Das Ifo-Institut hat seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr revidiert. Die Forscher erwarten nun, dass die Wirtschaft nicht wachsen wird. Außerdem soll die Arbeitslosenquote steigen.
Das Ifo-Institut hat seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr zurückgenommen. Es rechnet nun mit null Wachstum statt wie bislang mit 0,4 Prozent. Auch für das kommende Jahr senkte das Institut seine Schätzung, auf 0,9 Prozent statt 1,5 Prozent. 2026 soll die Wirtschaft nun um 1,5 Prozent wachsen. „Die deutsche Wirtschaft steckt fest, und sie dümpelt in einer Flaute, während andere Länder den Aufwind spüren“, sagt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Er fügt hinzu: „Wir haben eine strukturelle Krise. Es werden zu wenig Investitionen insbesondere in der Industrie getätigt, und die Produktivität tritt seit Jahren auf der Stelle. Außerdem haben wir eine konjunkturelle Krise.“ Die Auftragslage sei schlecht, und die Kaufkraftgewinne führten nicht zu steigendem Konsum, sondern zu höherer Ersparnis, weil die Leute verunsichert seien.
Sinkende Inflation, steigende Arbeitslosigkeit
Wie die Wirtschaftsforscher mitteilten, liege die Sparquote nun bei 11,3 % und damit deutlich über dem Zehnjahresschnitt von 10,1 % vor Corona. Ein kleiner Lichtblick sei der weitere Rückgang der Inflationsrate, den die Experten erwarten. Von durchschnittlich 5,9 % 2022 soll sie in diesem Jahr auf 2,2 % sinken. Anschließend werde sie auf 2,0 % zurückgehen, in den beiden kommenden Jahren soll sie nur noch 1,9 % betragen.
Steigen werde hingegen die Arbeitslosenquote: von 5,7 % im vergangenen Jahr auf 6,0 %. 2025 erwartet das Ifo-Institut dann einen Rückgang auf 5,8 %, 2026 soll sie 5,3 % erreichen. Das Defizit im Staatshaushalt dürfte in diesem Jahr 2,0 % der Wirtschaftsleistung erreichen und in den kommenden beiden Jahren fallen auf 1,3 bzw. 0,9 %.
Investitionsflaute in der Industrie
Belastend sind in diesem Jahr das Baugewerbe, dessen Leistung um 3,1 % schrumpfen dürfte, und die Industrie, die um 2,0 Prozent zurückgeht. „Dekarbonisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel, Corona-Pandemie, Energiepreisschock und eine veränderte Rolle Chinas in der Weltwirtschaft setzen etablierte Geschäftsmodelle unter Druck und zwingen Unternehmen, ihre Produktionsstrukturen anzupassen“, sagte Wollmershäuser. Daher herrsche eine Investitionsflaute vor allem in der Industrie, die in Deutschland einen deutlich höheren Anteil an der Wirtschaftsleistung habe als anderswo. „Und die Bevölkerung wird schneller altern, immer weniger Menschen stehen in Arbeit. Verschiebungen vom Industrie- zum Dienstleistungssektor erklären größtenteils den Produktivitätsstillstand der vergangenen Jahre“, ergänzte er.
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