Ermenegildo Zegna: Börsenneuling mit Potenzial

Emenegildo Zegna

Die SPAC-Manie der letzten Jahre hat den Anlegern in Summe wenig gebracht. Mit dem traditionsreichen Hersteller von Luxusbekleidung Ermenegildo Zegna hat jedoch ein Qualitätsunternehmen via SPAC den Weg an die Börse gefunden, bei dem sich der Einstieg lohnen könnte.

Kurz vor Weihnachten 2021 war es so weit: Die 1910 in Norditalien gegründete Ermenegildo Zegna kam durch die Übernahme einer SPAC-Gesellschaft an die New Yorker Börse. Als Weberei von edlen Wollstoffen wurde Zegna vor 100 Jahren ein ernster Wettbewerber für die bis dahin dominierenden britischen Wollwebereien. Noch heute beliefert Zegna Weltmarken wie Gucci, Prada, Chanel und Dior mit Stoffen für deren Kreationen. Zwei Drittel der Umsätze steuert inzwischen allerdings die eigene Nobelmarke Zegna bei. In 295 Mono-Stores und 200 weiteren Outlets werden die Luxusbekleidungsartikel verkauft. Und natürlich in wachsendem Ausmaß online.

Wachstumstreiber China und Digitalisierung

Im Rahmen der SPAC-Transaktion flossen Zegna 546 Mio. US-Dollar zu. Die Familie bleibt in der Mehrheit, der Streubesitz liegt bei 24 %. Die Mittel werden für Expansion und Marketing eingesetzt, möglicherweise auch für Akquisitionen. Die diversen Zegna-Marken sind abgesehen von der bisher einzigen Akquisition „Thom Browne“, nun in einer One-Brand-Strategie gebündelt.

Schwerpunkte der Geschäftspolitik bilden Digitalisierung, die Forcierung des Chinageschäfts, auf das bereits über 50 % Umsatzanteil entfällt, sowie die Steigerung des Anteils der Freizeitbekleidung, die ebenfalls über 50 % zum Umsatz beisteuert. Übergreifende Themen sind Emotion und Erfahrung, der Generationenwandel sowie nachhaltige Geschäftspraktiken und die Liebe zur Natur. Die Markenbekanntheit von rund 90 % bei Millennials und Generation Z in China bietet beste Voraussetzungen für weiteres Wachstum. 

Nachhaltigkeit im Blut

Recycling von Textilfasern und eine lückenlose Lieferkette – from Sheep-to-Shop genannt – treffen genau den Nerv der Zeit. Das noble Image des 20. Jahrhunderts ist transformiert für die Käufer des 21. Jahrhunderts. Die Zielrichtung stimmt jedenfalls. 2020 entfielen 23 % des weltweiten Umsatzes mit Luxusbekleidung auf China, bis 2025 werden 30 % bis 33 % prognostiziert. Ein Großteil entfällt auf Onlinebestellungen. Insbesondere seit Pandemiebeginn erfährt der Markt für Casual Wear größeres Wachstum und höhere Marktanteile als Formal Wear.

Im ersten Halbjahr 2022 nahm der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21 % auf 729 Mio. Euro zu. Im Gesamtjahr 2021 hatte er 1,2 Mrd. Euro betragen. Die Gewinnzahlen fallen mit 21 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2022 noch schwach aus, was an der Marketingoffensive, den Kosten der Reorganisation und steigenden Inputkosten liegt. Unter Bewertungsaspekten bleibt Zegna relativ zu vergleichbaren Luxusgüteraktien des Bekleidungssegments wie Prada, Salvatore Ferragamo, Kering und insbesondere LVMH und Hermès günstig. Das für 2023 geschätzte EV/EBIT-Verhältnis (Unternehmenswert im Verhältnis zum operativen Gewinn) von unter 15 liegt noch gut 35 % unter dem Branchendurchschnitt.

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Foto: © Maserati

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