ELTiF: Halten die Fonds, was sie versprechen?

ELTiF Fonds Pivate Equity

Geld verdienen wie die Reichen“ oder „Neue Chancen für Privatanleger“ – so oder so ähnlich geistern die European Long Term Investment Funds, kurz ELTiF, durch den Finanz-Blätterwald. Wir wagen einen kritischeren Blick auf die Anlageklasse.

Privat-Equity-Investments für Privatanleger, wie geht das? Bekanntlich sind doch in der Regel millionenschwere Einzahlungen in die begehrten Private-Equity-Fonds von KKR, CVC & Co. erforderlich. Möglich macht dies der European Long-Term Investment Fund, kurz ELTiF. 

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Bei der seit 2024 reformierten ELTiF-Variante entfällt künftig die Mindestanlagesumme von 50.000 Euro. Was die Branche schon als „Demokratisierung von Private Equity“ feiert, hat jedoch viele Aspekte, die interessierte Anleger kennen sollten. 

Private Equity (PE) ist weniger transparent. Das liegt in der „privaten“ Natur der Materie begründet. Dennoch erzielte PE in den vergangenen Jahrzehnten höhere Renditen als die Wertpapiermärkte. Die Rede ist von Durchschnittsrenditen, wie sie repräsentative Indizes an den Aktienmärkten abbilden. 

Der Datendienstleister Burgiss beispielsweise wertet hierzu ein Universum von über 5.200 PE-Fonds aus, die seit 1978 aufgelegt worden sind. Der Großteil betrifft Unternehmensbeteiligungen, auch die von Spezialisten für Regionen, Unternehmensgrößen, Industrien usw. Um letztlich die exakte Rendite eines PE-Fonds berechnen zu können, muss dieser ausinvestiert sein, also alle Beteiligungen veräußert haben. 

Meist sind PE-Fonds auf fünf bis zehn Jahre angelegt. Beim Fundraising werden beispielsweise 20 % der Zeichnungssumme fällig und weitere Tranchen während der Laufzeit, wenn Investments erfolgen. Ebenso werden Kapital- und Gewinnausschüttungen vorgenommen, wenn Investments realisiert worden sind. 

Politische Ziele

Bei ELTiFs, die meistens auf acht Jahre ausgelegt sind, gibt es oft nur einen Kapitalabruf zu Beginn. Durch die Reform von 2024 kommt der Markt nun in Schwung. Die Anzahl der EU-weit registrierten ELTiFs ist laut der European Securities and Market Authority (ESMA) seit Ende 2021 von 54 auf aktuell 101 gestiegen.  

Bei deren Betrachtung wird schnell deutlich, dass die klassischen Domänen der PE-Industrie, also Wachstumskapital, Buy-out und fremd(kapital)finanzierte Übernahme (LBO), eher unterrepräsentiert sind. Tatsächlich entsteht der Eindruck eines Sammelsuriums von Infrastruktur, grünen Energien, sozialen Unternehmen, Fremdkapital, Real Estate und Unternehmensbeteiligungen. 

Ein Grund hierfür ist, dass die Regierungen verstärkt private Investoren für die Finanzierung der Energiewende zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2050, in Deutschland sogar 2045, gewinnen wollen. Das ist wirtschaftlich sinnvoll. Italien und Frankreich sind wegen Steueranreizen inzwischen die größten ELTiF-Märkte geworden. 

Interessanterweise hat bisher kein einziger namhafter PE-Investor wie KKR, BC Partners oder CVC einen ELTiF für Privatanleger aufgelegt. Bei diesen Top-Adressen stehen Institutionen Schlange, weil sie historisch einen guten Leistungsausweis für PE-Investments erarbeitet haben. Folglich bleibt der Zugang zu den Top-PE-Fonds den Kleinanlegern weiterhin verschlossen. 

Die Akteure

Tatsächlich sind die meisten ELTiFs von Adressen wie BNP, Goldman Sachs, Pictet, Amundi und Azimut aufgelegt worden, also Banken und Vermögensverwalter, die ihre Produktpalette um „Private Markets“ erweitert haben. Bestimmt beherrschen diese auch das PE-Geschäft. Doch die langfristige Outperformance müssen sie erst noch beweisen. 

Die Namen der ELTiFs zeigen oft die Spezialisierung wie bei BNP Paribas European SME Debt oder Azimut Venture Capital Digitech Europe oder Amundi Commercial Estate Loans. Häufig sagen die Namen jedoch nichts über die Ausrichtung. Manche sind gar irreführend. Der Apollo Clean Transition Equity suggeriert den Übergang zu sauberen Energien. Tatsächlich aber war Apollo laut Presseberichten noch 2022 mit ihren 14 Beteiligungen zu 74 % in Unternehmen mit fossilem Bezug investiert.

Die Gebühren

Die Gebührenstruktur und -höhe ist ein weiterer kritischer Punkt. Mit rund 2 % Management Fee jährlich sowie einem Gewinnanteil von 20 % sind diese hoch. Nur von den besten Fonds werden Renditen erwirtschaftet, die den Anlegern nach Kosten eine zweistellige Wertentwicklung bringen. Dazu kommt komplizierend, dass viele ELTiFs in andere Fonds oder Dachfonds investieren können, was weitere Kostenebenen mit sich bringt. 

Der am 28. März neu aufgelegte UniPrivatmarkt Infrastruktur ELTiF (ISIN LU2669726957) zeigt die Herausforderungen stellvertretend. Der Fonds läuft bis 2122, der Ausgabeaufschlag beträgt 5 % und die jährliche Managementgebühr 1,5 %. Eine Historie gibt es nicht, ebenso wenig eine Inventarliste. Laut den Projektionen soll der Fonds nach sieben Jahren die Gewinnzone erreichen. Der Zeithorizont des Anlegers sollte darüber hinaus reichen, um voll an den Gewinnen zu partizipieren. Die ersten zwei Jahre ist eine Rückgabe der Anteile ausgeschlossen. Eine Erfolgsgebühr von bis zu 25 % wird nur fällig, wenn die Performance besser als die der Branchen-Benchmark ausfällt. 

Zur Anlagestrategie ist lediglich zu erfahren, dass Privatmarktanlagen in die Infrastrukturmärkte Energie, Transport, Kommunikation, Versorgung und Soziales getätigt werden sollen mit Schwerpunkt Europa. In den Projektionen verbleibt selbst im optimistischen Szenario die jährliche Rendite nach sieben Jahren unter 10 %. Zudem handelt es sich nüchtern betrachtet um ein Black-Box-Investment von einem Initiator, der in diesem neuen Geschäftsfeld noch keinen Track Record vorweisen kann. Doch für Kleinanleger braucht es größtmögliche Transparenz als Basis für Anlageentscheidungen in dieser illiquiden Anlageklasse.

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