Viele Industrien liefern Produkte, die den Alltag erleichtern, doch die Life Sciences sichern Gesundheit und Leben. Neue Technologien und Forschungsschritte verändern die Medizin und machen den Bereich an der Börse zu einem der wichtigsten Anlagethemen für langfristige Gewinne.
- Globaler Wachstumsmarkt: Bevölkerungswachstum, Überalterung und die weltweite Zunahme von Zivilisationskrankheiten treiben den Bedarf an medizinischer Versorgung massiv an.
- Technologische Revolution: Künstliche Intelligenz und Operationsrobotik sichern Technologie-Vorreitern enorme Marktvorteile.
- Innovationsmotor Biotechnologie: Über 50 % der neuen Wirkstoffe stammen aus Biotech-Laboren, die zunehmend von großen Pharmakonzernen übernommen werden.
- Marktdynamik & Politik: Trotz politischem Preisdruck in den USA und auslaufender Patente (Patentklippe) bleibt der Sektor ein hochattraktives Investmentfeld.
Die Weltbevölkerung hat sich seit 1974 auf 8,2 Milliarden Menschen mehr als verdoppelt. In zahlreichen Staaten wächst der Anteil der über 65-Jährigen exponentiell, wodurch typische Altersleiden sehr viel häufiger auftreten. Doch auch neue Krankheiten breiten sich aus. Insbesondere der moderne Life Style bringt eigenen Krankheitsbilder hervor. Diabetes, Adipositas, Krebs und weitere Zivilisationskrankheiten sind nicht mehr nur in westlichen Industrienationen weit verbreitet, sondern inzwischen auch in Ländern wie Indien und China. Dort kannte man viele dieser Leiden vor einem halben Jahrhundert kaum.
Kein Wunder also, dass der enorme Bedarf an Diagnostik und Therapien das Wachstum der Gesundheitsbranche seit Jahrzehnten antreibt. Dazu tragen auch innovative Verfahren und Produkte bei, wie beispielsweise die Kombination von klassischer Diagnostik und künstlicher Intelligenz. Moderne Bildgebungsverfahren liefern den behandelnden Ärzten unzählige Befunde. Die KI ermöglicht, diese in kurzer Zeit umfassend abzugleichen und auswerten. Das wiederum lässt präzisere und schnellere Diagnosen zu. Darauf aufbauende Therapien in einem frühen Stadium können dann idealerweise schwere Krankheitsverläufe verhindern. Zu dieser Entwicklung gehören auch Angebote im Bereich Digital Health, etwa Fern- und Selbstmonitoring sowie digitale Sprechstunden, Diagnosen und Gruppentherapien.
Innovationen, Forschung, Technologie
Neben Diagnostik und Therapeutika spielt auch die Medizintechnik eine wichtige Rolle. Geh- und Hörhilfen, Operationsroboter und Implantate unterstützen Patienten dabei, beeinträchtigte Körperfunktionen verlässlich und effizient zu stärken oder wiederherzustellen. Und auch hier sind moderne Technologien und die KI unverzichtbar. Kritische Operationen am Kopf, am Herz oder an der Wirbelsäule werden zwar von Ärzten überwacht und gesteuert, aber von KI-gestützten Robotern ausgeführt. Nach einer Konsolidierungsphase dominieren in dieser Branche die US-Unternehmen Stryker, Intuitive Surgical und Boston Scientific. Deren Aktiennotierungen haben in den letzten zehn Jahren zwischen 300 % und 900 % zugelegt.
Die wichtigsten Innovatoren sind die forschenden Arzneimittelhersteller. Traditionell waren das Pharmaunternehmen. Bis zur Zulassung der ersten biotechnologisch gewonnenen Wirkstoffe in den 1980er-Jahren handelte es sich dabei um eine rein chemisch-pharmazeutische Industrie. Inzwischen kommen mehr als 50 % der neuzugelassenen Wirkstoffe unter anderem für personalisierte Gen- und Zelltherapien jedoch aus Biotech-Laboren. Die Kosten für ein neues Medikament, die mittlerweile von der Forschung und Entwicklung über die klinischen Studien bis zur Marktzulassung und -einführung bis zu 4 Mrd. US-Dollar betragen, können externe Labore aber in der Regel nicht selbst stemmen. Deshalb erneuern die großen Pharma-Unternehmen ihre Wirkstoffpipelines regelmäßig durch den Kauf innovativer Biotech-Firmen.
