Die einst gefeierten Luxus-Aktien haben an der Börse viel Glanz verloren. Doch gerade in diesem Umfeld bieten einzelne Nischenanbieter mit klaren Markenprofilen Anlegern interessante Einstiegsgelegenheiten.
Noch vor zwei Jahren galten Luxus-Aktien als Must-have in einem Anlegerdepot. Heute sieht das anders aus. Beispielsweise hat sich der Börsenwert des weltgrößten Luxuskonzerns LVMH seit seinem Allzeithoch von 2023 halbiert.
Zu den positiven Ausnahmen zählt 2025 die britische Traditionsmarke Burberry. Die Börse honoriert den Sanierungskurs des Unternehmens und die neue strategische Ausrichtung auf Oberbekleidung. Der Aktienkurs hat sich entsprechend stark entwickelt und liegt auf Zwölfmonatssicht mit 77 % im Plus.
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Burberry: strukturelle Risiken, selektive Chancen
Doch auch Burberry hat mit den strukturellen Herausforderungen der Branche zu kämpfen. In Asien verlieren westliche Luxuslabels zunehmend Marktanteile an lokale Premiummarken. Hinzu kommen die schwächelnde Konjunktur in China und die rückläufige Zahlen chinesischer Touristen in Europa, die bislang zu den wichtigsten Kunden der Luxusbranche zählten. Belastend wirken außerdem der schwache US-Dollar und mögliche US-Importzölle auf Luxusgüter.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Bewertung der Branche trotz der Marktschwäche immer noch ambitioniert. Mit einem 2026er-KGV von über 25 notieren Luxuswerte weiterhin oberhalb ihres Zehnjahresdurchschnitts. Für antizyklische Anleger ergeben sich dennoch Chancen. Interessant sind insbesondere spezialisierte Anbieter, die mit starken Marken in einzelnen Nischen ihre Preissetzungsmacht ausspielen können.
Hermès: zwischen Kultstatus und hoher Bewertung
Der französische Lederwarenhersteller Hermès steht wie kaum ein anderer Name für dieses Spektrum und ikonische Produkte. Die Birkin- und Kelly-Bags gelten als Statussymbole, für die Kunden Preise ab 8.000 Euro bis hin zu 25.000 Euro bei Sondermodellen zahlen. Und dafür sogar monatelange Wartezeiten akzeptieren.
Dieses exklusive Geschäftsmodell sorgt dafür, dass Hermès auch in schwierigen Zeiten profitabel wächst. Im ersten Halbjahr 2025 stieg der Umsatz währungsbereinigt um 8 % auf 8 Mrd. Euro, der bereinigte Konzerngewinn legte um 6 % auf 2,5 Mrd. Euro zu.
Der schwache Aktienkursverlauf in diesem Jahr zeigt aber, dass Anleger die hohen Bewertungsprämien auch bei Hermès zunehmend hinterfragen. Mit einem 2026er-KGV von 41 ist die Aktie nämlich keineswegs günstig. Und der vierstellige Preis je Anteilsschein verleiht einem Investment zusätzlich einen exklusiven Charakter. Gleichwohl steht der Konzern für operative Spitzenmargen von rund 40 % und dürfte auch in den kommenden Jahren ein zweistelliges Gewinnwachstum liefern. Im Vergleich zu den heimischen Wettbewerbern LVMH und KERING bleibt Hermès damit die attraktivere Wahl.
Brunello Cucinelli: Tradition trifft Ethik
Exklusives bietet auch Brunello Cucinelli mit seiner Kaschmir-Bekleidung. Das 1978 gegründete italienische Familienunternehmen hat sich bewusst für das edle Material entschieden, das als nachhaltig gilt und bei richtiger Pflege Jahrzehnte überdauert. Die Unternehmensführung folgt klaren ethischen Prinzipien: Näherinnen und Schneiderinnen verdienen rund 20 % mehr als branchenüblich, Manager höchstens das Achtfache einfacher Mitarbeiter. Und produziert wird ausschließlich in Italien.
Etwa zwei Drittel des Umsatzes erzielt Cucinelli über eigene Monomarken-Läden. Regional verteilen sich die Erlöse breit auf Amerika (37 %), Asien (27 %), Europa (25 %) und den Heimatmarkt Italien (11 %). Mit dieser Strategie konnte das Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren den Umsatz auf 1,28 Mrd. Euro mehr als verdoppeln und den operativen Gewinn um 256 % auf 230 Mio. Euro steigern.
Für 2025 erwartet das Management ein Umsatzplus von rund 10 %, ein Spitzenwert im europäischen Luxussegment. Analysten prognostizieren in den kommenden drei Jahren zudem Gewinnsteigerungen im mittleren zweistelligen Bereich. Damit stehen die Chancen gut, dass die Aktie ihren langfristigen Aufwärtstrend fortsetzt.
Moncler: spekulative Einstiegschance?
Mit einem 2026er-KGV von unter 20 notiert die Moncler-Aktie am unteren Ende seiner zehnjährigen Bewertungsbandbreite. Der Titel hat in den vergangenen drei Jahren eine Berg- und Talfahrt hingelegt und befindet sich aktuell wieder im Abwärtstrend, da sich das Wachstum abflacht. Analysten erwarten für die kommenden zwei Jahre dennoch ein durchschnittliches Gewinnplus im unteren zweistelligen Bereich.
Ausgehend von seinen Wurzeln als exklusiver Bergsportausrüster hat sich der italienische Konzern mit seinen Daunenjacken als Lifestylemarke im Luxussegment etabliert. Die hochpreisigen Kollektionen sichern operative Margen von über 30 %. Im ersten Halbjahr 2025 sank der Konzerngewinn jedoch um 15 % auf 153,7 Mio. Euro, während der Umsatz leicht auf 1,23 Mrd. Euro zulegte. Belastend wirkten steigende Marketingausgaben sowie schwächere Direktvertriebserlöse in Europa und Asien.
Für Anleger eröffnet sich also eine spekulative Chance auf die Trendwende in den nächsten Quartalen. Und Moncler gilt als Übernahmekandidat, beispielsweise für LVMH. Deren Beteiligung an der Investmentgesellschaft Double R, die Moncler-Chef und Hauptaktionär Remo Ruffini gehört, nährt entsprechende Spekulationen.
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