Nach der Impfstoffzulassung gegen das Covid-19-Virus konnten Aktien von einigen Pharmaunternehmen kräftig zulegen. Insbesondere im Jahr 2021 war ein sprunghafter Anstieg der Kurse zu beobachten. Wie steht es aktuell um Impfstoffaktien?
Erstimpfung, Auffrischimpfung, Booster und Co: Die Nachfrage nach Impfstoffen war in den ersten beiden Jahren nach Ausbruch der Corona-Pandemie groß. Doch spätestens mit dem Wegfall der Impfausweispflicht im Alltag (mit wenigen Ausnahmen) und bei Reisen ist ein Nachfragerückgang nach Corona-Impfungen zu beobachten.
Analystenerwartungen verfehlt
Die Mehrheit der Bevölkerung hierzulande hat sich mit dem Impfstoff Comirnaty impfen lassen, der von den beiden Unternehmen BioNTech und Pfizer entwickelt wurde. Wir wollen uns daher die Pfizer-Aktie im Folgenden näher anschauen. Gegründet wurde das Unternehmen 1849 in New York, wo es heute noch seinen Hauptsitz hat. Mit einem Umsatz von rund 100 Mrd. US-Dollar im Jahr 2022 ist Pfizer global der umsatzstärkste Pharmakonzern.
Die weltweit hohe Nachfrage nach Impfstoffen 2021 bescherte der Pfizer-Aktie eine steile Kursrally nach oben. Doch seit Anfang 2023 befinden sich die Titel in einem starken Abwärtstrend. Inzwischen notiert die Aktie in der Nähe ihres Tiefs, das sie nach dem Corona-Crash Mitte März 2020 markierte. Die anhaltende Nachfrageschwäche nach den Covid-Produkten Comirnaty und Paxlovid könnte ein Grund für die schwache Kursperformance sein.
Die jüngst vom Konzern bekannt gegebenen Umsatz- und Gewinnziele für das laufende Geschäftsjahr lagen einmal mehr unter den Analystenerwartungen. Pfizer rechnet für 2024 mit Umsatzerlösen von 58,5 bis 61,5 Mrd. US-Dollar (Analystenkonsens bisher: 62,9 Mrd. US-Dollar). Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie soll bei 2,05 bis 2,25 US-Dollar liegen (Analystenkonsens bisher: 3,16 US-Dollar).
Dennoch stärkt gerade die Analystenseite der Aktie den Rücken. Derzeit gibt es keine Verkaufsempfehlung. Neben 15 Halten-Ratings hat Pfizer 8 Kauf-Ratings
vorzuweisen. Punkten kann Pfizer bei der Dividende. Seit nunmehr 13 Jahren wird die Dividende kontinuierlich gesteigert. Im vergangenen Jahr wurden 1,64 US-Dollar je Aktie ausgeschüttet. Das entspricht beim Kurs von 28,70 US-Dollar Ende Januar einer Dividendenrendite von 5,7 %.
Lukratives Geschäft in Aussicht
Ein weiterer Impfstoffhersteller ist AstraZeneca. Entstanden ist der britisch-schwedische Pharmakonzern 1999 aus der Fusion von Zeneca PLC und Astra AB. Hierzulande bekannt ist AstraZeneca für seinen Covid-19-Impfstoff Vaxzevria. Gemessen an der Anzahl an Impfungen liegt Vaxzevria in Deutschland unter den Corona-Vakzinen auf dem dritten Rang.
Schaut man sich hingegen im direkten Vergleich die Kursentwicklung nach dem Corona-Crash an, kann AstraZeneca seine Konkurrenten ausstechen. Seit März 2020 konnte die Aktie um gut 80 % zulegen. Zwischenzeitlich hatte sich der Kurs sogar verdoppelt. Seit knapp zwei Jahren befindet sich die Aktie allerdings in einem Seitwärtstrend.
Auch bei AstraZeneca ist die Nachfrage nach Covid-Produkten rückläufig. Positiv läuft es hingegen u. a. beim Geschäft mit Herzkreislauf- und Nierenmedikamenten. Weiteres Wachstum verspricht sich AstraZeneca mit sogenannten GLP-1-Medikamenten. Diese kommen bei Diabetes und Adipositas zum Einsatz. Die Nachfrage ist aufgrund der hungerhemmenden Eigenschaft insbesondere bei Übergewichtigen immens. Bislang hat einzig der Konkurrent Novo Nordisk ein entsprechendes Medikament auf dem Markt. Ende 2023 verkündete AstraZeneca einen Lizenzdeal mit dem chinesischen Unternehmen Eccogene, das an einem GLP-1-Medikament forscht.
Der Analystenkonsens scheint von den Zukunftsaussichten des Pharmakonzerns überzeugt. Von den vorliegenden Analysteneinschätzungen erhält die Aktie 22 Kauf- und 2 Halten-Ratings. Das durchschnittliche Kursziel verspricht auf Dollarbasis in Bezug auf den derzeitigen Kurs (138,50 US-Dollar) ein Aufwärtspotenzial von rund 20 %.
Abwärtstrend gestoppt?
Platz 2 der am häufigsten genutzten Corona-Impfstoffe in Deutschland belegt Spikevax, das vom US-amerikanischen Pharmakonzern Moderna hergestellt wird. Beim Absatz mit Corona-Produkten hat Moderna aber ebenso wie die Konkurrenz mit einem Nachfragerückgang zu kämpfen.
Die Entwicklung spiegelt sich im Chartverlauf wider. Auf das Allzeithoch im Herbst 2021 folgte eine starke Abwärtsspirale, die bis Ende Januar 2024 in einem Kursrückgang von über 70 % mündete. Erfreulicherweise scheint der Abverkauf fürs Erste gestoppt. Positive Studienergebnisse bei der Kombinationstherapie mRNA -4157 und Keytruda gegen Hautkrebs sorgten im vergangenen Dezember bei der Aktie für einen Aufschwung. Seither konnte die Moderna-Aktie um rund 45 % zulegen.
Zuspruch bekommt Moderna ebenfalls von Analystenseite. Vom vorliegenden Analystenvotum auf Marketscreener erhält die Aktie 9 Kauf-, 4 Aufstocken-, 10 Hold- und 2 Verkauf-Ratings. Das durchschnittliche Kursziel beläuft sich auf 132,85 US-Dollar, das entspricht beim Kurs von 105,95 US-Dollar einem Aufwärtspotenzial von knapp 25 %.
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