Exeter/East Lansing (pte002/10.06.2020/06:05) – „Um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen, brauchen wir mehr als herkömmliche wirtschaftliche Maße wie das BIP“, sagt Ian Bateman, Leiter des Land, Environment, Economics and Policy Institute http://exeter.ac.uk/leep an der University of Exeter. Er ist Teil eines internationalen Teams, das ein „Brutto-Ökosystem-Produkt“ (BÖP) vorschlägt. Am Beispiel der chinesischen Provinz Qinghai zeigen die Forscher, dass dieses BÖP einen nach wirtschaftlichen Maßstäben großen Beitrag zu Wirtschaftsleistung und menschlichem Wohlbefinden leistet.
Übersehener Wert
Das klassische BIP bildet den Wert von Gütern und Dienstleistungen ab, spiegelt die tatsächliche Bedeutung der Natur auch für Wirtschaft und Bevölkerung aber allenfalls unzureichend wider. „Für eine nachhaltige Zukunft müssen wir Ökosystemleistungen auf den Tisch bringen“, meint daher Jianguo „Jack“ Liu, Leiter des Center for Systems Integration and Sustainability http://csis.msu.edu an der Michigan State University. Mit Bateman und weiteren Kollegen stellt er daher in der aktuellen Ausgabe der „Proceedings of the National Academy of Sciences“ das BÖP vor.
Dieses BÖP soll den Wert der Natur für die Wirtschaft und das menschliche Wohlbefinden abbilden – letztlich also, wie viel Geld sie wirklich wert ist. Dazu setzt es setzt auf Ökonomen und politischen Entscheidungsträgern vertraute Methoden. „Wir haben gezeigt, dass BÖP auf eine klare und transparente Art berechnet werden kann, ähnlich der für das BIP genutzten Art“, sagt Bateman. Die Größe erscheint den Forschern also geeignet, den tatsächlichen Wert der Ökosysteme dieser Welt wirklich unmissverständlich klarzumachen – und dieser ist dem Beispiel Qinghai zufolge bisweilen enorm.
Ein gewaltiges BÖP
Qinghai ist Ursprung dreier großer Flüsse und wird auch „Wasserturm Chinas“ genannt. Zudem gibt es eine große Biodiversität, die durch Bevölkerungswachstum und Überweidung bedroht ist. Der Wert dieser Natur ist so gewaltig, dass das BÖP Qinghais 2000 größer war als das BIP. Trotz des Wirtschaftswachstums und Einschnitten in die Natur betrug das BÖP der Provinz auch 2015 noch etwa drei Viertel des BIP. Rund zwei Drittel des BÖP sind auf wasserbezogene Ökosystemleistungen zurückzuführen. Nur ein Drittel des BÖP kommt direkt der Bevölkerung zugute; der Rest wird praktisch in andere Provinzen und Länder exportiert.
Bateman betont, dass China de facto bei manchen Entscheidungen schon das BÖP berücksichtige, was ein Schritt in die richtige Richtung sei. „Das BÖP könnte in ganz China und rund um die Welt genutzt werden, um Investitionen in den Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen zu leiten“, meint er abschließend.
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