Champaign (pte014/20.08.2018/11:30) – Eine verstärkte Nutzung menschlicher Abwässer in der Landwirtschaft würde sich lohnen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der University of Illinois at Urbana-Champaign. Denn das Wasser aus Städten ist voller Nährstoffe, die als Dünger taugen. Gerade, wenn landwirtschaftliche Nutzflächen nahe an Ballungszentren liegen, würde es sich daher rechnen, Stickstoff und Co quasi direkt mit dem Wasser zu recyceln. Davon könnten speziell Entwicklungsregionen auch wirtschaftlich stark profitieren.
Dünger im Abfluss
„Wir betreiben Ackerbau, nutzen nährstoffreiche Dünger, essen die Feldfrüchte, scheiden Stickstoff, Phosphor und Kalium aus, und all die Nährstoffe landen in der Kläranlage“, sagt Jeremy Guest, Professor für Zivil- und Umwelttechnik. „Das ist ein sehr linearer Ressourcenfluss in einer Richtung.“ Sinnvoller wäre es, praktisch einen Nährstoffkreislauf herzustellen, in dem die düngenden Elemente mit dem Wasser wieder auf die Felder gelangen. Ein solch nachhaltiger Zugang könnte speziell in unterentwickelten Regionen auch die wirtschaftliche Unabhängigkeit fördern.
Das belegt eine Studie, für die Guest und Kollegen 56 Großstädte auf allen Kontinenten untersucht haben. Dabei haben sie Faktoren wie Transportwege, Bevölkerungs- und Nutzlanddichte sowie die Anforderungen von Nutzpflanzen berücksichtigt. „In manchen Fällen kann Abwasser, dass zur Sicherheit behandelt wurde, gleichzeitig zum Bewässern und Düngen dienen“, sagt nun Studienleiter John Trimmer. Das gilt insbesondere, wenn Ackerland nahe an Städten liegt, wie es beispielsweise in Afrika oft der Fall ist. Ist die Entfernung größer, müssten die Nährstoffe im Wasser eigentlich konzentriert werden, damit sich der Ansatz lohnt.
Massives Sparpotenzial
In manchen Fällen würden Nährstoff-Kreisläufe jedenfalls massive wirtschaftliche Vorteile bringen. „Wenn die gesamten Stickstoff-Ressourcen in Kairos Abwässern genutzt würden, könnte das Ägyptens Importe von Stickstoff-Düngern um rund die Hälfte senken“, erklärt Trimmer. In Schwarzafrika wiederum könnten kleinere Landwirte durch eine Abwasser-Nutzung Zugang zu wertvollen Düngern bekommen, den sie normalerweise kaum hätten.
Wirtschaftlich weniger interessant erscheint die Nutzung von Abwasser in der Landwirtschaft insbesondere für manche Metropolen in der westlichen Welt. New York und Boston beispielsweise sind so fern von Regionen intensiver Landwirtschaft, dass sie keine guten Kandidaten für die Umsetzung eines solchen Nährstoff-Kreislaufs sind. Lohnen könnte sich das hingegen für Chicago, das deutlich näher an den ausgedehnten Farmländern des mittleren Westens liegt.
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