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Wenn dann schließlich die regulatorischen Hürden überwunden sind, was nur den wenigsten Wirkstoffkandidaten gelingt, winkt ein Patentschutz von bis zu 20 Jahren. Inzwischen steht die Pharmaindustrie jedoch an einer Patentklippe. Der Patentschutz für zahlreiche sogenannte Blockbuster, also Medikamente mit mehr als 1 Mrd. US-Dollar Jahresumsatz, läuft in den nächsten Jahren ab.
Wachstum trifft Politik
Gerade auch deshalb ist der Pharma- und Biotechnologiemarkt ständig in Bewegung. Früh gegründete Biotech-Größen wie Amgen und Gilead weisen heute eine höhere Marktkapitalisierung auf als das Pharmaurgestein Pfizer mit 142 Mrd. US-Dollar. Während der Pharmakonzern Eli Lilly durch seine Rolle als Wegbereiter der Adipositas-Therapie mit GLP1-Abnehmmitteln im November 2025 als erstes Pharma-Unternehmen die Marke von 1 Billion US-Dollar Marktkapitalisierung übertroffen hat, ist der Konkurrent Novo Nordisk zurückgefallen, und Roche und Pfizer wollen durch Zukäufe aufholen.
Hohe Gewinnmargen winken vor allem in den USA, dem wichtigsten und gewinnstärksten Markt für die globale Gesundheitsindustrie. Die US-Medikamentenpreise liegen seit Jahrzehnten deutlich höher als in anderen Regionen. Diese geraten nun jedoch unter Druck, seit der US-Präsident Donald Trump auf deutlich niedrigere Medikamentenpreise drängt.
Nach dem Rekordlauf während der Covid-Ära kam es an der Börse zu einer Korrektur, die sich mit dem Amtsantritt von Trump und dessen Gesundheitsminister Kennedy im Jahr 2025 zunächst sogar verstärkte. Die Entwicklung hat sich aber wieder gedreht, seit große Pharmakonzerne wie Novartis, Roche und AstraZeneca umfangreiche Milliardeninvestitionen in US-Produktionskapazitäten angekündigt haben. Trotz Unsicherheiten wie Massenentlassungen in staatlichen Gesundheitsbehörden oder dem Stopp von Fördergeldern für die mRNA-basierte Medikamentenentwicklung vertraut die Branche weiterhin auf den US-Markt.
Index zeigt das Potenzial
Die jüngste Trendumkehr zeigt sich auch im NYSE Arca Pharma Index. Dieser umfasst 20 große Unternehmen aus den USA, Europa und Asien, die verschiedene Bereiche der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Arzneimitteln abdecken. Der Index hat sich über die vergangenen zehn Jahre verdoppelt und ist nach Marktkapitalisierung gewichtet, wodurch besonders starke Kursbewegungen einzelner Schwergewichte stärker durchschlagen. Die Kursverzwölffachung von Eli Lilly im vergangenen Jahrzehnt hat deshalb einen spürbaren Anteil an dieser Entwicklung. Dass andere Titel in diesem Zeitraum stagnierten oder sogar an Wert verloren, geht aus der Indexentwicklung daher nicht hervor.
Die Ausnahmeentwicklung der Eli-Lilly-Aktie zeigt Investoren und Management gleichermaßen beispielhaft die enorme Wertschöpfung, die aus der Arzneimittelforschung erwachsen kann. Und weitere Mega-Blockbuster sind in vielen Indikationsgebieten zu erwarten, darunter den Volkskrankheiten Krebs, Alzheimer, Stoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mit unterschiedlichen Schwerpunkten fokussieren sich die namhaften Player deshalb darauf, den Wettlauf zu gewinnen, denn auch in den Life Sciences gilt durch den langjährigen Patentschutz mehr denn je, dass der Gewinner alles bekommt.
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