Oxford (pte003/20.08.2018/06:10) – Eine angebliche Unfinanzierbarkeit ist ein beliebtes Argument gegen die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens. Doch dieses kostet viel weniger, als man vielleicht glaubt. Das jedenfalls argumentiert Elizaveta Fouksman, am African Studies Center der Universität Oxford http://www.ox.ac.uk tätige Expertin für Internationale Entwicklung, auf „The Conversation“. Zu einfache Berechnungen sind demnach der Grund, warum die realen Kosten stark überschätzt werden
Unbürokratisches Geld
Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde keine große Bürokratie oder lästige Fragen nach dem Einkommen von Armen erfordern. Das Ausfüllen umfangreicher Formulare falle weg, wenn man seinen Job verliere, eine andere Karriere anstrebe oder sich mehr Zeit nehmen wolle für seine Familie, so die Entwicklungsexpertin. Das Geld fließe in jedem Fall.
Ein Grundproblem mit dieser Idee des bedingungslosen Grundeinkommens ist aber, dass weder deren Kritiker noch Verfechter so recht wissen, was ein solches System wirklich kosten würde. Viele rechnen daher ganz einfach. Sie multiplizieren den monatlichen Bedarf, beispielsweise 1.000 Euro, mit der Bevölkerungszahl. „Und – voilà – es ergibt sich eine Summe, die immens erscheint“, schreibt Fouksman.
Reale Kosten weit geringer
Der wirkliche Aufwand liege aber weit unter den so errechneten Zahlen, so die Expertin. Als Beispiel nimmt sie dabei einen Raum mit 15 Personen. Jede soll zwei Britische Pfund bekommen. Der Gesamtaufwand liege also bei 30 Pfund. Die zehn reichsten im Saal werden gebeten, je drei Pfund beizusteuern, was in der Summe 30 Pfund macht. Wenn jetzt an alle je zwei Pfund ausgezahlt werden, haben die Reichen jeweils einen Pfund verloren. Die wirklichen Kosten lägen also bei zehn Pfund.
Tatsächlich sei das mit vielen heutigen Systemen, die letztlich eine Umverteilung beinhalten, vergleichbar. Um öffentliche Ausgaben, etwa für Infrastruktur oder Bildungswesen, zu finanzieren, zahlen die, die viel Geld verdienen, hohe Steuern. Diejenigen, die ein geringes Einkommen haben, zahlen wenig oder gar nichts.
USA: Grundeinkommen würde 539 Mrd. Dollar kosten
Fouksman verweist auf eine Schätzung des Ökonomen und Philosophen Karl Widerquist, nach der ein Grundeinkommen von 12.000 Dollar für jeden Erwachsenen und 6000 Dollar für jedes Kind in den USA pro Jahr gerade mal 539 Mrd. Dollar pro Jahr kosten würden. Das seien ganze drei Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts – und auch weit weniger als die Bruttokosten von drei Bio. Dollar. „Das ist bezahlbar“, sagt die Autorin.
Originalbeitrag „Why universal basic income costs far less than you think“:
https://theconversation.com/why-universal-basic-income-costs-far-less-than-you-think-101134
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