Von Frank Fischer, Vorstandvorsitzender (CEO) der Shareholder Value Management AG
Ein neues Jahr und ein neuer Name in AnlegerPlus: Value-Investor Frank Fischer wird ab jetzt die regelmäßige Finanzmarkt-Kolumne Stelle übernehmen. Den Anfang macht sein Ausblick auf das Kapitalmarkt-Jahr 2024.
Guten Tag! Mein Name ist Frank Fischer und ich freue mich auf meine neue Rolle als Kolumnist bei AnlegerPlus. Seit mittlerweile 16 Jahren betreue ich als Chief Investment Officer den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Mein Ziel: Eine Aktienmarktrendite mit deutlich weniger Schwankungen als der Gesamtmarkt zu erzielen. Mit einer annualisierten Rendite von knapp 7 % und der halben Volatilität des DAX haben mein Team und ich dieses Ziel erreicht.
Wir sind als aktive Investoren immer auf der Suche nach neuen Chancen – bleiben aber auch gerne bei wirklich „wunderbaren Unternehmen“ viele Jahre investiert. Ich möchte Ihnen in der Kolumne zeigen, wie wir unsere Qualitätsunternehmen finden und auch, wie wir das jeweilige Marktumfeld sehen.
Für 2024 ist unser grundlegendes Szenario eine fallende Inflation, die auf ein schwaches Wachstum und sinkende Zinsen trifft. Damit wird ein „soft landing“ wahrscheinlich. Aber wir befinden uns in der Übergangsphase von der Expansionsphase des Wirtschaftszyklus zur Kontraktionsphase – das geht nicht ohne negative Überraschungen ab. Dieser Marktkonsens ist mit Blick auf 2024 schon eingepreist. Spannend wird es, wenn es anders kommt.
Das Börsenjahr 2023 ist besser gelaufen als erwartet. Die aktuelle Euphorie kann durchaus noch etwas anhalten. Vor allem die Zinsentwicklung ist hier von großer Bedeutung. Für die USA sind jetzt schon erste Zinssenkungen im zweiten Quartal eingepreist. Bis Ende 2024 sollen die Zinsen sogar um 125 Basispunkte sinken.
Auch 2024 geht bei Aktien der Blick in die USA. Immerhin weist der MSCI World eine US-Gewichtung von rund 70 % auf. Die Dominanz der Magnificent-7-Aktien hat zuletzt noch einmal zugenommen. Die hohe Gewichtung von US-Titeln birgt jedoch Risiken, sollte es in den USA doch noch zu einer Rezession kommen. Zusätzlich sind viele Tech-Aktien schon wieder eher hoch bewertet, etwa Apple mit einem KGV von 32 oder auch Microsoft mit 36. Das liegt deutlich über der breiten Aktienmarktbewertung in den USA: Der S&P 500-Index bringt es auf ein KGV von 19,5.
Im Gegensatz dazu agieren viele Qualitätsaktien aus Europa unter dem Radar – speziell Unternehmen aus der zweiten Reihe. Hier müssen Investoren aber Geduld mitbringen, denn das Erkennen von klaren Unterbewertungen kann an der Börse einige Zeit dauern. Wir sind in unseren Mandaten hier gut positioniert, um bei einem Erstarken des Sektors überdurchschnittlich zu profitieren.
Noch sind die Konjunktursignale für Europa zwar eher schwach. Doch an der Börse wird bekanntlich die Zukunft gehandelt. Der Blick geht mindestens sechs Monate nach vorn. Wenn sich hier also Verbesserungen zeigen, können auch die Titel aus der zweiten Reihe mit soliden Geschäftsmodellen wieder durchstarten.
Vita
Frank Fischer, Jahrgang 1964, ist Vorstandvorsitzender (CEO) der Shareholder Value Management AG und übt dort die Funktion des Chief Investment Officers (CIO) aus. Frank Fischer wurde 2018 als Fondsmanager des Jahres ausgezeichnet. Er ist Diplom-Kaufmann, verheiratet und hat zwei Kinder. Zudem ist er Stifter und Vorstand der gemeinnützigen Stiftung Starke Lunge.
Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlus, AnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.
Foto: © Shareholder Value Management AG
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