Als KMU nachhaltig am Kapitalmarkt kommunizieren

Grünes Laub

Svenja Liebig, Consultant, edicto GmbH

Ab 2024 gilt die Pflicht zur nichtfinanziellen Berichterstattung nicht mehr nur für die „Großen“ am Kapitalmarkt, sondern auch für viele kleinere und mittlere Unternehmen. Unter Berücksichtigung einiger grundlegender Aspekte kann die Nachhaltigkeitskommunikation für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) auch ohne eigene Abteilung für Corporate Social Responsibility (CSR) effizient gelingen.

Für die meisten börsennotierten Unternehmen ist das Thema Nachhaltigkeit längst kein Fremdwort mehr. Besonders die größeren Marktplayer haben in den vergangenen Jahren keine Kosten und Mühen gescheut, das Thema Environment, Social und Governance, kurz: ESG, in ihren Kommunikations- und Investor-Relations-Strategien fest zu verankern, und teilweise eigene Abteilungen aufgebaut. Nicht zuletzt, weil börsennotierte Unternehmen ab 500 Mitarbeitern nach CSR-Rechtsprechung seit 2017 dazu verpflichtet sind. Durch die Ausweitung der CSR-Berichtspflicht, die ab 2024 wirksam werden soll, unterliegen künftig sämtliche Unternehmen, die an einem regulierten Markt in der EU gelistet sind, mit Ausnahme von Kleinstunternehmen, der Pflicht.

Für Small und Mid Caps, bei denen viele bislang kaum Berührungspunkte mit ESG-Themen hatten, ist das eine große Herausforderung. Hier scheint aber mehr ein organisatorisches Problem dahinterzustecken als mangelndes Nachhaltigkeitsbewusstsein. Vielen kleineren Unternehmen fehlt es schlichtweg an ausreichend Manpower, um sich detaillierter mit der Materie zu befassen – dennoch sollten sich auch kleinere Unternehmen die Zeit dafür nehmen. Es lohnt sich, so schnell wie möglich mit der Nachhaltigkeitskommunikation loszulegen.

Börsennotierte Unternehmen, die nicht im regulierten Markt notiert sind und somit keiner Verpflichtung unterliegen, sollten das Thema Nachhaltigkeit ebenfalls in ihrer Finanzkommunikation etablieren. Denn für Investoren zählen schon längst nicht mehr nur harte Finanzkennzahlen bei ihren Investitionsentscheidungen. Hinzu kommt, dass auch Stakeholder, wie Journalisten, Kunden und Mitarbeiter, immer stärker auf die ESG-Strategie der Unternehmen achten. Um für die Generation „Fridays-for-Future“ als Unternehmen attraktiv zu bleiben, müssen soziale und ökologische Werte fest in der Unternehmenskultur verankert sein. Einige grundlegende Aspekte sollten kleine Unternehmen in ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung demnach beachten:

Authentizität wahren

Greenwashing lauert an nahezu jeder Ecke, das wissen auch Investoren. Deswegen sollten Unternehmen den „Grünanstrich“ vermeiden, um nicht an Glaubwürdigkeit einzubüßen. Im Zweifel ist hier weniger mehr. Lieber auf die wesentlichen Themen und Kennzahlen im Bericht fokussieren, statt um den heißen Brei herumreden. Umgekehrt gilt natürlich die altbewährte Formel: Tue Gutes und sprich darüber. Wer sich beispielsweise aktiv um die Bindung seiner Mitarbeiter bemüht und dies an festen Größen belegen kann – z.B. durch geringe Fluktuation –, sollte das auf keinen Fall verschweigen. 

Kontinuität

Mit den bereits festgelegten ESG-Kennzahlen sollte in späteren Reports weiter gearbeitet werden. Entsteht hier ein Bruch, kann das schnell zu Misstrauen am Kapitalmarkt führen. Deshalb sollten die wichtigsten Leistungsindikatoren (KPIs) am Anfang wohlbedacht ausgewählt werden. Zudem sollte die Festlegung der entscheidenden Kennzahlen langfristig durchdacht sein. Beispiel: Ein verringerter CO2-Ausstoß im aktuellen Geschäftsjahr ist zwar lobenswert, sollte aber in den Folgejahren ebenso angestrebt werden.

Roter Faden

Einmal im Jahr den ESG-Bericht veröffentlichen und damit das Thema für das Gesamtjahr abhaken, ist sicherlich keine gute Strategie. Vielmehr sollte auch über den ESG-Bericht hinaus nachhaltig kommuniziert werden – sei es in den anstehenden Pressemitteilungen oder bei Investorenpräsentationen und Pressegesprächen. Hier sollte das Thema immer wieder als roter Faden sichtbar sein. Gelebte Nachhaltigkeit kann nur so glaubwürdig vermittelt werden.

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