Von Tilmann Galler, Managing Director, J.P. Morgan Asset Management
Die protektionistische Politik von Präsident Trump beeinflusst die globalen Märkte. Welche Auswirkungen auf Inflation, Zinsen und Aktien sind zu erwarten?
Der US-Präsident hat gleich in den ersten Wochen seiner Amtszeit seinen Worten Taten folgen lassen: Die Ankündigung der USA, umfassende Zölle auf Importe aus Kanada, China und Mexiko zu erheben, und die darauffolgende Reaktion der Märkte zeigen, dass die Zollpolitik von Präsident Donald Trump das Potenzial hat, die Weltwirtschaft und die globalen Finanzmärkte auf den Kopf zu stellen.
Gleichwohl gilt zu bedenken, dass die Republikaner nur über eine hauchdünne Mehrheit im US-Repräsentantenhaus verfügen und auch einzelne republikanische Abgeordnete dagegenstimmen könnten. Höhere Zölle könnten zudem für den US-Konsum auch zum Bumerang werden, denn viele der betroffenen Unternehmen dürften die höheren Kosten an die Endkunden weitergeben. Das wiederum wird die Inflation weiter anfachen, die sich weiterhin hartnäckig über dem erklärten Inflationsziel der US-Notenbank Fed hält und aktuell sogar wieder leicht nach oben tendiert.

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Zunehmende Inflationsgefahr
Inflationsgefahr droht in den USA auch vom Arbeitsmarkt. Das Lohnwachstum im vergangenen Jahr lag bei 4 %. So treibt das positive Reallohnwachstum der letzten Jahre den Konsum stark an. Durch das anhaltende Beschäftigungswachstum liegt die US-Wirtschaft seit Längerem nahe der Vollbeschäftigung. Insbesondere vor dem Hintergrund der restriktiveren Einwanderungspolitik dürfte die Inflation hier also weiter angetrieben werden.
In Kombination mit der prognostizierten expansiven Finanzpolitik und der protektionistischen Handelspolitik ist es wahrscheinlich, dass die US-Notenbank Fed die Finanzierungsbedingungen nicht so stark lockern wird wie antizipiert. Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass die Fed in diesem Jahr nach nur ein bis zwei Zinsschritten eine Pause einlegen wird.
In Europa steht die EZB dagegen unter Druck, die Zinsen zügig weiter zu senken, um die Finanzierungsbedingungen für Haushalte und die Privatwirtschaft zu verbessern. Nach der Zinssenkung Ende Januar gehen wir von mindestens drei weiteren in diesem Jahr aus.
US-Aktien teuer – Europa-Aktien mit Potenzial
Mit Blick auf die Kapitalmärkte dürften die USA nichtsdestotrotz führend bleiben – es gilt aber, noch stärker zu diversifizieren. Nach dem starken Wachstum der letzten beiden Jahre sollten Anlegerinnen und Anleger sich deshalb nicht zu sehr auf das Momentum der US-Mega-Caps fokussieren. Es ist vielmehr eine zunehmende Erholung des breiteren Marktes zu erwarten, sodass auch kleinere Unternehmen wieder in den Fokus rücken.
Insgesamt sind US-Aktien im Vergleich zu ihrer Historie weiterhin recht teuer, während europäische Aktien noch mit einem Discount zu haben sind. Und während „Value“ in den USA hinter „Growth“ zuletzt zurücklag, war dies im Rest der Industrieländer andersherum. Dieser Trend könnte sich nun auch in den USA zeigen.
Zum Autor
Tilmann Galler, Managing Director, CEFA/CFA, arbeitet als globaler Kapitalmarktstratege für die deutschsprachigen Länder bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt. Als Teil des globalen „Market Insights“-Teams erstellt und analysiert er auf Basis von umfangreichem Research Informationen rund um die globalen Finanzmärkte und leitet Implikationen für Investmentstrategien ab. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung in der Finanzbranche und war zuvor unter anderem auch als Portfoliomanager tätig.
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Foto: © J. P. Morgan