Lille/Trier (pte004/23.04.2018/06:15) – Die nordfranzöische Region Hauts-de-France will sich als Logistik- und Technologie-Hub Europas etablieren – mit der Unterschützung Chinas. Das plant zumindest Regionalratspräsident Xavier Bertrand. Der 53-Jährige will die wirtschaftlich traditionell schwache Region an der Grenze zu Belgien zu einem festen Handelspartner der aufstrebenden Chinesen machen. Der Grund: Er fühlt sich von Präsident Macron im Stich gelassen.
Dumping und Investoren
„Bereits im Wahlkampf Emmanuel Macrons zur Wahl 2017 war es ein Hauptanliegen, den Außenhandel der EU, auch gegenüber China, zu stärken“, weiß Frankreich-Experte Joachim Schild von der Universität Trier http://www.uni-trier.de gegenüber pressetext zu berichten. „Es geht Macron nicht nur um nationale Interessen, sondern europaweite Grundlagen: Anti-Dumping-Maßnahmen und Instrumente zur Kontrolle von Investitionen, da China in diesen Punkten bislang oft restriktiv agiert“, wie der Experte ausführt.
Die Bedenken des Staatspräsidenten teilt Bertrand nicht: „Ich bin der festen Überzeugung, dass sich China in den kommenden Jahren als wichtigster Wirtschaftspartner durchsetzen wird“, erklärt er gegenüber „Bloomberg“. Weltweit sei Reich der Mitte sein Favorit, wenn es um künftige Zusammenarbeit geht. Gerade erst kehrte der dem konservativen Lager angehörende Politiker von einer China-Reise zurück, bei der er sich mit potenziellen Investoren getroffen hatte – unter anderem mit Vertretern des Handelsriesen Alibaba http://alibaba.com , der Partnerschaften in Europa sucht.
„Spielt jeder sein eigenes Spiel?“
Laut Bertrand ist es nicht nur Macron, der bei den Möglichkeiten des Handels mit China falsch agiert – auch Frankreichs enger Wirtschaftspartner Deutschland bekommt sein Fett weg: „Deutschland ist Chinas größter Handelspartner innerhalb der EU. Spielen die Deutschen ihre eigenen Vorteile aus oder handeln sie gemäß europäischer Vorstellungen? Spielt jeder jetzt sein eigenes Spiel?“
Die Bergbauregion Hauts-de-France hat das niedrigste BIP pro Kopf in Frankreich. Nach Bertrand muss sich sein Zuständigkeitsbereich China öffnen, da er Stillstand befürchtet – nicht zuletzt, weil Staatsoberhaupt Macron seiner Meinung nach zu zaghaft handelt: „Macron redet viel über eine ‚Europa-Strategie‘ gegenüber China. Aber wird er Kanzlerin Merkel überhaupt überreden können?“ Pikanterweise gehen Insider davon aus, dass Bertrand im Jahr 2022 bei der Präsidentenwahl gegen Emmanuel Macron antreten will. Von nicht wenigen Stellen heißt es, dass der Wahlkampf schon jetzt mit Machtspielen auf nationaler Ebene begonnen hat.
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