Europäische Nebenwerte sind nach einer Durststrecke derzeit an der Börse im Aufwind. Sozial-ökologisch orientierte Anleger können mit passenden Nebenwerte-ETFs ebenfalls in dieses Börsensegment investieren.
Europäische Nebenwerte rücken wieder in den Fokus der Anleger. Sie profitieren von fiskalischen Impulsen und dem weiterhin niedrigen Zinsumfeld. Zudem trifft die Zollpolitik der USA sie je nach Branche weniger stark als global ausgerichtete Großkonzerne.
Wer in das Nebenwertesegment investieren möchte, kann dies über Indexfonds machen, auch unter Nachhaltigkeitsaspekten. Doch wie konsequent setzen diese Produkte ESG-Kriterien tatsächlich um?
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Auf Klimatransition setzen
Der ETF der französischen Fondsgesellschaft Amundi orientiert sich an der EU-Vorgabe für klimafreundliche Indizes, der sogenannten Climate Transition Benchmark (CTB). Diese erlaubt Investitionen in Unternehmen, die zwar noch nicht klimaneutral sind, sich aber nachweislich auf einem Transitionspfad befinden.
Auf Indexebene muss der Fonds dafür die CO2-Emissionen gegenüber seinem Vergleichsindex MSCI Europe Small Cap um 30 % reduzieren. Zusätzlich müssen die Portfoliounternehmen ihre klimaschädlichen Emissionen jährlich um 7 % senken. Das klingt anspruchsvoll, allerdings sehen andere EU-Standards noch höhere Einsparungen vor.
Der Amundi-ETF wendet aber noch weitere Ausschlusskriterien an. Hersteller von Nuklearwaffen und kontroversen Waffen sowie Tabakproduzenten sind ausgeschlossen. Ebenso tabu sind Fracking, Öl- und Gasförderung in der Arktis sowie Kohlebergbau, wenn diese Geschäftsfelder mehr als 5 % des Umsatzes ausmachen. Nicht ausgeschlossen sind dagegen Atomkraft, fossile Energien, Rüstung und weitere kritische Branchen.
Im ETF sind aktuell rund 790 Titel enthalten. Darunter finden sich auch einige Aktien, die mit den Erwartungen strenger Nachhaltigkeitsinvestoren möglicherweise nicht übereinstimmen, wie etwa die des deutschen Rüstungszulieferers HENSOLDT, die des italienischen Glücksspielunternehmens Lottomatica oder des Erdölkonzerns Esso.
Strengerer Nachhaltigkeitsfilter
Auch der Indexfonds der französischen Bank BNP Paribas orientiert sich an einer EU-Vorgabe für klimafreundliche Indizes, der Paris Aligned Benchmark (PAB). Im Vergleich zum Amundi-ETF verfolgt er jedoch deutlich strengere Nachhaltigkeitskriterien. Um die PAB zu erfüllen, muss er die Treibhausgasemissionen seines Basisindex MSCI Europe Small Cap um 50 % reduzieren. Außerdem gelten für ihn umfangreiche Ausschlüsse im Bereich fossiler Energien.
Nicht nur bei Klimaaspekten legt der Fonds strenge Kriterien an. Ab einem Umsatzanteil von 5 % sind unter anderem Tabak, Waffen, Kernkraft, Pornografie, Glücksspiel und Gentechnik ausgeschlossen.
Zu den größten ETF-Positionen zählen derzeit die österreichische Bank BAWAG, der britische Technikdienstleister Diploma sowie die Schweizer Immobiliengesellschaft PSP. Ein Pluspunkt für Anleger: Mit laufenden Kosten von 0,25 % ist der ETF für einen Fonds mit anspruchsvollem Nachhaltigkeitsansatz vergleichsweise günstig.
Kombination von Dividenden und ESG
Der ETF des US-Anbieters WisdomTree konzentriert sich auf europäische Small Caps mit Dividendenausschüttungen. Aktuell liegt die Ausschüttungsrendite bei 4,75 %. Damit ein Unternehmen in den zugrundeliegenden Index aufgenommen wird, muss es mindestens 5 Mio. US-Dollar an Bruttodividenden ausschütten und einen Börsenwert von mindestens 100 Mio. US-Dollar aufweisen.
Auch dieser ETF berücksichtigt Nachhaltigkeitskriterien. Komplett ausgeschlossen sind Unternehmen, die Arbeits- oder Menschenrechte verletzen, sowie Hersteller kontroverser Waffen oder von Tabakprodukten. Ab einem Umsatzanteil von 5 % sind zudem Firmen aus den Bereichen Kohleabbau, Fracking, Öl- und Gasexploration in der Arktis sowie der Produktion von Schusswaffen ausgeschlossen.
Trotz Einhaltung seiner Richtlinien finden sich im ETF-Portfolio Titel wie Odfjell Drilling (Ölbohrungen), Reach Subsea (Dienstleistungen für die Öl- und Gasindustrie) oder Redes Energéticas Nacionais (Betreiber von LNG-Terminals). Der Fonds verfolgt damit nach unserer Einschätzung nur einen „hellgrünen“ Nachhaltigkeitsansatz.
Fazit
Die drei vorgestellten ETFs zeigen, wie unterschiedlich Nachhaltigkeit im Segment europäischer Nebenwerte umgesetzt werden kann. Während BNP Paribas mit strengen Ausschlüssen überzeugt, bietet Amundi eine breitere Auswahl an Titeln und WisdomTree richtet den Blick stärker auf laufende Ausschüttungen.
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