In konjunkturell schwierigen Zeiten bleibt die Nachfrage nach Konsumgütern des täglichen Bedarfs stabil, doch der Einzelhandel steht vor strukturellen Veränderungen. Discounter profitieren, während die „Mitte“ unter Druck gerät. Auch der Onlinehandel entwickelt sich weiter. Wir verschiedene Möglichkeiten vor, wie man in den Einzelhandel investieren kann.
Gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten zählten bisher Konsumgüter des täglichen Bedarfs zu den Branchen, in denen die Nachfrage konstant blieb. Supermarktketten und Discounter, aber auch Heimwerkermärkte profitieren davon.
Strukturelle Veränderungen
Doch der Einzelhandel durchläuft im Moment ebenfalls größere Veränderungen, wie Mike Zöller, Senior Managing Director bei der Restrukturierungsberatung FTI Consulting, im BTO-Podcast von Dr. Daniel Stelter feststellte. Die Absatzmärkte kämpfen derzeit darum, wieder an alte Niveaus anzuknüpfen. Gerade die „Mitte“ des Einzelhandels, so der Restrukturierungsexperte, gerät durch das Preisniveau immer stärker unter Druck, während sich der Discount dagegen besser behaupten kann.
Die Preise von Rohstoffen und landwirtschaftlichen Produkten spielen also eine gewichtige Rolle. Wie profitabel das Geschäft im Einzelhandel ist, hängt aber auch von der Wettbewerbssituation, dem Produktsortiment und dem Verbraucherverhalten in den jeweiligen Märkten ab.
Um die Erträge zu steigern, diversifizieren die großen Einzelhändler beispielsweise ihr Geschäft. Große Supermarktketten verdrängen die lokalen Einzelhändler. Sie expandieren mit Convenience Stores, also kleinflächigen Läden, vor allem in Innenstädten mit teilweise höherpreisigen Artikeln des täglichen Bedarfs wie abgepackten Lebensmitteln und Drogerieartikeln.
Online-Anteil nach Branchen
Von diesem Strukturwandel ist der vergleichsweise junge Fachhandel mit Bioprodukten betroffen, der sich in den letzten zwei Jahrzehnten entwickelt hat. Er gerät zunehmend unter Druck, weil vegane und nachhaltig produzierte Produkte inzwischen auch zum Sortiment der großen Discounter gehören. Das deutsche Unternehmen Veganz musste deshalb inzwischen seine Supermärkte schließen oder verkaufen und das Geschäftsmodell auf die Produktion veganer Lebensmittel ausrichten. Nur wer spezifischen Nischen bei Biomarken besetzt, wird sich hier in Zukunft behaupten können.
Kein Selbstläufer
Der Onlinehandel sieht sich ebenfalls einem Wandel gegenüber, der neue Optionen ermöglicht. Insbesondere die Coronapandemie hat dem E-Commerce den Zulauf von neuen, teilweise älteren Verbrauchergruppen beschert. Ein Geschäftsmodell, das den Ladenverkauf und Internet verbindet, ist Click und Collect. Man bestellt als Kunde die Ware online und kann sie wenig später direkt im Laden um die Ecke abholen. Zu den erfolgreichen Vorreitern zählt hier die US-Kette Walmart mit ihren Tausenden Filialen in den USA. CECONOMY hat in Deutschland dieses Modell übernommen, ebenso Heimwerkerketten.
Das alles zeigt: Auch die Konsumgüterbranche ist nicht mehr die sichere Bank, die sie in der Vergangenheit häufig war. Gerade weil die Gewinnmargen oft sehr niedrig sind, müssen die Unternehmen über eine stabile finanzielle Basis verfügen, um Phasen struktureller Veränderungen und Umsatzeinbußen durchzustehen.
Vor einem Investment können Anleger also nicht bedenkenlos zugreifen, sondern müssen, wie bei anderen Investments ebenfalls, neben der Umsatz- und Margenentwicklung die Bilanzdaten genau analysieren. Vorsicht ist immer angesagt, wenn die Nettoverschuldung in den letzten Jahren bei stagnierenden Erlösen und Erträgen gestiegen ist. Doch wie in anderen Märkten stehen neuen Risiken neue Chancen gegenüber. Erstere gilt es zu vermeiden, Letztere zu finden. Machen wir uns also auf die Suche.
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