetz für weitere Marktanteilsgewinne bestens positioniert. Von Dezember 2024 bis 2027 prognostiziert Morgan Stanley ein jährliches Wachstum des EBITDA (nach Leasingkosten) von 5 % und des Gewinns pro Aktie von 16 %.

Bei der Swisscom lässt eine strategische Expansion die Anleger aufhorchen: Die Ende 2024 abgeschlossene Übernahme von Vodafone Italia wird das Profil des freien Cashflows stark verbessern. Wegen der Synergien aus der Transaktion dürfte sich der Konzern von stagnierend zu wachstumsorientiert entwickeln.

Kampf gegen US-Techgiganten

Die Geschäftszahlen von United Internet im zweiten Quartal 2025 waren wenig erfreulich. Der Gewinn halbierte sich, der Umsatz stagnierte und im Kerngeschäft mit Breitband-Anschlüssen gingen 60.000 Kunden verloren. Spannend ist allerdings die mittelfristige Perspektive: Seit März 2025 befindet sich die Aktie in einem anhaltenden Aufwärtstrend.

Mit einem eigenen 5G-Mobilfunknetz fordert die Tochtergesellschaft 1&1 die Deutsche Telekom heraus. Nachteil: Die hohen Kosten für den Netzausbau sowie Abschreibungen auf Investitionen in Glasfaser- und Mobilfunknetz hinterlassen Spuren in der Bilanz.

Zudem legt sich Gründer Ralph Dommermuth mit amerikanischen Techgiganten und europäischen Telekomkonzernen an. „Europa und Deutschland können es sich nicht leisten, die Kontrolle über digitale Infrastrukturen und hochwertige Daten aus der Hand zu geben“, warnt Dommermuth. Seine Vision: ein digital unabhängiges Europa für E-Mails, Webseiten, Cloud-Infrastruktur, Glasfaser- und Mobilfunknetze, in dem United Internet eine tragende Rolle spielt.

Investitionsoffensive der Bundesregierung

Wichtiger Baustein bei United Internet ist die börsennotierte Tochtergesellschaft IONOS, die noch zu knapp zwei Dritteln in der Hand des Mutterkonzerns liegt. Der Cloud-Dienstleister speichert Daten nach den Vorgaben der deutschen Datenschutzgesetze und legt Dateien in europäischen Rechenzentren ab. Im Zuge der Investitionsoffensive der Bundesregierung dürften Unternehmen und Behörden auf solche Dienste von Ionos setzen.

Für das laufende Geschäftsjahr erwarten Analysten bei United Internet ein Umsatzplus von 2,9 % auf knapp 6,5 Mrd. Euro. Der operative Gewinn (EBITDA) soll um knapp 4 % auf 1,34 Mrd. Euro zulegen. Für die kommenden beiden Jahren wird ein Anstieg des EBITDA um jeweils rund 10 % prognostiziert. Interessant ist die Aktie auch, weil der Mutterkonzern deutlich unter den Börsenwerten der Töchter 1&1 und Ionos notiert.

Hohe Investitionen in US-Infrastruktur

Der US-Traditionskonzern AT&T verfolgt ambitionierte Investitionspläne: 3,5 Mrd. US-Dollar aus erwarteten Steuerersparnissen will der Telekomriese bis 2026 in den Ausbau seines Glasfasernetzes investieren. Jedes Jahr sollen 4 Millionen neue Haushalte erschlossen werden. Im dritten Quartal gewann der Konzern 558.000 neue Glasfaserkunden und 405.000 neue Mobilfunkkunden hinzu. Bis 2030 sollen bis zu 70 Millionen US-Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen werden.

Die hohen Infrastruktur-Investitionen haben jedoch eine Kehrseite: Die spektakuläre Übernahme von Funkfrequenzen von EchoStar für 23 Mrd. US-Dollar soll das 5G-Netz erweitern, hat aber die Verschuldung deutlich erhöht. Trotz dieser Belastungen hält das Unternehmen an seinen Rendite-Versprechen fest. Die Ausschüttungssumme von 1,11 US-Dollar im Jahr entspricht einer Dividendenrendite von 4,5 %.

Unerwartet viele Neukunden

Operativ legte AT&T im dritten Quartal ordentliche Zahlen vor. Der Umsatz stieg von 30,2 Mio. auf 30,7 Mio. US-Dollar. Er lag nur wenig unter den Prognosen von 30,87 Mrd. US-Dollar. Der Nettogewinn war mit 9,3 Mio. US-Dollar positiv, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 174 Mio. US-Dollar angefallen war. 405.000 neue monatlich zahlende Mobilfunkkunden kamen hinzu. Das kommt einer klaren Kampfansage an Konkurrent T-Mobile US gleich. Analysten hatten nur 334.100 Neukunden erwartet.

CEO John Stankey hält an seiner Jahresprognose fest und erwartet ein Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich. 2025 soll ein bereinigter Gewinn zwischen 1,97 und 2,07 US-Dollar pro Aktie erzielt werden. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2026 von 11 ist die Aktie günstig.

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