Elektromobilität: Wachstumsdelle als Kaufchance

Elektromobilität

Der avisierte Hochlauf der Elektromobilität ist zuletzt ins Stocken geraten, viele Aktienkurse von Branchenvertretern sind deutlich zurückgekommen. Anleger können somit nochmals günstiger auf den Trend aufspringen – gerade bei Unternehmen jenseits der Autoindustrie.

Die vom Kraftfahrt-Bundesamt und Verband der Automobilindustrie (VDA) gemeldeten Zahlen für die ersten drei Quartale 2024 sind alarmierend. Lediglich 276.400 neue Pkws mit batterietechnischem Antrieb (BEV) wurden in diesem Zeitraum in Deutschland zugelassen, was ein Minus von knapp 29 % und damit einen dramatischen Einbruch gegenüber den ersten neun Monaten 2023 bedeutet.

Somit lag der Anteil der Stromer in den ersten drei Quartalen dieses Jahres nur noch bei 13,1 %, nachdem die BEV im Vorjahr noch fast ein Drittel aller Neuzulassungen ausgemacht haben. Als einziges Land in Europa verzeichnet Deutschland einen Rückgang beim Verkaufsanteil der Elektrofahrzeuge, die in Schweden auf einen Anteil von 60 %, in Norwegen gar auf 95 % kommen. 

Der Stimmungskiller

Gründe für den scharfen Rückgang der E-Auto-Verkäufe hierzulande sind schnell gefunden. Im vergangenen Jahr hatte die Bundesregierung zunächst die Kaufprämie für gewerbliche Elektroautos aufgegeben, im Herbst dann schließlich überraschend auch die Förderung privater Anschaffungen gestrichen.

Seither geht es, von einer kurzzeitigen Zwischenerholung im ersten Quartal einmal abgesehen, mit den Verkaufszahlen steil bergab. Das bringt mittlerweile vor allem die deutsche Automobilindustrie zunehmend in Schwierigkeiten. Volkswagen und BMW meldeten zuletzt neben einem Gewinnrückgang auch gleich noch eine Gewinnwarnung für das Gesamtjahr.

Dass die rezessive Entwicklung im Bereich der Elektrofahrzeuge in Deutschland eng mit der Streichung staatlicher Förderprogramme verknüpft ist, belegt der Blick ins Ausland ebenfalls. In westlichen Nachbarländern wie Frankreich, Spanien oder Großbritannien sind die Absatzzahlen trotz einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld vergleichsweise stark geblieben.

Auch global betrachtet befindet sich die Elektromobilität bei den Pkw-Neuzulassungen weiter auf Wachstumskurs. Mit weltweit 14,5 Millionen neu zugelassenen Fahrzeugen mit Elektroantrieb konnte 2023 der Vorjahresrekord von 10,5 Millionen erneut deutlich übertroffen werden. Jedes zweite Elektroauto wird inzwischen in China verkauft. Mit mehr als 7,3 Millionen Einheiten im vergangenen Jahr bleibt das Land für die Branche der mit großem Abstand wichtigste Absatzmarkt.

Transformation benötigt Zeit

Dennoch sind auch international erste Schwächeanzeichen zu erkennen, selbst wenn sich die deutlich sinkenden prozentualen Wachstumsraten mit Basiseffekten erklären lassen. Eine aktuelle Bloomberg-Studie führt unterschiedlichste Gründen auf, weshalb der Transformationsprozess gerade in den westlichen Ländern doch mehr Zeit beanspruchen dürfte als ursprünglich vorskizziert.

In den USA, mit 1,42 Millionen verkauften Elektroautos immerhin der weltweit zweitgrößte Markt, verweisen die Experten auf die „glanzlose“ Leistung der US-Autokonzerne Ford und GM sowie die alternde Produktpalette von Tesla. In Japan sehen die Verfasser der Studie mangelndes Engagement der großen japanischen Automobilkonzerne, in Europa unterschiedliche regulatorische Unterstützung etwa in Italien und Großbritannien sowie die abrupte Beendigung der Subventionen in Deutschland, dem weltweit drittgrößten und europaweit wichtigsten Absatzmarkt für Elektroautos.

Wachstumschancen in anderen Branchen

Das Zurückbleiben hinter den ursprünglichen Erwartungen bringt dabei nicht nur die Automobilkonzerne selbst in Nöte. Basierend auf den bisherigen, zu optimistischen Planzahlen sind in den vergangenen Jahren Batteriefabriken wie Pilze aus dem Boden geschossen, neue Projekte zur Lithiumgewinnung als wichtigster Ausgangsrohstoff für Batterien gestartet worden. Die nun entstandenen Überkapazitäten führen zu einem spürbaren Preisverfall, was sich in den Bilanzen der Unternehmen und damit verbunden auch in den oftmals deutlich zurückgefallenen Aktienkursen widerspiegelt.

Für Investoren bietet sich im aktuellen Umfeld deshalb die Chance, nochmals günstiger auf den Megatrend Elektromobilität aufzuspringen, ohne den ein zukunftsfähiges Energiekonzept kaum vorstellbar scheint. Das Zukunftsinstitut sieht E-Mobility künftig im Mittelpunkt eines smarten und ressourcenschonenden urbanen Lebensstils. Batterien von Elektroautos sollen als flexible Speicher demnach Teil eines intelligenten Netzmanagements darstellen.

Und die Elektromobilität soll sich insgesamt in den kommenden Jahren zu einem lukrativen Wachstumsmarkt entwickeln, an dem immer öfter Unternehmen jenseits der Automobilindustrie partizipieren – etwa Telekommunikations- und IT-Unternehmen, Software- und Content-Provider, Energieunternehmen, Batterieproduzenten und auf die E-Mobility-Infrastruktur spezialisierte Anbieter wie die Hersteller von Ladepunkten. Mehr dazu in den aktuellen AnlegerPlus News 10/2024.

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Zum Autor

Als freier Finanzjournalist schreibt Sven Heckle, geboren 1977, für verschiedene Börsenmagazine. Seinen Schwerpunkt legt der leidenschaftliche Börsianer dabei auf Small und Mid-Caps sowie Rohstoffe und Rohstoffunternehmen.

Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlusAnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.

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